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Continental-Personalchefin: „Wir haben künftig einen anderen Bedarf an Mitarbeitern“

Ariane Reinhart äußert sich nach der Verkündung des Sparprogramms. Die Conti-Personalvorständin will Mitarbeiter weiterqualifizieren – und ihre Zahl in Deutschland stabil halten.

Ariane Reinhart, Personalvorstand von Continental, setzt auf die Weiterbildung der Mitarbeiter. Foto: dpa
Ariane Reinhart, Personalvorstand von Continental, setzt auf die Weiterbildung der Mitarbeiter. Foto: dpa

Continental hat ein drastisches Sparprogramm ausgearbeitet. Bis zu 20.000 Arbeitsplätze des Zulieferers sind vom Wandel in der Automobilbranche betroffen, allein in Deutschland sind es 7000. Viele Beschäftigte, die bei Continental Komponenten für Verbrennungsmotoren herstellen, werden ihren Job verlieren.

Laut Personalvorständin Ariane Reinhart werde die Mitarbeiteranzahl in Deutschland aber stabil bleiben. „Es ist nicht so, dass wir für unsere 62.000 Mitarbeiter in Deutschland zu wenig Arbeit hätten. Wir haben künftig nur einen anderen Bedarf an Mitarbeitern“, sagt Reinhart.

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Die 49-Jährige sieht künftig großen Bedarf an Softwareentwicklern und Mechatronikern – und setzt auf das Weiterbildungsprogramm beim Zulieferer. Auf diese Weise versucht der Konzern zahlreiche Mitarbeiter in Zeiten der Elektromobilitätswende mitzunehmen.

Reinhart weist die Kritik der Gewerkschaften zurück, dass Managementfehler aus der Vergangenheit unter anderem für die Sparmaßnahmen verantwortlich seien. „Derzeit haben wir es mit großen technologischen Umbrüchen zu tun. Zeitgleich kommen konjunkturelle Herausforderungen dazu“, sagt sie. „Es sind immer vielfältige Faktoren, die zu so einer Situation führen.“

Mit den geplanten Maßnahmen versuche Continental, wettbewerbsfähig zu bleiben. „Unseren Arbeitnehmervertretern ist unser Kosten- und Wettbewerbsdruck bekannt und wir müssen hier in Deutschland deswegen eine Wertschöpfung betreiben, die sich auszahlt und die wettbewerbsfähig ist.“ Nur so könne der Konzern die Löhne, die Sozialabgaben und die Energiekosten, wie sie in Deutschland vorherrschen, bezahlen.

Lesen hier das gesamte Interview:

Frau Reinhart, in den kommenden zehn Jahren werden in Deutschland 7000 Continental-Arbeitsplätze vom Wandel in der Autobranche betroffen sein. Wie viele dieser Arbeitsplätze werden nach zehn Jahren noch übrigbleiben?
Wir gehen derzeit davon aus, dass wir hinsichtlich der Mitarbeiterzahl in Deutschland absolut gesehen stabil bleiben werden, weil parallel zu möglichem Wegfall zusätzliche Arbeitsplätze in Wachstumsfeldern entstehen. Denn es ist nicht so, dass wir für Mitarbeiter in Deutschland zu wenig Arbeit hätten. Wir haben künftig nur einen anderen Bedarf an Mitarbeitern.

Welche Berufe werden denn in der Zuliefererbranche künftig gefragt sein?
Im Zuge der Elektromobilitätswende werden Entwickler von Software und Leistungselektronik noch stärker gefragt sein.

Und was passiert mit Mitarbeitern aus anderen Bereichen, zum Beispiel Spezialisten für Verbrennungsmotoren? Die können ja schlecht in Experten für Elektromotoren umgeschult werden.
Das sehe ich anders. In Rahmen unserer Qualifizierungsmaßnahmen haben wir beispielsweise bereits 120 Mechanik-Ingenieure und Experten für Verbrennungsmotoren zu Elektroingenieuren umgeschult. Außerdem bieten wir intern verschiedene Weiterbildungen an, um beispielsweise Mitarbeiter zu Mechatronikern – ebenfalls ein Beruf, der künftig sehr gefragt sein wird – umzuschulen.

Continental hat angekündigt, neue Jobs in den neuen Wachstumsfeldern der Automobilindustrie zu schaffen. Von wie vielen Arbeitsplätzen sprechen wir hier?
Wir planen mittelfristig bis zu 22.000 Mitarbeiter im Softwarebereich zu beschäftigen. Das sind 3000 mehr als derzeit. Aufgrund der Regulierung und des Wandels zum Elektromotor beschleunigt sich Entwicklung, dass wir künftig andere Kompetenzen benötigen. Deswegen ist die vorausschauende Perspektivqualifizierung für unsere mehr als 62.000 Mitarbeiter in Deutschland ein ganz wichtiges Thema.

