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Grünes EU-Licht für braunen Strom: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Petra Sorge über unrealistische Ausstiegswünsche. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Die Braunkohle lebt

Der ostdeutsche Braunkohlegigant bekommt für den Kohleausstieg 2038 Staatshilfen: Die Europäische Kommission gibt grundsätzlich grünes Licht für den noch unter der Merkel-Regierung geschmiedeten Plan, der LEAG 1,75 Milliarden Euro zu zahlen. Allerdings nur für 1,2 Milliarden sofort, um Tagebaue zu sanieren und Jobverluste abzufedern — der Rest soll abhängig vom Marktgeschehen gemacht werden.

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Vor jeder Kraftwerksabschaltung muss die LEAG – ein Baustein im EPH-Geflecht des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky — also anhand von künftigen Strommarkt- und Zertifikatepreisen nachweisen, ob ihr tatsächlich Gewinne entgehen werden. Andernfalls gibt es gar kein Geld mehr. Was gut für den Steuerzahler klingt, hat einen Haken: Denn damit steigt der Anreiz für die LEAG, ihre Kraftwerke kurz vor einer jeden geplanten Abschaltung besonders stark auszulasten und teuer zu rechnen. Anlagen früher als geplant vom Netz zu nehmen, wäre wirtschaftlich überhaupt nur noch dann vertretbar, wenn die Emissions-Zertifikatepreise so durch die Decke gehen, dass Kohlekraft ein völliges Verlustgeschäft wäre.

Das ist allerdings höchst unwahrscheinlich: Denn Deutschland hat nichts, wenn weder Sonne noch Wind Strom produzieren, zumal die Details für die neuen, wasserstofffähigen Gaskraftwerke noch immer auf sich warten lassen. Und damit in den dreißiger Jahren nicht die Lichter ausgehen, hat die Bundesnetzagentur bereits gegen zahlreiche Kohlemeiler ein Schließungsverbot bis 2031 verhängt. Wie die Ampelkoalition so ihr Ziel erreichen will, den Kohleausstieg doch noch auf 2030 vorzuziehen, ist rätselhaft.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin und Alexander Kell: Willkommene Unterstützung, Windhorst entlastet, mehr Transaktionen, Dalio sieht Risiken, und teure Gesundheit.

Willkommene Unterstützung

SAP übernimmt die israelische WalkMe, deren Lösungen die Nutzer komplexer Firmensoftware beratend an die Hand nehmen und dem Management ermöglichen, Schwachstellen in Programmen zu erkennen. Die Walldorfer lassen sich den Zukauf rund 1,5 Milliarden Dollar kosten. Die SAP-Aktie liegt im Mittagshandel knapp 1% im Plus. Ein Gericht in Philadelphia hat die Strafzahlung, zu der Bayer in einem Glyphosat-Prozess verurteilt wurde, um rund 80% auf 400 Millionen Dollar reduziert. Im Januar hatte ein Geschworenengericht den Konzern zur Zahlung von 2,25 Milliarden Dollar verurteilt - der größten seit Beginn der Prozesse um den Unkrautvernichter Roundup im Jahr 2018. Eine “große Überraschung” ist das neue Urteil nicht, da die vorherige Summe als verfassungswidrig eingestuft wurde. Oddo BHF bleibt gegen über Bayer vorsichtig angesichts der Unwägbarkeiten, die mit noch 50.000 anhängigen Klagen einhergehen. Die Bayer-Titel notieren 0,6% fester. Wenn die EZB morgen wie erwartet die Zinsen senkt, dürfte das die Börsen im Euroraum auf neue Rekordniveaus treiben.

Windhorst entlastet

Lars Windhorst ist sein strafrechtliches Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Kreditwesengesetz losgeworden. Es ging dabei um ein Finanzierungsvehikel, mit dem Gelder an die Investmentfirma H2O Asset Management zurückgezahlt werden sollten. Die Berliner Staatsanwaltschaft fand keine Beweise, die eine Anklage gerechtfertigt hätte. Auch die Bafin hatte ein Verfahren dazu eingestellt. Am frühen Nachmittag will der umstrittene Investor auf einer Pressekonferenz über die Lage bei seinen angeschlagenen Werften Flensburger Schiffbau-Gesellschaft und Nobiskrug informieren. Ein Haftbefehl gegen Windhorst, den das Amtsgericht Hannover erlassen hatte, weil er einen Termin in einem Insolvenzverfahren hatte sausen lassen, ist ausgesetzt worden.

