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Wie in einer großen Familie

Große Einigkeit dank guter Zahlen: Auf der Continental-Hauptversammlung demonstrieren Vorstand und Aktionäre ihre Harmonie. Nur beim Thema Vergütung gibt es kurz etwas Unruhe. Und Conti droht wieder eine Kartellstrafe.

Die Versammlung hat den Charakter eines freundlichen Familientreffens. Vor dem Congress Centrum in Hannover gibt es am Freitagvormittag keine Proteste, zügig und ohne Behinderung kommen die Continental-Aktionäre in die Halle hinein. Auch dort wird es den ganzen Vormittag über sehr ruhig und mit großer Gelassenheit zugehen: Im Unterschied zu vielen anderen Unternehmen gibt es bei Continental keinen einzigen Gegenantrag für die Tagesordnung.

Der Zulieferkonzern hat seine Aktionäre mindestens zufriedengestellt, wenn nicht sogar glücklich gemacht. Das fünfte Jahr in Folge gibt es eine höhere Dividende, 4,25 Euro pro Aktie werden dieses Mal ausgeschüttet, 13 Prozent mehr als zwölf Monate zuvor. Weil die Geschäfte gut laufen und die Gewinne weiter sprudeln, geben sich auch die sonst sehr kritischen Kleinaktionäre zufrieden.

Alexander Richard von Vietinghoff-Scheel von der Schutzgemeinschaft DSW spricht von „sehr, sehr guten Zahlen“. Der Vorstand möge doch den Dank der Anteilseigner an die gesamte Belegschaft weiterreichen. Umsatz und Konzernergebnis sind im vergangenen Jahr um gut drei Prozent auf 40,5 Milliarden und auf 2,9 Milliarden Euro angestiegen.

Auch im laufenden Jahr geht es bei Continental weiter nach oben. Der bereinigte Betriebsgewinn ist im ersten Quartal leicht auf rund 1,2 Milliarden Euro gestiegen, vor Jahresfrist hatte ein Betriebsgewinn von rund 1,1 Milliarden Euro zu Buche gestanden. Der Umsatz erhöhte sich in den ersten drei Monaten um 11,7 Prozent auf elf Milliarden Euro. Die US-Geschäfte laufen nicht mehr ganz so gut, die Einbußen kann Conti allerdings mit den wachsenden Umsätzen in Europa und in China ausgleichen.

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Vorstandschef Elmar Degenhart sprach auf der Hauptversammlung von einem „gelungenen Start ins neue Jahr“. Continental wachse schneller als die wichtigsten Märkte. Der Zulieferkonzern aus Hannover werde deshalb problemlos seine angekündigten Ziele für das gesamte Jahr 2017 erreichen können. Der Umsatz soll um sechs Prozent auf 43 Milliarden Euro steigen, die bereinigte operative Umsatzrendite (also nach Zu- und Verkäufen) soll bei 10,5 Prozent liegen. Das ist nicht ganz so gut wie 2016, als Continental 10,8 Prozent erreicht hatte. Wegen höherer Rohstoffkosten ist insbesondere die Reifensparte in diesem Jahr unter Druck, Continental rechnet daraus mit einer Zusatzbelastung von 500 Millionen Euro.

Conti-Chef Degenhart erzählt auf dem Aktionärstreffen im Rückblick über das vergangene Jahr. Die Reifensparte hat zum ersten Mal mehr als 150 Millionen Pneus produziert. „Das verdient Applaus“, ruft der Vorstandsvorsitzende seinen Anteilseignern zu. Und da sich jeder in der Halle über die guten Ergebnisse des Zulieferers aus Hannover freut, folgen die Aktionäre natürlich dem Aufruf des Konzernchefs – und es gibt den eingeforderten Beifall für die Reifensparte.

Allerdings droht Continental nach sieben Jahren erstmals wieder eine Kartellstrafe. Außerdem muss der Konzern viel Geld für Garantieleistungen aufbringen. Für beides hat das Unternehmen im vergangenen Jahr Rückstellungen von einer knappen halben Milliarde Euro gebildet. Konzernchef Degenhart verspricht seinen Aktionären, dass sich so etwas nicht so schnell wiederholen werde. Das Compliance-System von Conti werde dafür sorgen, dass es keine neuen Kartellstrafen gebe.


