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Hypo Real Estate prüft Schadensersatz gegen Ex-Vorstand

Immobilienfinanzierer HRE - Hypo Real Estate prüft Schadensersatz gegen Ex-Vorstand

Der Vorstand des Münchener Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate hat nach Erkenntnissen eines Sonderprüfers im Vorfeld der Finanzkrise schwere Management-Fehler gemacht. Für den Beinahe-Zusammenbruch der Bank seien Vorstandschef Georg Funke und seine Kollegen aber nicht verantwortlich zu machen, heißt es in dem am Dienstag nach sieben Jahren vorgelegten, 600 Seiten starken Gutachten des Wirtschaftsprüfers Wolfgang Russ. Kurz nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers musste die Hypo Real Estate (HRE) 2008 mit 9,8 Milliarden Euro frischem Kapital und staatlichen Garantien von bis zu 124 Milliarden Euro gerettet werden.

„Die HRE wird sorgfältig prüfen, ob sich aus dem Gutachten Anhaltspunkte für Schadensersatzansprüche gegen die früheren Vorstandsmitglieder ergeben“, heißt es aus der Bank. „Da das Gutachten aber gerade erst veröffentlicht wurde, sei diese Prüfung aber natürlich noch nicht abgeschlossen.“

Russ macht in dem Gutachten „deutliche Defizite“ beim Management der Liquiditätsrisiken aus. Dieses sei „teilweise nicht angemessen“ gewesen. „Die operative Liquiditätssteuerung war damit (...) nicht mehr ausreichend verlässlich möglich“ erklärte der oberste Wirtschaftsprüfer der Kanzlei Ebner Stolz. Spätestens im April 2008, als die Lage an den Finanzmärkten unruhiger wurde, hätte der Vorstand der HRE umsteuern müssen. Die HRE und ihre kurz vorher erworbene Tochter Depfa hatten in großem Maße Fristentransformation betrieben, also langlaufende Kredite kurzfristig refinanziert. Das wurde ihr zum Verhängnis.

Die Versäumnisse und das Festhalten an der Finanzierungs-Strategie seien jedoch nicht der Grund für die Beinahe-Pleite der Bank, konstatierte Russ. Daran sei der Zusammenbruch des Finanzsystems nach dem Aus für Lehman schuld. Beim Kauf der Depfa Bank 2007, mit der sich die HRE weitere Risiken ins Haus geholt hatte, habe der Vorstand zwar Fehler gemacht, insgesamt sei er aber nicht zu beanstanden.

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Die Hauptversammlung der HRE hatte 2009 die Sonderprüfung beschlossen, um die Verantwortung des Vorstands zu prüfen. Der Bund als einziger Aktionär der verstaatlichten Bank hatte 2012 aber einen Teil der Fragen ausgeklammert und diese stattdessen in einem vertraulichen Gutachten prüfen lassen.

Ob sich Funke auch vor Gericht verantworten muss, ist offen. Das Landgericht München prüft die Anklage der Staatsanwaltschaft aus dem Jahr 2014 immer noch. Der ehemalige Bank-Chef selbst war zuletzt als Immobilienmakler auf Mallorca aufgetaucht.

Die HRE existiert als Zwischenholding immer noch. Über sie hält der staatlichen Bankenrettungsfonds seine Beteiligung von 20 Prozent an der Deutschen Pfandbriefbank (pbb), mit der die werthaltigen Teile der HRE vor gut einem Jahr wieder an die Börse gebracht worden waren. Der Rest wird über die staatliche „Bad Bank“ FMS Wertmanagement abgewickelt.

KONTEXT

Die Rechtsstreitigkeiten rund um Heta und Hypo-Alpe-Adria

Neuestes Urteil

Die österreichische "Bad Bank" Heta Asset Resolution wurde am 8. Mai vom Landgericht München verurteilt, 2,3 Milliarden Euro an ihre frühere Muttergesellschaft, die Bayerische Landesbank zurückzuzahlen. Das Landgericht verwarf die Abwicklungsstrategie Österreichs als nicht rechtskonform. Der Zusammenbruch der Hypo Alpe-Adria hat eine ganze Reihe von Rechtsstreitigkeiten ausgelöst. Eine Übersicht über die wichtigsten Verfahren.

Quelle: Bloomberg

BayernLB gegen Hypo Alpe

Die Klage, über die das Landgericht München im Mai entschied, war 2012 eingereicht worden. Die Landesbank forderte Rückzahlung von Krediten in Höhe von 2,4 Milliarden Euro, nachdem Hypo Alpe in jenem Jahr die Rückzahlung verweigert hatte. Hypo Alpe argumentierte, die Kredite ersetzten Eigenkapital, da die Bank bereits in Schwierigkeiten war, als die Darlehen gewährt wurden. Das Gericht wies auch die Widerklage von Hypo Alpe zurück, in der die österreichische Bank forderte, die BayernLB müsse bereits gewährte Zahlungen auf die Kredite erstatten, Gesamtsumme rund 3,4 Milliarden Euro. Heta hat angekündigt, Berufung einzulegen.