Mehr Transaktionen

Seinen ersten großen Auftritt auf der Hauptversammlung der Deutschen Pfandbriefbank hatte am Mittwoch Kay Wolf, der neue Chef des Immobilienfinanzierers. Dabei machte er deutlich, dass aktives Bilanz-Management für ihn eine Priorität sein wird. Erst vor wenigen Tagen hatte das Institut ein rund 900 Millionen Euro schweres Portfolio an Immobilienkrediten an Blackstone verkauft. Und dabei wird es möglicherweise nicht bleiben. “Transaktionen dieser Art sind nach meiner Überzeugung integraler Bestandteil des Geschäftsmodells einer Bank”, sagte Wolf. Zugleich bekräftigte er die Prognose, dass das Vorsteuerergebnis in diesem Jahr höher und die Risikovorsorge niedriger als 2023 ausfallen werden. Der seit März amtierende Wolf führt das Institut zu einer Zeit, in der die Europäische Zentralbank den Druck auf Immobilienfinanzierer offenbar erhöht. Sie könnte nach Bloomberg-Recherchen mehrere deutsche Häuser wie die Pfandbriefbank dazu drängen, für Ausfälle im Immobilienkredit-Bereich weitere Rücklagen zu bilden. Von wem höhere Vorsorge gefordert wird, sei indes noch unklar, ist zu hören.

Dalio sieht Risiken

Wer immer auch der nächste US-Präsident wird — eine Folge dürfte laut Ray Dalio ein verschärfter Wirtschaftskrieg mit China sein: „Es besteht ein großes Risiko von Wirtschaftssanktionen, die für die Welt wirklich schrecklich wären”, sagte der Milliardär und Gründer von Bridgewater Associates. Ingesamt trete die Welt aufgrund der enormen Verschuldung, der in den Industrieländern beispiellosen internen Konflikte und der Auseinandersetzungen zwischen Großmächten in eine Phase mit größeren Risiken ein. Hinzu kämen Naturkatastrophen, Pandemien und eine durch künstliche Intelligenz angetriebene industrielle Revolution. Als Anleger müsse man über Länder, Währungen und Anlageklassen hinweg effektiv diversifizieren. Neutrale Staaten wie die in Südostasien, Indien und sogar im Nahen Osten könnten attraktiv sein. In Indien hat Ministerpräsident Modi bei den Wahlen gerade seine Mehrheit im Parlament verloren. Erstmals seit seinem kometenhaften Aufstieg vor zehn Jahren ist er nun auf Verbündete angewiesen, um eine Regierung zu bilden. Seine beiden prospektiven Koalitionspartner sind notorisch unzuverlässig.

Teure Gesundheit

In keinem Land Europas müssen die Menschen anteilsmäßig so viel für Gesundheitsleistungen hinblättern wie in der Schweiz. Die Eidgenossenschaft ist auch eines der wenigen Beispiele in Europa, bei dem die Versicherungsbeiträge nicht an das Einkommen gekoppelt sind. Das derzeitige System gewährt einkommensschwachen Menschen zwar Prämienverbilligungen, auf die rund jeder vierte Schweizer einen Anspruch hat. Dennoch bleiben die Kosten hoch, insbesondere für die Ärmsten. Nun soll das Stimmvolk am 9. Juni über eine Bremse bei den Krankenkassenprämien befinden. Das aber “wird eng”, sagt der Zürcher Politologe Michael Hermann. Die Schweizer würden auch die Gesundheit als “eine Sache mit viel Eigenverantwortung” sehen. Allerdings hätten die Stimmbürger — womöglich angefeuert durch das staatliche Milliardenengagement bei der Rettung der Credit Suisse — zunehmend eher linksgerichtete Initiativen unterstützt. Befürchtungen, dass Städte und die französisch- und italienischsprachige Schweiz am ehesten von Umbauplänen profitieren würden, dürfte die Zustimmung in den deutschsprachigen und ländlichen Kantonen dämpfen.

Was sonst noch passiert ist

  • Vorlaufende Inflationsentwicklung

  • Höhere Treasury-Renditen

  • Rührige Aufsicht

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