Conti setzt auf Digitalisierung und Elektrifizierung

Wie die gesamte Automobilbranche steht auch der Continental-Konzern vor einem grundlegenden Umbau. Digitalisierung und Elektrifizierung krempeln die Automobilproduktion um, auf lange Sicht wird kein Stein auf dem anderen bleiben. Conti-Chef Degenhart warnt allerdings davor, ein zu schnelles Ende des Verbrennungsmotors herbeizureden. „Diesel- und Benzinmotor haben ihren Zenit erst noch vor sich“, sagt er. Continental bereite sich darauf vor, beide Antriebsarten noch umweltgerechter zu machen.

Mit dem Elektroauto wird es nach den Worten Degenharts erst nach dem Jahr 2025 richtig aufwärts gehen. Dann besäßen die batteriegetriebenen Fahrzeuge eine ausreichende Reichweite, außerdem gebe es keine Preisunterschiede zu Autos mit Verbrennungsmotor mehr. Conti bereite sich auf den Wandel vor. „Wir haben allen Grund zur Zuversicht“, sagt Degenhart. Die Aufwärtstendenz sei ungebrochen, im Jahr 2020 will der Konzern aus Hannover einen Umsatz von 50 Milliarden Euro erreichen.

Auch für einen klassischen Zulieferer wie Continental werden Dienstleitungen im Bereich der Mobilität und Software-Produkte immer bedeutender. Aktuell liegt der Umsatz dieser Dienste bei jährlich etwa 500 Millionen Euro. Degenhart kündigte auf dem Aktionärstreffen an, dass es in drei Jahren schon eine Milliarde Euro sein soll.

Eine kurze Kontroverse brandet im Congress Centrum in Hannover auf, als Aktionäre über Veränderungen der Vorstandsvergütung diskutieren wollen. Der Aufsichtsrat hat sich bereits dafür ausgesprochen, dass Elmar Degenhart und seine Kollegen etwas mehr Geld bekommen sollen. Jetzt muss auch die Hauptversammlung dieser Erhöhung zustimmen.

Die fixe Vergütung des Vorstandschef soll um sieben Prozent von 1,35 auf 1,45 Millionen Euro jährlich ansteigen. Elmar Degenhart soll auch beim variablen Gehaltsanteil mehr bekommen, geplant ist eine Erhöhung dieser Komponente von maximal 33 Prozent. In der Summe könnte Degenharts gesamte Vergütung pro Jahr dadurch um bis zu 29 Prozent zulegen. Für die anderen Vorstandsmitglieder bleibt das fixe Gehalt gleich, der variable Anteil soll um bis zu 18 Prozent steigen. Die gesamte Vergütung der Vorstandsmitglieder würde um 14 Prozent wachsen.

Christian Rettkowski von der Kleinaktionärsvereinigung SdK hielt die Erhöhung für nicht angemessen. „Erst vor drei Jahren ist ein neues Vergütungssystem beschlossen worden“, sagte er. Doch Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle nahm den Kleinaktionären schnell den Wind aus den Segeln. Schon vor drei Jahren sei eine regelmäßige Überprüfung der Vorstandsvergütung beschlossen worden, nichts anderes sei jetzt passiert. Ein unabhängiger Berater habe Continental die Erhöhung vorgeschlagen, mit seiner Vorstandsvergütung liege der Konzern jetzt im Mittelfeld. Und sofort gab es dafür wieder Beifall, die große Mehrheit der Aktionäre steht hinter Reitzle und der Erhöhung der Vorstandsgelder.

Bei Continental dominiert der Konsens, Konflikte spielen nur eine untergeordnete Nebenrolle, Lob steht im Vordergrund. „Conti liegt weit vorn“, sagt Aufsichtsratschef Reitzle und wendet sich direkt an Elmar Degenhart, „danke an Ihr Team.“ Die Hauptversammlung ist nach drei Stunden schon wieder beendet, alle Beschlüsse gehen glatt durch. Wo Einigkeit herrscht, geht es eben auch schnell.