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Grüner Treibstoff gilt als Hoffnungsträger für klimaneutrales Fliegen, wird die Flug-Preise aber teurer machen, sagt ein Experte

Vor wenigen Wochen erst eröffnet: Die SAF-Produktionsanlage in Werlte (Emsland).
Vor wenigen Wochen erst eröffnet: Die SAF-Produktionsanlage in Werlte (Emsland).

Das vielleicht nächste große Ding der Luftfahrt steht abseits der großen deutschen Verkehrsflughäfen; am nächsten ist der Flughafen Bremen. In der niedersächsischen Kleinstadt Werlte im Landkreis Emsland wurde vor wenigen Wochen mit Hochglanz-Prominenz aus Politik und Wirtschaft die weltweit erste industrielle Produktionsstätte für nachhaltiges Kerosin eingeweiht. Als Förderer mit dabei war unter anderem die Fluggesellschaft Lufthansa.

Vor wenigen Tagen wurde bekannt: Lufthansa will auch die nächste deutsche Produktionsstätte unterstützen – gemäß einer Absichtserklärung soll die im Raum Burghausen entstehen, einer Kleinstadt in Bayern, gut eine Autostunde vom Flughafen München entfernt. Die Anlage soll jährlich rund 50.000 Tonnen Power-to-Liquid-Flugkraftstoff herstellen können. Die Flugzeugflotte der Lufthansa hat 2020 im Schnitt 4,18 Liter Kerosin verbraucht, um einen Passagier hundert Kilometer weit fliegen zu können.

„Wir befinden uns – Stand heute – in einer Phase, in der nachhaltige Flugkraftstoffe nur in homöopathischen Dosen hergestellt werden“, erklärt Tobias Grosche, Aviation-Professor an der Hochschule Worms. Grundsätzlich aber seien die sogenannten „Sustainable Aviation Fuels“, kurz SAF, die größten Hoffnungsträger der Branche.

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Grund: Viele Probleme anderer alternativer Technologien wie den Elektro- und Wasserstoff-Antrieben haben sie nicht. Man kann sie in die bestehende Flughafen-Infrastruktur einfach einplanen und – mit nur wenigen Einschränkungen – die aktuellen Flugzeuge mit ihnen betanken. Airlines können also ihre bestehenden Flugzeuge behalten und trotzdem weniger CO2 ausstoßen.

Zwei Herstellungs-Methoden: Elektrizität und Biomasse

Es gibt zwei verschiedene Arten von nachhaltigen Kraftstoffen: Solche, die mithilfe von Elektrizität gewonnen werden – also die Power-to-Liquid-Flugkraftstoffe, wie sie im Emsland hergestellt und in Burghausen produziert werden sollen. Bei der Technologie entsteht aus regenerativ erzeugtem Strom, Wasser und CO2 ein Synthese-Gas, das zu Kerosin verarbeitet wird. Tobias Grosche weist darauf hin, dass diese Variante nur grün sei, wenn der benötigte Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wird.

Die andere Variante ist eine Herstellung aus Biomasse wie Pflanzenabfällen und Frittenfett – kurz: Produkte, die Kohlenstoff enthalten, aus denen dann Kerosin gemacht wird. Der Antrieb stehe aber in Konkurrenz zu anderen Mobilitätsträgern, die die Technologie ebenfalls nutzen wolllen.

Problem: Noch ist SAF teuer und limitiert

Die Produktion von nachhaltigen Flugkraftstoffen ist im Moment noch limitiert in Preis und Menge. „Treibstoffkosten machen rund ein Drittel der operativen Kosten insgesamt aus“, sagt Tobias Grosche. Da ein Antrieb aus Biomasse im Schnitt drei bis vier Mal teurer und ein Antrieb mit Power-to-Liquid sogar acht bis neun Mal teurer sei, könne man sich ausrechnen, was das für die Airlines wirtschaftlich bedeutet. Grosche geht fest davon aus, dass die Flugpreise deshalb langfristig steigen werden.

Freiwillig können Passagiere schon jetzt so viel Geld mehr für ihre Flüge zahlen, dass sie praktisch CO2-neutral unterwegs sind. Bei dem Kompensations-Portal „Compensaid“ von Lufthansa würde es zum Beispiel 202,24 Euro kosten, einen One-Way-Flug von Frankfurt am Main nach New York so zu kompensieren, als wäre er mit SAF betankt.

Heute darf höchstens 50 Prozent nachhaltiger Kraftstoff beigemischt werden

Noch gibt es keine Flüge, die ausschließlich mit nachhaltigen Flugkraftstoffen betankt werden. Denn: „Es gibt noch keine langfristigen Erkenntnisse, wie sich SAF langfristig auf einzelne Triebwerks-Komponenten auswirkt“, erklärt Grosche. Deshalb dürfen Flugzeuge bisher mit höchstens 50 Prozent SAF betankt werden – die andere Hälfte muss herkömmliches Kerosin sein. Grosche geht aber davon aus, dass die nächste Generation von Triebwerken von Anfang an für 100 Prozent SAF zertifiziert sein werden.

„Die Nachfrage nach diesen Treibstoffen steigt immer mehr. Je mehr und je effizienter produziert wird, desto eher gehen die Preise nach unten", so der Experte. Die EU plant, die Beimisch-Quote von SAF bis 2050 auf 60 Prozent festzulegen. Aber auch Airlines verpflichten sich selbst zu Quoten: United Airlines beispielsweise will bis 2030 bei einer SAF-Quote von zehn Prozent liegen.