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HSBC-Analyse: Grenke weist die meisten Vorwürfe überzeugend zurück

Ein HSBC-Analyst stuft Grenke zum Kauf ein. Das Unternehmen hätte die meisten Vorwürfe überzeugend zurückgewiesen. Ein Vorwurf scheint jedoch fair zu sein.

Hinter den Vorwürfen von Viceroy vermutet der Konzerngründer simple finanzielle Motive. Foto: dpa
Hinter den Vorwürfen von Viceroy vermutet der Konzerngründer simple finanzielle Motive. Foto: dpa

Die Grenke AG hat die meisten Vorwürfe des Leerverkäufers Fraser Perring „überzeugend zurückgewiesen“. Zu dieser Einschätzung kommt Johannes Thormann von HSBC Trinkaus & Burkhardt in einer Analyse.

„Während die Bar-Position jetzt klar bewiesen ist und die neuen Geschäftspraktiken akzeptabel erscheinen, da sie nur B2B-Kunden betreffen, müssen die Transaktionen mit verbundenen Parteien überprüft und dieses Problem besser früher als später vollständig geklärt werden“, schrieb Thormann in der Notiz, die das Datum vom Freitag trägt.

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Perring hatte Grenke vergangenen Monat vorgeworfen, Akquisitionen von Franchisefirmen zu nutzen, um zu verschleiern, dass ein Großteil der ausgewiesenen liquiden Mittel nicht existiere. Das Unternehmen wies die Anschuldigungen zurück.

An einem Vorwurf scheint etwas dran zu sein

„Ein Vorwurf scheint jedoch fair zu sein: der, der sich auf Transaktionen mit verbundenen Parteien bezieht“, schrieb Thormann.

In der Vergangenheit hatte Grenke Franchise-Unternehmen genutzt, um in neue Märkte zu expandieren. Geschäftsführer dieser Firmen waren häufig ehemalige Mitarbeiter von Grenke, die Minderheitsbeteiligungen besaßen, während die Kapitalmehrheit „bei verschiedenen Finanzinvestoren, darunter der CTP Handels- und Beteiligungs GmbH“ lag, wie Grenke vergangenen Monat erklärte. Nach typischerweise vier bis sechs Jahren erwarb das Unternehmen die Franchise-Firmen.

Seit Anfang dieses Jahres ist Wolfgang Grenke, der sein Aufsichtsratsmandat derzeit ruhen lässt, eigenen Angaben zufolge der alleinige Eigner der CTP-Muttergesellschaft Sacoma AG. Unklar ist, wer Sacoma davor kontrolliert hatte. Das wirft Fragen zu möglichen Interessenskonflikten auf.

„Trotzdem entscheiden wir im Zweifelsfall für den Moment zugunsten des Firmengründers Wolfgang Grenke und des Managements und behalten unsere Kaufempfehlung bei, obwohl wir auch zugeben, dass nicht viel Spielraum für Fehler bleibt“, schrieb Thormann.

Unter den Analysten, die von Bloomberg beobachtet werden, ist Thormann der einzige, der die Grenke-Aktie zum Kauf einstuft. Einige seiner Kollegen, darunter von M.M. Warburg, hatten die Bewertung des Titels nach Veröffentlichung des Shortseller-Berichts ausgesetzt. Thormann sieht das Kursziel für Grenke jetzt bei 65 Euro, verglichen mit zuvor 89 Euro.

Untersuchungen der Bafin

Die Aufsichtsbehörde Bafin hat derweil mehrere Untersuchungen im Zusammenhang mit Grenke eingeleitet.

Nachdem die Vorwürfe Mitte September bekannt wurden, hatte sich zunächst die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) mit der Jahresbilanz 2019 von Grenke beschäftigt. Dass die Bafin zwei Wochen später die Prüfung übernahm, ist ein seltener Vorgang. „Hintergrund ist unter anderem, dass die Aufsicht bereits eine Sonderprüfung nach Paragraf 44 Kreditwesengesetz durchführt und beide Prüfungen denselben Gegenstand betreffen“, erklärte die Bafin.

Anders als bei Wirecard untersteht bei Grenke die gesamte Unternehmensgruppe der Aufsicht der Bafin. Deshalb kann die Bonner Behörde dort Sonderprüfungen durchführen.

Die Erklärung der Bafin zeigt jedoch, dass die Sonderprüfung nicht der einzige Grund für die Übernahme der Bilanzkontrolle ist. Die Behörde hat nach dem bisherigen Austausch mit der DPR offenbar Zweifel, dass die Prüfstelle in der Lage ist, die Situation bei Grenke umfassend aufzuklären.

Das Unternehmen selbst beauftragte Warth & Klein Grant Thornton sowie KPMG LLP mit Prüfungen. Vergangene Woche erklärte Grenke, KPMG habe Bestätigungen von mehr als 98% der ausgewiesenen Bankguthaben vorliegen.

Geldwäsche-Vorwürfe

Zudem ist Grenke in den Fokus der „Financial Intelligence Unit“ (FIU) geraten, der Geldwäsche-Spezialeinheit des Zolls. Derzeit habe die FIU „acht Verdachtsmeldungen identifiziert“, die im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen Unternehmen der Grenke-Unternehmensgruppe stehen könnten, so das Bundesfinanzministerium.

Denn Viceroy Research, das Analysehaus, hinter dem Shortseller Fraser Perring steht, hatte auch behauptet, die Grenke-Bank sei in schmutzige Geschäfte verwickelt, darunter in die Zahlungsabwicklung für betrügerische Tradingseiten und Plattformen für binäre Optionen.

„Grenkes Bank ist für die Erträge aus Verbrechen und für Geldwäsche eingesetzt worden und könnte die Lizenz verlieren“, heißt es im Report. Dieser rückt das Leasingunternehmen wiederholt in die Nähe der Machenschaften beim Zahlungsdienstleister Wirecard, der im Zuge eines milliardenschweren Bilanzskandals untergegangen war.

Die Grenke AG hatte die Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen. Im Interview mit dem Handelsblatt hatte Konzerngründer Wolfgang Grenke erklärt: „Ich habe nichts zu verbergen.“

Hinter den Vorwürfen von Viceroy vermutet Wolfgang Grenke simple finanzielle Motive. „Der Angriff ist offensichtlich mit Eigeninteresse verbunden. Mindestens drei Wochen lang wurden Positionen aufgebaut und für die Leihe der Aktien extrem hohe Prämien gezahlt. Dass Aktien geliehen werden, um dann den Kurs nach unten zu holen, ist ja nicht unbekannt.“