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Grundgehalt ab 4.500 Euro, 8000 offene Stellen: So attraktiv kann ein Karriereeinstieg im Öffentlichen Dienst sein

Die Erfahrungen während der andauernden Corona-Krise haben einen großen Einfluss auf die erste Stelle, die sich Schul- oder Hochschulabsolventen nach ihrem Abschluss suchen. Sicherheit im Job, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ein gutes Gehalt sowie gerechte Aufstiegschancen – das ist es, was viele junge Menschen zurzeit suchen, die in den Job einsteigen.

Die Studierendenstudie von Ernst & Young, veröffentlicht im Dezember 2020, fördert große Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei ihren ersten Wunscharbeitgebern zutage. Die Unternehmensberatung fragte im vergangenen Jahr mehr als 2.000 Studierende, wo sie nach dem Abschluss gerne arbeiten würden. Dabei spielt der Bund als Arbeitgeber eine wichtige Rolle – aber vornehmlich beim weiblichen Geschlecht.

37 Prozent der Frauen gaben an, dass sie den öffentlichen Dienst, einen Job in der Kultur oder Wissenschaft bevorzugen. Hingegen streben nur 16 Prozent der Männer einen Start bei einer Behörde wie zum Beispiel einem der Ministerien, der Verwaltung, den Gerichten, der Polizei oder den Universitäten an. Die Mehrheit der Männer, nämlich 69 Prozent, zieht es beim Karrierestart in ein großes mittelständisches Unternehmen oder einen Konzern.

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Das liegt vor allem daran, dass Sicherheit im Job bei Studierenden im ersten Corona-Jahr an oberster Stelle steht, so der Befund der Studie. 67 Prozent der Befragten geben an, dass für sie Jobsicherheit das wichtigste Kriterium beim Berufseinsteig ist. 2018, in der früheren Auflage der Studie, waren es noch 57 Prozent. Erst an zweiter Stelle steht das Gehalt: 55 Prozent sehen dieses als besonders wichtig an (2018 waren es nur 44 Prozent). Auf Platz drei steht bereits die Vereinbarung von Karriere und Familie.

Grundgehalt startet bei etwa 4.500 Euro in der Gehaltsklasse A13

Der Jobeinstieg bei Behörden ist auch deswegen attraktiv, weil es mehrere Möglichkeiten gibt. Der Verfassungsschutz, der vor vier Wochen seinen Auftritt im Web komplett erneuert hat und sich als attraktive Arbeitgebermarke positioniert, wirbt etwa besonders um MINT-Kräfte, also zum Beispiel Mathe, Informatik, Physik oder Wirtschaftsinformatik.

Wer einen Bachelor in einem MINT-Fach hat, kann direkt mit der Gehaltsklasse A13 anfangen. Das Grundgehalt ist abhängig vom Bundesland, startet aber ungefähr um die 4.500 Euro. Im ersten Berufsjahr erwerben die Anfänger dann ihr spezielles Wissen für den Nachrichtendienst. Als Voraussetzung gilt eine Bachelor-Note von mindestens 3,0 sowie die Überzeugung, beim Verfassungsschutz richtig zu sein. Da dieser im Geheimen operiert, müssen die Bewerber diskret sein.

Besonders Juristen bevorzugen eine Stelle beim Staat. Befragt nach den Branchen, die für ihre beruflichen Pläne attraktiv sind, gab jeder zweite Befragte in der EY-Studie den öffentlichen Dienst an. Die Zeit, in denen sich Großkanzleien die besten Bewerber wie Rosinen aus dem Kuchen aussuchen konnten, geht wohl also zu Ende. Zwölf-Stunden-Tage kommen im Vokabular der Generation Z nicht vor. Ihnen schwebt eine Work-Life-Balance vor, wie sie Kanzleien oder einige Konzerne nach wie vor nicht bieten.

Hinzu kommt, dass der Bund derzeit viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sucht und gezielt anwirbt. In den nächsten Jahren gehen die Baby-Boomer in Rente. Es wird schwierig sein, alle Stellen in der Verwaltung, in Schulen, Krankenhäusern, Kitas, Finanzämtern, Bürgerämtern, Gerichten, Polizeidienststellen oder Staatskanzleien gut zu besetzen. Denn es fehlen jetzt schon qualifizierte Kräfte.

Derzeit gibt es mehr als 8.000 freie Stellen im Staatsdienst

Das Portal bund.de, bei dem alle freien Stellen im Staatsdienst gemeldet werden, hat derzeit mehr als 8.000 freie Stellen zu besetzen. Gesucht werden Berufsanfänger, Abiturienten, erfahrene Kräfte sowie Auszubildende und Studierende. Das Suchportal bietet die Möglichkeit, die Suche örtlich einzukreisen und nur nach Jobs in der eigenen Stadt zu fahnden. Denn viele Absolventen möchten in der Nähe ihres Wohnorts bleiben. Auch dies ist ein Trend, der sich immer weiter verstärkt. Nicht zuletzt aufgrund der hohen Mietpreise in der großen Städte bietet der Heimatort manchem Absolventen gute Wohnmöglichkeiten über vorhandene Kontakte.

Das Gehalt stimmt ebenfalls beim Arbeitgeber Staat. Natürlich werden hier keine Spitzengehälter wie in den Führungsebenen der Konzerne gezahlt. Dafür ist der Verdienst aber verlässlich, die Arbeitnehmer unkündbar. Im Netz gibt es Gehaltsrechner, mit denen jeder ausrechnen kann, wie viel er oder sie für einen Job bekommt. Auf der Gehaltsebene der Besoldungsgruppen E13 E14 zum Beispiel verdienen fachlich qualifizierte Mitarbeiter zwischen circa 4.400 und 6.200 Euro im Monat, je nach Entwicklungsstufe der Karriere. Zu den Jobs gehören zum Beispiel Dozenten an Universitäten, Kinder- und Jugendpsychotherapeuten beim Land Berlin, Geoinformatiker bei der Autobahn GmbH des Bundes oder Apotheker an der Charité.

Zum Gehalt kommen Zulagen, etwa eine Kinderzulage. Neben dem herkömmlichen Kindergeld gibt es im öffentlichen Dienst pro Kind 140 Euro on top. Wochenendarbeit wird zusätzlich bezahlt, ebenso Arbeiten, die unter Gefahren ausgeübt werden – hier gilt die Gefahrenzulage. So erfährt das Grundgehalt noch eine attraktive Aufwertung und kommt dem Wunsch der jungen Berufsanfänger nach einer guten Bezahlung nach.

Je länger die Pandemie andauert, desto attraktiver wird der Bund wohl als Arbeitgeber. Denn nach der Wahl im September werden viele Firmen in die Insolvenz gehen und tausende Mitarbeiter entlassen müssen. Grund genug, sich vorher über den öffentlichen Dienst schlau zu machen – und dort die Berufseinstiegschancen zu nutzen.