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Goldlöckchen-Hoffnung der EZB muss langen Daten-Test bestehen

(Bloomberg) -- Die Europäische Zentralbank hofft darauf, dass die Löhne in der Eurozone gerade genug steigen, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, nicht aber die Inflation. Ob dieses “Goldlöckchen-Szenario” eintritt, wird in den kommenden Wochen eine lange Reihe von Daten zeigen, an denen sich entscheidet, wann die Zinsen gesenkt werden können.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Die neuen vierteljährlichen Projektionen, die auf der Ratssitzung der EZB in dieser Woche vorgestellt werden, dürften dabei einen leicht abgeschwächten Ausblick für die Preise zeigen. Das Hauptaugenmerk der Währungshüter liegt aber auf den Löhnen, die immer noch um mehr als das Doppelte des Inflationsziels von 2% steigen.

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Die Besorgnis ist so ausgeprägt, dass viele Währungshüter erst die Lohnentwicklung in den nächsten drei Monaten beobachten wollen, bevor sie mit einer Lockerung der Geldpolitik beginnen. Ihre Kollegen bei der Federal Reserve und der Bank von England schlagen sich mit demselben Dilemma herum.

Eine Senkung des Einlagensatzes von seinem historischen Höchststand von 4% ist daher nicht vor Juni zu erwarten. Eher könnte es noch länger dauern. Im vierten Quartal ist das Wachstum der Tariflöhne nur leicht gesunken. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, sieht die Lohnstückkosten weiterhin zu schnell steigen. “Ich glaube nicht an ein Goldlöckchen-Szenario”, sagt er. “Das Inflationsproblem ist noch nicht gelöst.”

EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel klang zuletzt optimistischer. Sie sagte kürzlich, das “Traumszenario” sei in Reichweite. Die Finanzminister und Notenbankchefs der G20 äußerten sich in São Paulo letzte Woche ähnlich.

Einige Indikatoren deuten tatsächlich in die richtige Richtung. Der Anstieg der Tariflöhne hat sich im vierten Quartal des vergangenen Jahres zum ersten Mal seit 2022 verlangsamt, nachdem er im vorangegangenen Zeitraum ein Rekordhoch erreicht hatte.

Von der EZB befragte Analysten weisen auch darauf hin, dass der Lohndruck ab 2024 nachlassen und das Lohnwachstum 2026 unter 3% fallen wird — ein Niveau, das allgemein als mit dem Inflationsziel von 2% vereinbar angesehen wird.

Aber das Bild ist nicht eindeutig. Einmalzahlungen in Deutschland könnten das Lohnwachstum Anfang des Jahres wieder ansteigen lassen, und ein neuer, vorausschauenderer Indikator der EZB zeigt, dass ein echter Wendepunkt noch nicht erreicht ist.

Und da die Dienstleistungen die dominierende Quelle des Verbraucherpreiswachstums geworden sind, könnte sich der Auftriebsdruck als hartnäckig erweisen — was laut Bank für Internationalen Zahlungsausgleich bedeutet, dass die Geldpolitik möglicherweise straffer bleiben muss, als wenn der Druck hauptsächlich von den Gütern ausgeht.

Commerzbank-Ökonom Krämer verweist auch auf die enttäuschende Produktivität. Daher “werden die Lohnstückkosten weiterhin zu schnell steigen, um mit dem Inflationsziel der EZB von 2% vereinbar zu sein”, sagt er. “Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass laut jüngsten Umfragen immer mehr Unternehmen wieder mit steigenden Preisen rechnen.”

Entscheidend ist, wie die Unternehmen auf die Lohnsteigerungen reagieren. Während die EZB davon ausgeht, dass sie einen gewissen Preisdruck durch Gewinneinbußen abfedern werden, ist der österreichische Notenbankchef Robert Holzmann anderer Meinung: Die Inflation werde “früher oder später” die Lohnerhöhungen widerspiegeln.

Was Bloomberg Economics sagt...

“Bloomberg Economics erwartet, dass Lagarde die Abwärtskorrekturen der Prognosen der EZB-Stabsökonomen nach der nächsten Sitzung am 6. und 7. März nutzen wird, um die Bühne für eine Zinssenkung zu bereiten, aber sie wird wahrscheinlich argumentieren, dass die Währungshüter sich nicht bewegen können, bis sie mehr Daten zu den Löhnen haben.”

—David Powell, Senior Euro-Area Economist.

Solche Faktoren erklären, warum die Währungshüter der EZB in der Diskussion über eine Lockerung der Geldpolitik zurückhaltend sind. Präsidentin Christine Lagarde sagte letzte Woche, dass das schwächere Lohnwachstum Ende letzten Jahres “ermutigend” sei, aber dass spätere Verhandlungsrunden für die Festlegung der Zinssätze entscheidend sein werden.

Einige glauben, dass die Vorstellungen der EZB Wirklichkeit werden können.

“Es gibt eindeutig eine Bandbreite des Lohnwachstums, die ‘genau richtig’ wäre, um die Inflation wieder auf das Zielniveau zu bringen”, sagt Dirk Schumacher, Leiter der europäischen Makroforschung bei Natixis. “Es ist schwierig zu sagen, wo genau dieser Bereich des Goldlöckchen-Lohnwachstums liegt”, aber die Gehaltserhöhungen müssten nicht unbedingt noch viel weiter sinken.”

Die aktuellen Daten geben jedoch weiterhin Anlass zur Besorgnis. Laut den am Freitag veröffentlichten Zahlen verlangsamte sich der Anstieg der Verbraucherpreise im Februar zwar auf 2,6%, doch lag dieser Wert über den Schätzungen der Analysten. Die Kerninflation — ohne Lebensmittel und Energie — überschoss ebenfalls.

Das Warten auf die Veröffentlichung der Daten kann frustrierend sein, ist aber wahrscheinlich unvermeidlich, meint Katherine Neiss, Chefvolkswirtin für Europa bei PGIM Fixed Income.

“Ich kann verstehen, dass die EZB nach dieser Erfahrung mit einer sehr hohen Inflation, die sehr unpopulär war und sich auf die Realeinkommen der Menschen ausgewirkt hat, vorsichtig sein wird”, sagte sie. “Ich habe viel Verständnis dafür, dass der EZB-Rat in den Daten verankert sehen will, dass die Löhne tatsächlich weiter sinken.”

Überschrift des Artikels im Original:ECB’s Goldilocks Inflation Vision to Be Tested by Data Drip Feed

©2024 Bloomberg L.P.