Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.161,01
    +243,73 (+1,36%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.006,85
    +67,84 (+1,37%)
     
  • Dow Jones 30

    38.239,66
    +153,86 (+0,40%)
     
  • Gold

    2.349,60
    +7,10 (+0,30%)
     
  • EUR/USD

    1,0699
    -0,0034 (-0,32%)
     
  • Bitcoin EUR

    58.935,29
    -1.166,38 (-1,94%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.304,48
    -92,06 (-6,59%)
     
  • Öl (Brent)

    83,66
    +0,09 (+0,11%)
     
  • MDAX

    26.175,48
    +132,30 (+0,51%)
     
  • TecDAX

    3.322,49
    +55,73 (+1,71%)
     
  • SDAX

    14.256,34
    +260,57 (+1,86%)
     
  • Nikkei 225

    37.934,76
    +306,28 (+0,81%)
     
  • FTSE 100

    8.139,83
    +60,97 (+0,75%)
     
  • CAC 40

    8.088,24
    +71,59 (+0,89%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.927,90
    +316,14 (+2,03%)
     

Hedgefonds wetten mehr als eine Milliarde Euro gegen Deutsche Bank und Commerzbank

Die Deutsche Bank und die Commerzbank sind im Visier von Short-Spekulanten. Das muss nicht zwangsläufig schlecht für die weitere Kursentwicklung sein.

Mit über einer Milliarde Euro wetten vier verschiedene Hedgefonds auf weiter fallende Kurse bei den Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank. Besonders im Fokus steht Deutschlands größtes Geldhaus: Vier internationale Investmentfirmen haben derzeit 979 Millionen Euro darauf gesetzt, dass der Kurs der „blauen Bank“ fällt. Dagegen fallen die 172 Millionen Euro, die der US-Hedgefonds AQR Capital Management auf schwächere Notierungen bei der „gelben Bank“ setzt, vergleichsweise gering aus.

Die vier Fonds haben laut aktuellem Stand 4,85 Prozent des gesamten ausgegebenen Aktienkapitals der Deutschen Bank verkauft. Bei der Commerzbank sind es lediglich 1,6 Prozent.

Was sind Leerverkäufe?

Bei Leerverkäufen leihen sich die Investoren Aktien von Unternehmen, bei denen sie mit Kursverlusten rechnen. Dem Verleiher zahlen sie dafür eine Gebühr. Die Papiere verkaufen sie und hoffen darauf, dass die Notierungen fallen. Dann können sie die Aktien später günstiger zurückkaufen und an den Verleiher zurückgeben. Der Gewinn für den Leerverkäufer ist dann die Differenz zwischen Verkaufs- und Kaufpreis abzüglich der Leihgebühr.

WERBUNG

Wie groß die Positionen auf deutsche Aktien sind, zeigt eine Übersicht der entsprechenden Handelsblatt-Datenbank. Die Onlineanwendung zeigt alle Leerverkäufe von Investoren („Positionsinhaber“), die mehr als 0,5 Prozent der ausstehenden Aktien eines Unternehmens („Aktiengesellschaft“) ausmachen und im „Bundesanzeiger“ veröffentlicht werden. Dieser dient den deutschen Behörden neben dem Bundesgesetzblatt als Veröffentlichungsorgan für wichtige Bekanntmachungen.

Die Handelsblatt-Datenbank zeigt: Vor allem der US-Hedgefonds AQR Capital Management setzt auf fallende Kurse und hat neben den 1,6 Prozent bei der Commerzbank bei der Deutschen Bank eine Shortposition in Höhe von 2,4 Prozent. Der vom US-Milliardär Cliff Asness gegründete Fonds gilt als einer der am schnellsten wachsenden Vermögensverwalter weltweit. Daneben sind noch Marshall Wallace (1,34 Prozent), Capital Fund (0,6 Prozent) sowie World Quant (0,51 Prozent) aktiv.

Deutschlands größtes Geldhaus kämpft derzeit mit zwei enormen Problemen.

Schwäche Nummer eins: Die Kosten liegen im Branchenvergleich viel zu hoch. Die Frankfurter müssen über 90 Cent ausgeben, um einen Euro einzunehmen, daran hat sich seit 2012 kaum etwas geändert.

Problem Nummer zwei: Der Bank brechen die Erträge weg. Seit nunmehr sieben Quartalen in Folge erodieren die Einnahmen. Deswegen hat sich der Kurs von 17,12 Euro Mitte Dezember 2017 bis zum Allzeittief von 8,75 Euro Ende Juni 2018 fast halbiert.

Auf der anderen Seite ist eine Wette auf fallende Kurse für einen Hedgefonds nicht ungewöhnlich. Teilweise dienen solche Geschäfte auch zur Absicherung von Long-Positionen. So hat beispielsweise AQR Capital Management laut der Nasdaq-Datenbank von seinem 96 Millionen US-Dollar umfassenden Portfolio an der US-Technologiebörse 14,5 Prozent in Finanzwerte investiert. Insgesamt verwaltet der Fonds 224 Milliarden US-Dollar.

