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Entwicklungsländer müssen warten: Dem Hilfsprogramm Covax fehlen Geld und Impfstoffdosen

Während Industrieländer schon impfen, existieren für die ärmsten Länder der Welt allenfalls ehrgeizige Pläne. Bislang hat die Allianz Covax nur rund zwei Dutzend Impfungen durchgeführt.

Wenn der US-Amerikaner Seth Berkley über Impfkampagnen redet, sollte er wissen, wovon er spricht. Der promovierte Mediziner und Epidemiologe führt seit 2011 die internationale Impfstoffallianz Gavi in Genf. Unter seiner Regie sammelte Gavi mehr als 16 Milliarden Dollar von Gebern ein, Hunderte Millionen Kinder in armen Ländern erhielten Vakzine gegen Krankheiten. Nun steht der 64-Jährige vor der größten Herausforderung seiner Karriere.

Berkley leitet die Beschaffung und Verteilung für das 2020 gegründete internationale Programm Covax, hinter dem Gavi, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Kinderhilfswerk Unicef stehen. Covax verfolgt ein großes Ziel: Die Impfstoffe gegen die Krankheit Covid-19 sollen weltweit gerecht verteilt werden, jeder Mensch soll Zugang zu einem Vakzin erhalten.

Denn während in den reichen Ländern die Impfkampagnen längst angelaufen sind, gehen die Menschen in den Entwicklungsländern bislang weitgehend leer aus. Bis zur zweiten Januarhälfte wurden erst 25 Impfungen gegen Covid-19 in einem einzigen der ärmsten Länder verabreicht. Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, warnte schon vor einem „katastrophalen moralischen Versagen“ der Staatengemeinschaft.

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Und es ist noch mehr als ein moralisches Versagen. Denn es nützt den reicheren Ländern wenig, wenn die Menschen dort mehr oder weniger durchgeimpft sind, sich aber in den ärmeren Ländern neue Mutationen entwickeln.

Deshalb will Berkley jetzt gegensteuern: Bis Jahresende soll Covax mindestens zwei Milliarden Vakzin-Dosen bereitstellen. Den Großteil davon reserviert Covax für arme Länder – kostenlos. „Wir werden bald mit der globalen Lieferung lebensrettender Impfstoffe starten, nur so haben wir eine Chance, die Pandemie zu besiegen“, sagt Berkley.

Doch ob Berkley und seine Mitstreiter bei Covax ihre ehrgeizigen Ziele erreichen, ist fraglich. Denn bis Juni kann Covax laut einem Plan, der Mitte der Woche veröffentlicht wurde, in einer ersten Runde nur rund 340 Millionen Impfdosen aushändigen.

Covax braucht weitere Milliardenhilfen

Die Kampagnen könnten allenfalls um den Monatswechsel Februar/März starten; ein konkretes Datum steht nicht fest. Zudem versieht Covax selbst das ganze Projekt mit großen Vorbehalten. In einem Konzeptpapier wird beispielsweise ein Erfolg von der Zulassung der Wirkstoffe abhängig gemacht.

Dennoch legten die Covax-Strategen konkrete Lieferungs-Zahlen für Dutzende arme Länder fest, vor allem in Afrika, Asien und Lateinamerika. So soll Afghanistan rund drei Millionen Impfdosen erhalten, Angola und Kolumbien jeweils mehr als 2,5 Millionen. Auch europäische Länder wie Albanien (141.000 Dosen) stehen auf der Empfängerliste. Um die anvisierte Marke von zwei Milliarden Dosen bis Dezember zu erreichen, müsste bei Covax fast alles reibungslos funktionieren.

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) wagt schon jetzt die Prognose: „Dieses Jahr werden aber maximal 20 Prozent der Bevölkerung in 92 Entwicklungs- und Schwellenländern geimpft werden können.“

Und bislang läuft bei Covax nicht alles nach Plan. Vor allem fehlt es an Geld, und die Versorgung mit den Vakzinen läuft nicht so wie gewünscht. Covax musste lange drängen, bis Geber die zunächst veranschlagten mehr als sechs Milliarden US-Dollar für 2021 beisteuerten – Deutschland und die EU gehören noch zu den größten Spendern.

Doch Covax braucht jetzt zusätzliche 2,8 Milliarden US-Dollar für das laufende Jahr. „800 Millionen US-Dollar für Forschung und Entwicklung und mindestens zwei Milliarden US-Dollar für Vakzine in armen Ländern“, heißt es auf Anfrage.

Covax leidet auch am Mangel an Impfstoffen. Beispiel Astra-Zeneca: Nach den Planungen erhält Covax 336 Millionen Dosen des britisch-schwedischen Konzerns für die erste Runde der Impfkampagne. Ein Teil der Produktion, 96 Millionen Dosen, stammt direkt von Astra-Zeneca, den anderen Teil, 240 Millionen Dosen, stellt die indische Firma Serum Institute in Lizenz her.

Covax hatte jedoch direkt bei Astra-Zeneca 153 Millionen Dosen geordert. Berkley erklärte dazu: „Unsere Bestellung ist nicht woanders hingeleitet worden.“ Das Vakuum sei vielmehr mit Verspätungen beim WHO-Prozess für einen Notfallgebrauch zu erklären.

Hoffnungen ruhen auf indischem Konzern

Beispiel Biontech-Pfizer. In der zweiten Januar-Hälfte kündigte Covax die Bestellung von 40 Millionen Dosen des Vakzins der deutschen Firma Biontech und ihres Partners Pfizer (USA) an. Der Vertrag wurde mit Pfizer abgeschlossen. Mitte dieser Woche konnte Covax nur 1,2 Millionen Einheiten des Biontech-Pfizer-Wirkstoffes in seine Planungen für die erste Runde der Impfkampagne einbauen.

Wann die restlichen fast 39 Millionen Biontech-Pfizer-Einheiten verfügbar sein werden, erläutert Covax nicht. Berkley vermeidet öffentliche Ermahnungen in Richtung der Anbieter. Immerhin „ermutigt“ er die Industrie, so viel wie möglich zu produzieren.

Trotz des Mangels will Covax ausgerechnet dem reichen Kanada in der ersten Runde 1,9 Millionen Impfdosen zur Verfügung stellen. Obwohl das nordamerikanische Land selbst 398 Millionen Dosen bei verschiedenen Firmen bestellt hat.

Hoffnungen setzen die Covax-Verantwortlichen jetzt auf den indischen Konzern Serum Institute. Die Inder sollen 1,1 Milliarden Vakzin-Dosen liefern. Die Dosen werden an das Kinderhilfswerk Unicef, einen Covax-Partner, und andere Organisationen ausgehändigt.

Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore sprach Mitte dieser Woche von „guten Nachrichten“. Allerdings handelt es sich um eine „langfristige“ Vereinbarung. Die Verteilung in 100 Ländern solle sich über mehrere Jahre erstrecken. Wann die Inder die ersten Impfdosen bereitstellen werden, blieb offen.