Heta Gläubiger gegen Heta

Die FMS Wertmanagement, die Bad Bank der ehemaligen Hypo Real Estate, hat Heta in Frankfurt verklagt, nachdem Heta eine am 6. März fällige Anleihe mit einem Volumen von 450 Millionen Euro nicht zurückzahlte, von der FMS Anteile im Volumen von 200 Millionen Euro hielt. Die NRW Bank hat Heta ebenfalls in Frankfurt verklagt, dem Gerichtsstand nach für die meisten dieser Anleihen. Die österreichische Finanzmarktaufsicht FMA hatte Heta angewiesen, die Zahlungen auszusetzen.

Heta-Gläubiger und Andere gegen Österreich

Der österreichische Verfassungsgerichtshof muss sich mit Verfahren von Gläubigern und Abgeordneten sowie Vorlagen von Instanzgerichten wegen des Sondergesetzes auseinandersetzen, mit dem die Wiener Regierung nachrangige Hypo-Alpe-Anleihen im Volumen von etwa 800 Millionen Euro erlöschen ließ. Das Gericht plant, bis Oktober zu entscheiden, ob das Gesetz verfassungskonform ist.

Heta-Gläubiger gegen Kärnten

Die BIW Bank für Investments & Wertpapiere verklagte am 17. April das österreichische Bundesland Kärnten, um es zu zwingen, als Bürge für die Heta-Anleihen zu zahlen.

Österreich gegen BayernLB

Österreich hat die frühere Eigentümerin der Hypo Alpe, die Bayerische Landesbank, am 19. Dezember auf Zahlung von 3,5 Milliarden Euro verklagt. Die BayernLB habe die österreichische Regierung nicht ausreichend über den Zustand der Hypo-Alpe informiert, als das Land die Bank 2009 rettete, so das Argument. Die Summe spiegele den "realen Preis" wider, den die BayernLB bei der notfallmäßigen Verstaatlichung hätte zahlen müssen, erklärte der österreichische Finanzminister Hans Jörg Schelling.

BayernLB gegen ehemalige Hypo-Alpe-Aktionäre

Die BayernLB hat 2011 einen der Hauptaktionäre der Hypo Alpe verklagt, von dem sie die Bank 2007 gekauft hatte. Die Bank verlangte, die Akquisition rückgängig zu machen, und argumentierte, der Aktionär habe das Eigenkapital der Hypo Alpe überbewertet. Das Handelsgericht Wien wies die Klage am 12. Dezember ab. Die BayernLB habe die Hypo Alpe so unbedingt kaufen wollen, dass die Täuschung unerheblich für die Transaktion gewesen sei. Die BayernLB hat angekündigt, in Berufung zu gehen.

Österreichische Strafverfahren gegen ehemaliges Hypo-Management

Vor österreichischen Gerichten wurden mehrere Strafverfahren gegen ehemalige Manager der Hypo Alpe geführt, unter anderem gegen den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Kulterer. Kulterer und mehrere andere wurden wegen Untreue, Bilanzfälschung und anderen Vergehen zu Haftstrafen verurteilt. Kulterer sitzt seit Mai 2014 im Gefängnis. Am 12. Januar begann ein weiterer Prozess um die Hypo Alpe in Klagenfurt.

BayernLB gegen Österreich

Die BayernLB verklagte Österreich am 17. Dezember auf Rückzahlung von 2,4 Milliarden Euro an Krediten, die Hypo Alpe nicht zurückzahlen wollte. Nach Auffassung der BayernLB hatte Österreich die Rückzahlung im Verstaatlichungsvertrag garantiert. Österreich weist diese Forderung zurück. Die BayernLB hat außerdem Verfassungsbeschwerde gegen das Hypo-Alpe-Gesetz eingelegt, das auch rund 800 Millionen Euro an Krediten der BayernLB wertlos machte.

Deutsche Strafverfahren gegen ehemaliges BayernLB-Management

Am 27. Oktober verurteilte ein Münchener Gericht den ehemaligen BayernLB-Vorstandschef Werner Schmidt wegen Korruption im Zusammenhang mit dem Hypo-Alpe-Kauf zu einer Haftstrafe auf Bewährung sowie einer Geldstrafe. Untreue-Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegen Schmidt wurden vom Gericht zurückgewiesen.

Hypo-Alpe gegen ehemalige Aktionäre

Die Hypo Alpe Adria verklagte ehemalige Aktionäre, darunter das Bundesland Kärnten, wegen Bilanzfälschung, mit der die Zahlung einer Sonderdividende vor dem Verkauf an die BayernLB ermöglicht werden sollte. Das Verfahren ist seit dem 24. Februar 2014 vor einem Gericht in Klagenfurt anhängig. Seit dem 1. Dezember ist das Verfahren ausgesetzt, solange die Staatsanwaltschaft in der Sache ermittelt.

Österreichisches Strafverfahren wegen Heta-Bestechung

Weggefährten des verstorbenen Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider wurden 2012 zu Haftstrafen verurteilt, weil sie wegen des Verkaufs der Hypo Alpe Adria an die BayernLB 2007 Geld erhalten hatten.