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Honig ist aktuell teuer: Warum das für Imker ein Problem ist

Gepanschte Ware wird zunehmend zum Problem

Honig ist ein beliebtes Lebensmittel: Rund ein Kilo vertilgt jeder Deutsche pro Jahr. Doch in letzter Zeit ist der gelbe Brotaufstrich im Schnitt mehr als 20% teurer geworden. Was die Preise treibt - und warum das zum Problem für die Imker und Verbraucher wird.

Gibt es hochwertigen Honig bald nur noch zu einem hohen Preis? (Bild: Getty)
Gibt es hochwertigen Honig bald nur noch zu einem hohen Preis? (Bild: Getty) (Westend61 via Getty Images)

Aktuell sind viele Lebensmittel teurer denn je, doch besonders auffällig ist der Preisanstieg für viele beim Honig - zumindest, wenn man auf qualitativ hochwertige Ware setzt. Hier ziehen die Preise seit Monaten deutlich an.

Deutschland kann seinen Bedarf an Honig nur zu 28 Prozent mit der heimischen Produktion decken - deshalb gehört die Bundesrepublik zu den größten Honig-Importeuren der Welt.

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Grafik: Wichtigste Lieferländer für Honigimporte nach Deutschland 2022

Grafik: Statista, Quelle: Statistisches Bundesamt
Grafik: Statista, Quelle: Statistisches Bundesamt

Der hohe Preisanstieg liegt deshalb nicht zuletzt am Ukrainekrieg: Die Ukraine gehört zu den wichtigsten Honiglieferanten für Deutschland. Vor dem Krieg produzierte das Land jährlich über 65.000 Tonnen Honig, der Großteil war für den Export bestimmt. Der sogenannte "Honiggürtel" mit riesigen Imkereien liegt im Süden und Osten der Ukraine - mitten in am stärksten von den Kämpfen betroffenen Gebieten.

Im vergangenen Jahr wurde aufgrund des russischen Angriffskrieges etwa 40 Prozent weniger Honig in der Ukraine hergestellt, die Prognose für 2023 fällt noch schlechter aus.

Argentinien, ebenfalls eines der wichtigsten Erzeugerländer für Honig und wichtiger Importeur für Deutschland, leidet ebenfalls unter einer hohen Inflation von zuletzt fast 100 Prozent, was auch die dortigen Imker zu spüren bekommen.

Doch das verknappte Angebot aufgrund des Kriegs ist nicht der einzige Grund, warum die Honigpreise in die Höhe schnellen. Laut dem Deutschen Berufs und Erwerbs Imker Bund (DBIB) haben Imker hierzulande seit Monaten mit deutlich gestiegenen Produktionskosten zu kämpfen. Die Bienenhaltung ist teurer geworden, da durch die Inflation die Preise für Zucker, Gläser, Transport und die technische Einrichtung immens gestiegen sind. Imkereien in Deutschland zahlen für das Futter ihrer Bienen aktuell fast das Doppelte im Vergleich zum Vorjahr, die Gesamtkosten für Imker sind etwa 30 bis 40 Prozent höher als 2022.

Das Problem: Während die Imker hierzulande ihre Preise deutlich erhöhen müssen, bieten viele Discounter billige gefälschte Produkte aus dem Ausland an, die für Kunden oft nicht als Fälschung zu erkennen sind.

Wenn ein Supermarktkunde den scheinbar viel günstigeren Honig aus dem Ausland angeboten bekommt, sei es für ihn laut laut dem Imkerbund besonders schwer, die Preissteigerung von mehr als 15 Prozent beim einheimischen Honig mitzutragen. Importierter verfälschter “Honig“ kostet laut Imkerbund im Laden nur etwa die Hälfte von hochwertigem einheimischem Honig - und steht in Discountern wie Lidl oder Aldi immer häufiger in den Regalen.

Honig gehört zu den am häufigsten verfälschten Lebensmitteln auf dem deutschen Markt. Am häufigsten wird Zuckersirup in den Honig gemischt, obwohl das Beimischen von Sirup zu Honig nach EU-Recht verboten ist.

Doch laut Foodwatch werden die Täuschungen immer ausgeklügelter, so dass viele Kunden nichtsahnend zugreifen.

Die Grafik zeigt: Etwa ein Kilogramm Honig isst jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr

Grafik: Statista
Grafik: Statista

Die EU ist nach den USA der zweitgrößte Honigimporteur der Welt und kontrolliert den importierten Honig regelmäßig. Mit dem Bericht „From the Hives“ veröffentlichte die EU-Kommission kürzlich ihre Ergebnisse einer 2021 und 2022 durchgeführten Aktion zur Honigauthentizität von importiertem Nicht-EU Honig.

Das erschreckende Ergebnis: Knapp die Hälfte der Proben (46 %) steht unter Verdacht einer Verfälschung, d.h. der Honig wurde meist mit Zuckersirup verlängert.

Damit hat sich die Zahl der gestreckten Produkte seit 2017 verdreifacht. Besonders oft sind laut dem Bericht Proben aus China und der Türkei als gepanscht aufgefallen. Im Bericht der Kommission wird auch die Verwendung von Zusatzstoffen und Farbstoffen moniert, die nur schwer zurückverfolgt werden können.

„Das ist kein Honig. Das ist Panscherei“, betonte Frank Filodda, Vorstandsvorsitzender des Honig-Verbands kürzlich die Position des Branchenverbands hinsichtlich der Ergebnisse der EU-Aktion. Der Honig-Verband hat sich zur Aufgabe gemacht, die einwandfreie Qualität von Honig auf dem europäischen und deutschen Markt sicherzustellen und setzt sich seit vielen Jahren für die Verbesserung und Standardisierung der Analysemethoden ein.

Die Ukraine gehört zu den größten Honigproduzenten. Aber auch gestiegene Energiekosten, Inflation in den Erzeugerländern und Nachwirkungen der Corona-Pandemie machen sich beim Honigpreis bemerkbar. (Bild: Getty)
Die Ukraine gehört zu den größten Honigproduzenten. Aber auch gestiegene Energiekosten, Inflation in den Erzeugerländern und Nachwirkungen der Corona-Pandemie machen sich beim Honigpreis bemerkbar. (Bild: Getty) (Alicia Llop via Getty Images)

Insgesamt gibt es hierzulande mehr als 150.000 Imker, die etwa eine Millionen Bienenvölker halten. In den allermeisten Fällen handelt es sich um Freizeitimker, doch es gibt auch etwa 5.000 Berufs- und Erwerbsimkereien. Besonders letztere stehen aktuell laut Deutschen Berufs und Erwerbs Imker Bund (DBIB) vor einer finanziellen Krise. Darum fordert der Verband nun, Hersteller von verfälschtem Honig vom Import in die EU auszuschließen.

Auch der Honig-Verband hält es für dringend erforderlich, dass die EU-Kommission jetzt die Bekämpfung von Honigverfälschungen intensiviert.

Bis dahin sollten Verbraucher beim Kauf genau hinschauen, wenn sie auf qualitativ hochwertigen Honig Wert legen. Honig mit dem Gütesiegel "Echter deutscher Honig" darf etwa ausschließlich aus Deutschland stammen und muss "naturbelassen" sein, das heißt, ihm darf nichts entzogen oder hinzugefügt werden.

Video: Schamlos gepanscht - der Honig, den wir essen, ist wahrscheinlich keiner