Die Gewerkschaften kritisieren unter anderem, dass Continental im Rahmen seiner Strukturanpassung nicht nur Stellen abbaut, sondern Arbeitsplätze von Deutschland ins Ausland verlagert. Wie bewerten Sie die Kritik?
Unseren Arbeitnehmervertretern ist unser Kosten- und Wettbewerbsdruck sowie die von Kunden gewünschte Marktnähe bekannt und wir müssen hier in Deutschland deswegen eine Wertschaffung betreiben, die sich auszahlt und die wettbewerbsfähig ist. Nur so können wir die Löhne und die Sozialabgaben, die wir in Deutschland haben, bezahlen.

Üblicherweise werden Arbeitsplätze in der Fertigung ins Ausland mit niedrigeren Lohnkosten verlagert. Am Standort Babenhausen allerdings, sollen bis Ende 2021 auch Stellen in der Forschung- und Entwicklung ausgelagert werden.
Das Wichtigste ist, dass der Standort Babenhausen erhalten bleibt. Wir haben da sehr gute Ingenieure und Softwareentwickler. Das ist aber natürlich auch ein Bereich, der einem starken Kostendruck unterliegt, zum Beispiel durch asiatische Wettbewerber aus dem Bereich der Konsumelektronik und IT. Was die Produkte betrifft, müssen wir deswegen schauen, dass wir hier nicht den Anschluss verlieren. Daraus ergeben sich wiederum auch Chancen für den Standort.

In welche Länder sollen die Arbeitsplätze verlagert werden?
Das ist noch nicht beschlossen.

Die IG Metall und auch die IG BCE sprechen auch von Managementfehlern, die in der Vergangenheit begangen wurden, für die nun die Mitarbeiter geradestehen müssen. Wie begegnen Sie dieser Kritik?
Sparmaßnahmen haben immer vielfältige Gründe. Derzeit haben wir es mit großen technologischen Umbrüchen zu tun. Zeitgleich kommen konjunkturelle Herausforderungen dazu. Jeden Monat werden die Produktionszahlen in der Automobilindustrie zurückgenommen und da hängen wir natürlich als Zulieferer mit drin. Es sind immer vielfältige Faktoren, die zu so einer Situation führen. Wir setzen uns mit den Themen auseinander und wir gehen damit entsprechend vorausschauend und verantwortlich um.

Wie beurteilen Sie den Standpunkt der Gewerkschaften, dass sie den Standortschließungen nicht zugestimmt haben und eigentlich ergebnisoffen über diese weitere Entwicklung der betroffenen Standorte diskutieren möchten.
Der Aufsichtsrat hat zunächst eine Prüfung der einzelnen Standorte beschlossen. Er werden mögliche Szenarien und Lösungsansätze analysiert. Management und Arbeitnehmervertreter vor Ort werden gemeinsame Lösungsansätze ausarbeiten.

Welchen Anteil haben die Umweltpolitik der Bundesregierung und die Abgasvorschriften am Stellenabbau bei Continental?
Das Thema Regulierung fällt in eine Zeit, in der wir es – wie bereits beschrieben – mit technologischen Herausforderungen zu tun haben. Sie beschleunigt die Entwicklung neuer Technologien, zum Beispiel im Antriebsbereich.

Sehen Sie die Politik in der Pflicht, die Autobranche in diesen Zeiten stärker zu unterstützen?
Der Gesetzgeber und vor allem die Bundesagentur für Arbeit haben uns bei der Weiterqualifizierung der Mitarbeiter gut unterstützt. Ich glaube aber, dass man beim Thema lebenslanges Lernen ein bisschen mehr Fantasie entwickeln müsste sowie die Forschungsförderung stärken sollte.

Im sächsischen Limbach werden 860 Stellen abgebaut. Sehen Sie in Anbetracht der Strukturschwäche dieser Region und dem Ausgang der Landtagswahlen in Sachsen nicht einen gewissen sozialen Sprengstoff, so eine Maßnahme durchzuführen?
Das ist in der Tat nicht so einfach. Auch als Unternehmen hat man eine Verantwortung, dass demokratieuntergrabende Parteien dort keine keinen Nährboden bekommen. Deswegen ist eine vertrauensvolle Kommunikation mit den Arbeitnehmervertretern wichtig.

Die lokalen Gewerkschaften haben angekündigt, dass Sie um jeden Arbeitsplatz kämpfen werden. Rechnen Sie mit Streiks?
Das würde nicht zur Bewältigung der bevorstehenden Aufgaben beitragen. Wir arbeiten ja bereits an nachhaltigen Konzepten und neuen Lösungsansätzen.
Frau Reinhart, vielen Dank für das Gespräch.