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Geschäftsmodell Quarantäne-Gast

Zuerst Proteste, dann das Coronavirus. Hongkongs Hotelbetreiber leiden. Jetzt versuchen einige den Befreiungsschlag: Sie bieten Zimmer für Quarantäne-Gäste an. Das versetzt nicht nur die Angestellten in Angst.

In Hongkong kennt jeder das Metropole Hotel. Es erlangte im Februar 2003 traurige Berühmtheit, weil ein dort untergebrachter Gast vom chinesischen Festland die Lungenkrankheit Sars mitbrachte und damit die größte Gesundheitskrise der Stadt auslöste. Rund 300 Menschen kamen ums Leben. Der Imageverlust war so groß, dass das Hotel im Stadtteil Kowloon heute unter einem anderen Namen läuft: Metropark.

Das Management der gleichnamigen Gruppe, die mehrere Hotels in der Stadt betreibt, wird sich in diesen Tagen an die Krise von damals genau erinnern. Die Zeiten sind schwer. Schon im vergangenen Jahr blieben viele Betten leer, weil Reisende wegen der Demokratie-Proteste kaum noch in die chinesische Sonderverwaltungsregion kamen. Seit Ende Januar macht nun das Coronavirus einen Strich durch die Rechnung.

Zumindest bis vor zwei Wochen war das so. Seitdem brennen in einem der Metropark-Hotels im Stadtteil Causewaybay jeden Abend mehr Lichter in den Zimmern. „Die Gäste kommen von überall“, sagt ein Mitarbeiter an der Rezeption, während er gestresst durch den Stapel mit ausgedruckten Reservierungen geht. Dass in immer mehr Hongkonger Hotels plötzlich wieder Betrieb herrscht, als wäre 2018, liegt an einem riskanten Strategiewechsel der Häuser. Neben ihrem regulären Betrieb haben sie damit begonnen, Quarantäne-Gäste aufzunehmen.

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Hongkong muss in diesen Tagen eine große Welle von Ankömmlingen bewältigen. Das hängt vor allem mit den frühen Erfolgen der Stadt im Kampf gegen das Virus zusammen.

Weil Schulen und die Grenze zum chinesischen Festland rechtzeitig dichtgemacht wurden, gab es bis Anfang März lediglich rund 150 nachgewiesene Infektionen und vier Todesfälle in der Stadt. Dann brach das Virus auch im Rest der Welt rasant aus. Die Hongkonger Zeitung South China Morningpost macht seitdem eine „Flucht in den sicheren Hafen“ aus. Gemeint sind Zehntausende eigentlich im Ausland lebende Hongkonger und einige andere Reisende, die in die asiatische Finanzmetropole strömen, weil sie sich in New York, London oder Berlin nicht mehr sicher fühlen.

Jeder Ankömmling ist zu 14 Tagen Quarantäne verpflichtet, die entweder zu Hause, in speziellen Zentren oder eben in einem Gasthaus abgesessen werden können. Viele Hongkonger Hotels wollen sich dieses Geschäft nicht entgehen lassen.

Das Dorsett Hotel bietet für zweiwöchige Aufenthalte etwa ein „Quarantäne Paket“ zu einem Preis von umgerechnet 1150 Euro an. Mehrere Etagen stellt das Hotel für Quarantäne-Gäste bereit. Die Zimmer werden einmal pro Woche mit speziellem Desinfektionsspray gereinigt, die Fenster können zur besseren Ventilation geöffnet werden – in Hongkongs Hotel-Hochhäusern eine absolute Besonderheit. Essen wird von Lieferdiensten gebracht.

Mindestens zwölf Hotels in der Stadt bieten laut lokaler Medienberichte bereits einen ähnlichen Service an. Die Regierung hat ihnen demnach ein Angebot gemacht, dass sich nur schwer ablehnen konnten. Den Hotels wird eine Auslastung von 70 Prozent mit Quarantäne-Fällen garantiert. Wird diese Quote nicht erreicht, gibt es eine Ausgleichszahlung.

Auf herkömmliche Gäste wollen die Häuser offenbar dennoch nicht verzichten. Das Metropark Hotel informierte bestehende Gäste erst auf Nachfrage über die Entscheidung, auch Quarantäne-Fälle aufzunehmen. Hinweise im Foyer oder auf der Website des Hotels gibt es nicht. Die neuen Gäste seien auf separaten Etagen untergebracht, heißt es lediglich beschwichtigend. Auch medizinisches Personal im Foyer ist Fehlanzeige. Neue Gäste werden von einfachen Hotelangestellten auf ihre Zimmer gebracht und betreut.

„Das alles ist auch ein Spiel mit unserer Gesundheit“, sagt ein besorgter Mitarbeiter eines anderen Hotels. „Das Management hat so entschieden, weil es keinen finanziellen Spielraum mehr sieht. Wir wissen aber kaum, wie mit der Situation umzugehen ist.“

Dass die Ängste des Personals nicht von der Hand zu weisen sind, zeigt ein Blick auf die Fallzahlen in Hongkong, die sich seit Beginn der Rückkehrer-Welle bis Dienstag auf 386 mehr als verdoppelt haben. Ein Großteil der neuen Infektionen ist auf „importierte Fälle“ zurückzuführen. Dass alle Erkrankungen direkt am Flughafen entdeckt werden, gilt als unwahrscheinlich.

Für Aufsehen sorgte diese Woche auch eine Meldung, wonach eine Ärztin, die am Flughafen Hunderte Rückkehrer in Empfang nahm, positiv auf das Virus getestet wurde. Schwierigkeiten gab es anfangs auch mit einem digitalen Armband, das während der Quarantäne-Zeit die Bewegungen der Rückkehrer überprüfen soll. Bei rund 3000 Benutzern konnte es zunächst nicht aktiviert werden.

Kein Wunder, dass die Nervosität der Regierung wächst. Seit Beginn der Woche dürften nur noch Hongkonger einreisen, aber keine Touristen mehr.