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Der MDax-Konzern aus Niedersachsen überrascht im Naturkatastrophen-Jahr 2017 positiv und häuft mehr Gewinn als der größere Rivale aus München an. Der Rückversicherer hilft seinem Glück allerdings auch nach.

Der MDax-Konzern aus Niedersachsen überrascht im Naturkatastrophen-Jahr 2017 positiv und häuft mehr Gewinn als der größere Rivale aus München an. Der Rückversicherer hilft seinem Glück allerdings auch nach.

Es ist eine Hackordnung, die unumstößlich scheint. Ganz vorne unter den großen, deutschen Rückversicherern steht die Munich Re – und die Konkurrenz folgt in gemessenem Abstand hinterdrein. Doch zumindest im abgelaufenen Jahr hat sich diese Rangfolge nun beim Blick auf das Jahresergebnis umgekehrt.

Anders als sein größerer Wettbewerber schaffte der MDax-Konzern Hannover Rück trotz Wirbelstürmen im Gesamtjahr noch ein unerwartet deutliches Plus. Obwohl die Orkane Harvey, Irma und Maria die Hannoveraner Milliarden Euro kosteten, prognostiziert der Konzern für das vergangene Jahr unter dem Strich nun ein Überschuss von 950 Millionen Euro, nach 1,17 Milliarden Euro ein Jahr zuvor, wie Konzernchef Ulrich Wallin am Mittwoch in einer Telefonkonferenz sagte. Ursprünglich hatten die Analysten im Schnitt nur mit 800 Millionen Euro gerechnet. Wallin gelingt damit ein im Vergleich zum größeren Rivalen mehr als doppelt so hohes Ergebnis.

Die Niedersachsen sind damit auf den ersten Blick deutlich glimpflicher durch das für die Branche schwere Jahr 2017 gesteuert als der Dax-30-Konzern nahe des Englischen Gartens. So hatte die Serie von Wirbelstürmen im Herbst bei der Munich Re einen Großteil des Gewinns weggefegt.

Bei den Münchenern stand im vergangenen Jahr unter dem Strich nur noch ein Überschuss von 392 Millionen Euro, 85 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Dividende bleibt jedoch in München mit 8,60 Euro je Aktie trotzdem stabil. Ein Vorgehen, das die Hannover Rück nun ebenfalls mit einer stabilen Ausschüttung von 5,00 Euro pro Aktie ins Auge fasst. Die Ausschüttungspläne dürften vor allem deren Mehrheitseigner Talanx erfreuen. Der Mutterkonzern erwartet nunmehr einen Jahresgewinn von 670 Millionen Euro, nachdem die Prognose zuvor bei 650 Millionen Euro gelegen hatte.

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Schon im laufenden Jahr wird sich die Rangfolge im Prestigeduell der Rückversicherer voraussichtlich jedoch wieder normalisieren. So peilt Wallin zwar für 2018 einen Nettokonzerngewinn in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro an, wenn es zu keinen ungewöhnlich hohen Großschäden im laufenden Jahr kommt. Doch die Pläne der wesentlich größeren Munich Re gehen deutlich über diese Zahl hinaus: Der Dax-30-Konzern strebt einen Überschuss von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro an, „vielleicht geht da auch noch etwas on top“, wie Finanzchef Jörg Schneider am Vortag erläuterte.

Dass der Rangwechsel eine Eintagsfliege bleibt, liegt auch darin begründet, dass die Hannoveraner die Zahlen mit einem ungewöhnlichen Mittel aufpolierten. So verkauften die Niedersachsen bereits im dritten Quartal ihr fast eine Milliarde Euro schweres Portfolios börsennotierter Aktien, womit außerordentliche Erträge in Höhe von 223,3 Millionen Euro realisiert wurden. Ein Schritt, der angesichts der jüngsten Börsenturbulenzen im Nachhinein wohl vorerst als kluger Schachzug gewertet werden muss.

Die Munich Re dagegen hatte im vierten Quartal ihre Aktienquote sogar noch weiter ausgebaut – und sieht angesichts der jüngsten Schwankungen sogar noch Potenzial, den Anteil von Wertpapieren weiter leicht zu erhöhen. Wallin sieht dagegen vorerst noch keine neuen Einstiegskurse an der Börse.

Die Hoffnungen der beiden Rückversicherer ruhen im laufenden Jahr nun vor allem auf einer Preiswende am Markt für Naturkatastrophen. Die Verhandlungen mit den Erstversicherern über neue Verträge zum Jahreswechsel machen den Firmen Mut - auch wenn die Preissteigerungen weniger hoch ausfielen als erhofft. „Die Erneuerungsrunde ist insgesamt erfolgreich für die Hannover Rück verlaufen“, betonte Wallin. Der Marktführer Munich Re nutzte die Erholung dazu, fast ein Fünftel mehr Geschäft zu zeichnen.

Auch die Hannover Rück baute ihr Geschäft deutlich aus. Das Prämienvolumen in der traditionellen Schaden-Rückversicherung sei um 12,7 Prozent gesteigert werden, sagte der Konzernchef der Niedersachsen. „Die Ergebnisse der Vertragserneuerung schaffen eine solide Grundlage für die Ziele, die wir uns für 2018 gesetzt haben“, betonte Wallin. So habe die Hannover Rück insgesamt die Raten um 1,4 Prozent verbessern können.

Analyst Edward Morris von der Investmentbank JP Morgan wies in einer ersten Einschätzung darauf hin, dass die Hannoveraner damit die Preise stärker gesteigert hätten als der Kontrahent Munich Re, der am Vortag von einem Plus von 0,8 Prozent berichtet hatte. Die Investoren reagierten erfreut: Die Aktie der Hannoveraner legte zeitweise an der Börse um knapp drei Prozent zu.

In den vergangenen Jahren waren die Preise kontinuierlich gesunken, weil es kaum Großschäden gab und vor allem viele Hedgefonds auf dem Markt für neue Konkurrenz sorgten – und dies die Prämien nach unten trieb. Die schweren Hurrikans im vergangenen Jahr könnten nun eine Wegscheide markieren. Insgesamt blieben die Versicherer nach Branchenschätzungen auf rund 135 Milliarden Dollar Naturkatastrophenschäden sitzen.

Doch die großen Rückversicherer setzen offensichtlich darauf, dass die Wirbelstürme den Preisrutsch, der die Branche jahrelang geprägt hatte, nachhaltig gestoppt hat. Es ist für die Branche zwar kein Anlass zu Überschwang, aber immerhin etwas, was sie ebenfalls mehrere Jahre vermisst haben: eine Wende nach oben.