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Gewinn von Saudi Aramco bricht ein – Konzern überprüft Investitionen

Der Ölpreisverfall hat den Branchenprimus heftig getroffen. Die Förderung wird massiv gedrosselt. Die Rekorddividenden werden aber weiterhin gezahlt.

In der Coronakrise ist der Ölpreis weltweit abgestürzt. Das belastet auch die Geschäfte des weltgrößten Ölkonzerns Saudi Aramco im ersten Quartal massiv: Der Gewinn sank um ein Viertel auf 62,5 Milliarden Rial (umgerechnet 16,7 Milliarden Dollar). In den ersten drei Monaten des Jahres war die Ölnachfrage vor allem in Asien und später in Europa eingebrochen.

Ungeachtet des Gewinnrückgangs hält der weltgrößte Ölproduzent an seiner Rekorddividende von mindestens 75 Milliarden Dollar pro Jahr fest, die beim Börsengang im Dezember versprochen wurde. Alleine im ersten Quartal sollten 18,75 Milliarden Dollar und damit mehr als der Gewinn an die Aktionäre ausgeschüttet werden, teilte das Unternehmen in Dhahran im Osten des Landes mit. Für das vierte Quartal 2019, in dem der weltgrößte Börsengang stattgefunden hatte, seien 13,4 Milliarden Dollar ausgezahlt worden.

Trotz des erheblichen Gewinnrückgangs steht Aramco deutlich besser da als viele private Wettbewerber aus dem Westen: Royal Dutch Shell, Exxon Mobil, Total und BP waren im ersten Quartal teils erheblich in die Verlustzone gerutscht.

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Die negativen Zahlen seien „nicht überraschend“, sagte Saudi-Aramco-Chef Amin Nasser mit Blick auf die Corona-Pandemie. Er sehe aber „solide Gewinne und einen robusten Cashflow“. Allerdings werde das Unternehmen seine Investitionen überprüfen. Aramco profitiert im Vergleich zu allen anderen börsennotierten Ölkonzernen von niedrigen Förderkosten, die auf drei Dollar pro Barrel (159 Liter) geschätzt werden.

Mittlerweile haben sich die Ölpreise zwar wieder ein wenig erholt. Doch wie es für den Branchenriesen nun weitergeht, ist bei Analysten umstritten.

Im ersten Quartal hatte das Unternehmen laut Geschäftsbericht je Tag noch 9,8 Millionen Fass – und damit etwa jedes zehnte am Markt verfügbare Barrel Rohöl – gefördert. Allerdings hatte das saudi-arabische Energieministerium am Montag angekündigt, seine Ölförderung von Juni an freiwillig um eine weitere Million Barrel auf nur noch 7,5 Millionen Barrel täglich zu senken. Das wäre das Niveau von 2002.

Vor dem Kompromiss des Ölexportkartells Opec mit anderen wichtigen Förderstaaten, bei dem zur Stärkung des dramatisch gesunkenen Ölpreises drastische Produktionskürzungen vereinbart wurden, hatte das Land noch bis zu 12,3 Millionen Fass Rohöl am Tag gepumpt. Auch die mit Saudi-Arabien eng verbündeten Vereinigten Arabischen Emirate kündigten weitere Förderkürzungen von 100.000 Barrel an.

Aramcos weitere drastische Förderkürzung wirft am Markt Fragen auf: Allein technisch sei es eine gewaltige Herausforderung, so stark herunterzufahren, ohne dauerhaft die Ölquellen zu schädigen.

Saudi-Arabien sei zwar „zweifellos der Swing-Lieferant des Marktes“, sagte Harry Tchilinguirian, Leiter der Strategie für Rohstoffmärkte bei BNP Paribas. Aber ein derart großer Volumenumschwung innerhalb von nur ein paar Monaten sei „eine große Aufgabe“.

Zweifel an der Freiwilligkeit von Aramcos weiterer Förderreduzierung meldete indes Michael Hiley vom Energiehändler LPS Futures an: Dass Aramco dazu bereit sei, eine weitere Million Barrel zu kürzen, „bedeutet, dass sie keine Käufer für diese Million haben“.

Billiges Benzin für das Volk

Anleger reagierten erleichtert auf die Aramco-Zahlen: Der Kurs der Aktie stieg am Dienstag um 1,3 Prozent auf 31,30 Rial (8,33 Dollar) an Riads Börse Tadawul. Damit ist er wieder in die Nähe des Ausgabekurses von 32 Rial herangerückt, nachdem er seit gut acht Wochen unter dem Ausgabeniveau liegt – bis zum Dienstag in der Spitze bei nur 29,40 Rial.

Der saudi-arabische Börsenindex Tadawul All Share Index (Tasi) legte um 1,2 Prozent auf 6684 Punkte zu. Zu Jahresbeginn stand er indes noch bei 8354 Punkten und Mitte Juni 2019 sogar auf dem Höchststand von 9085 Punkten.

Schlecht ist in jedem Fall die Finanzlage des Konzerns: Denn in Riad kursieren Gerüchte, dass Aramco die 69,1 Milliarden Dollar für den Kauf von 70 Prozent des Petrochemiekonzerns Sabic vom saudi-arabischen Staatsfonds PIF vorerst nicht bezahlen wolle. Große Synergien mit Sabic kann sich Aramco zudem derzeit nicht erhoffen: Der Chemiekonzern vermeldete in der Vorwoche tiefrote Zahlen und drastische Investitionskürzungen.

Zugleich gab Aramco eine Halbierung seiner Benzinpreise in der Heimat bekannt. Damit sollen die massiven Haushaltskürzungen, die der saudi-arabische Finanzminister Mohammed Al-Jadaan am Montag bekanntgab, für die Bevölkerung wenigstens etwas kompensiert werden. Al-Jadaan will mit einer Verdreifachung der Mehrwertsteuer auf 15 Prozent, Etatkürzungen von fast 27 Milliarden Dollar und einer Steigerung der Kreditaufnahme auf 60 Milliarden Dollar dem erwarteten Haushaltsdefizit von 15,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts begegnen.