Sollten die Finanzwerte weltweit nachgeben, hätte der Hedgefonds bereits eine Rendite erzielt, wenn die US-Finanztitel im Vergleich zu ihren deutschen Pendants weniger verlieren. Das wäre auch umgekehrt der Fall, wenn die amerikanischen Finanzpapiere stärker steigen als die Kurse der deutschen Banken.

Die Hedgefonds setzten nicht nur in Deutschland, sondern noch stärker in Italien auf fallende Kurse von Finanzwerten. Neben kleineren Leerverkäufen der Aktien von Unicredit (0,58 Prozent) und Intesa Sanpoalo (0,57 Prozent) des US-Fonds Bridgewater sind vor allem Banco Popolare (Banco BPM) und BPER (ehemals Banca Popolare Emil Romagna) im Visier der Short-Seller. Bei der Banco Popolare haben beispielsweise insgesamt acht Hedgefonds 6,21 Prozent des gesamten Kapitals leerverkauft.

Denn die italienischen Banken ächzen noch immer unter der Last notleidender Kredite. Noch immer stehen hochgradig ausfallgefährdete Kredite im Volumen von mehr als 200 Milliarden Euro in den Büchern italienischer Kreditinstitute.

Hinzu kommt: Allein die italienischen Banken halten Staatsanleihen ihres Heimatlandes im Wert von 342 Milliarden Euro in ihren Büchern. Mit den steigenden Risikoaufschlägen sinken automatisch die Kurse dieser alten, niedriger verzinsten Papiere. Sollten die Kursverluste an den Anleihemärkten anhalten, könnte die Bankenkrise, die sich mit der milliardenteuren Rettung der Monte dei Paschi di Siena vorerst beruhigt hatte, schnell wieder ausbrechen.

Milliardenschwere Short-Spekulationen erlebt der deutsche Aktienmarkt in diesem Jahr nicht zum ersten Mal. Bereits Ende Januar 2018 hat der US-Hedgefonds Bridgewater das Gründers Ray Dalio massiv auf fallende Kurse bei mehreren Dax-Werten gesetzt. Zu Hochzeiten, zum Beispiel Ende März, betrug diese Summe mehr als acht Milliarden Euro. Aufschlussreich ist dabei der zeitliche Vergleich zwischen der Short-Spekulation und der Dax-Entwicklung.

Das Volumen der Bridgewater-Short-Spekulation entsprach anfangs dem Umsatzvolumen einer Aktie an jeweils rund zwei Handelstagen – was sehr hoch ist. Weil der Dax-Crash Ende Januar/Anfang Februar mit dem Beginn der Leerverkäufe zeitlich übereinstimmt, wurde Bridgewater von einigen Börsianern eine Mitschuld an dieser Entwicklung gegeben. In diesem Zeitraum rutschte das deutsche Börsenbarometer um rund zehn Prozent ab. Denn der erste Teil eines Leerverkaufs besteht aus dem Verkauf der geliehenen Aktien.

Doch es gibt noch einen zweiten Teil des Geschäfts: den anschließenden Rückkauf der geliehenen Aktien, möglichst natürlich zu einem niedrigeren Preis als beim Verkauf.

Zwar lässt sich im Rückblick der Bridgewater-Spekulation keine exakte Gewinn-und-Verlust-Bilanz ziehen, auch, weil die Einstands- und Ausstiegspreise nicht bekannt wurden. Schließlich müssen nur Leerverkaufspositionen oberhalb von 0,5 Prozent veröffentlicht werden. Doch die Bayer-Aktie beispielsweise stieg seit der Veröffentlichung der Bridgewater-Leerverkäufe bis zum Ende der Spekulationen kontinuierlich. Es war wohl eine einzelne Fehlspekulation.

Ein komplett anderes Bild zeigte die Deutsche Bank: Hier hat die Spekulation von Ray Dalio auf fallende Kurse bestens funktioniert. Das Wertpapier von Deutschlands größtem Geldhaus fiel seit Ende Januar 2018 bis Mitte April um rund 25 Prozent und hat im Verlauf niemals den Startwert wieder erreicht.

Die wichtige Frage lautet nun: Wann trennen sich die vier Fonds von ihren Leerverkäufen auf die Deutsche Bank in Höhe von knapp einer Milliarde Euro? Denn das Ende solch einer massiven Short-Spekulation läutet in vielen Fällen Kurssteigerungen ein. So wie bei Bridgewater: Als der US-Hedgefonds mit dem zweiten Teil seiner Leerverkäufe begann, also die jeweiligen Aktien kaufte, begann der Dax mit der Erholung.

Das Dax-Jahrestief betrug 11.787 Zähler am 26. März. Am 19 April fielen Spekulationen von Bridgewater unter die meldepflichtige Schwelle von 0,5 Prozent. An diesem Tag notierte der deutsche Leitindex oberhalb von 12.500 Zählern. So betrachtet sind die weiteren Aussichten für den Kurs der Deutschen-Bank-Aktie nicht unbedingt schlecht.