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GESAMT-ROUNDUP: Konjunkturflaute statt Frühjahrsaufschwung - Inflation sinkt

(Neu: Aussagen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck)

WIESBADEN (dpa-AFX) - Die Belastung der Menschen in Deutschland durch die Inflation ist im Juli etwas gesunken. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes lagen die Verbraucherpreise 6,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, nach 6,4 Prozent im Juni. Der deutschen Wirtschaft bläst allerdings weiter der Wind ins Gesicht. Nach dem frostigen Konjunkturwinter fiel der erhoffte Frühjahrsaufschwung aus. Die Aussichten für die kommenden Monate haben sich Ökonomen zufolge eingetrübt.

"Die Inflation nimmt nach kurzer Pause ihren Abwärtstrend wieder auf, aber vorerst sinkt die viel zu hohe Teuerung nur in quälend gemächlichem Tempo", beschrieb KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib am Freitag die Lage.

Die hohe Inflation ist seit Monaten eine Belastung. Sie zehrt an der Kaufkraft. Die Menschen können sich für einen Euro weniger leisten. Viele schränken ihren Konsum ein. Das hat Folgen für die Konjunktur, für die der Privatkonsum eine wichtige Stütze ist. Von ihrem höchsten Stand seit der Wiedervereinigung mit 8,8 Prozent im Herbst 2022 ist die Inflation inzwischen aber ein gutes Stück entfernt. Preistreiber waren im Juli erneut Nahrungsmittel, die sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 11,0 Prozent verteuerten. Die Preise stiegen damit weniger stark als im Juni (13,7 Prozent).

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Stagnation statt Frühjahrsbelebung

Die hohe Inflation macht auch den Unternehmen zu schaffen. Zudem leidet die Industrie unter der weltweiten Konjunkturschwäche, die die Nachfrage dämpft. Statt der erhofften Frühjahrsbelebung stagnierte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) preis-, saison- und kalenderbereinigt im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal, wie die Behörde ebenfalls in einer ersten Schätzung mitteilte.

Im Winterhalbjahr war die deutsche Wirtschaft mit zwei Minusquartalen in Folge in eine sogenannte technische, also kurzfristige Rezession gerutscht. Ein wichtiger Grund hierfür war die hohe Inflation, die die Ausgabefreude der Menschen dämpfte. Nach den vorläufigen Daten stabilisierten sich die Konsumausgaben der Privathaushalte im Frühjahr. "Damit es aber zu einer Erholung kommt, muss die Inflationsrate weiter sinken", meinte DZ-Bank-Chefvolkswirt Michael Holstein.

Anzeichen für schwaches zweites Halbjahr

Ökonomen zufolge mehren sich die Anzeichen für ein schwaches zweites Halbjahr 2023. "Nach der Stagnation der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal ist leider keine Besserung in Sicht", erwartet Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Nach Einschätzung von Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank kommen die Probleme von allen Seiten: "Die Inflation hat die Konsumnachfrage ausgezehrt, der Export leidet unter einer globalen Investitionsgüterschwäche und die Industrie zusätzlich unter hohen Energiepreisen."

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erneuerte seine Forderung nach einem staatlich subventionierten niedrigeren Industriestrompreis. "Die Zeit drängt und wir müssen hier schnell zu Entscheidungen kommen. Es geht um die globale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands", sagte der Grünen-Politiker. "Vor allem strukturelle Probleme, wie der Fachkräftemangel oder zu langatmige Genehmigungsverfahren, die das Land seit Jahrzehnten mit sich herum schleppt, belasten uns heute. Aber auch die bis zum letzten Jahr bestehende hohe Abhängigkeit von russischen Gas wirkt weiter nach."

Bürger pessimistischer

Wirtschaftsforschungsinstitute und viele Bank-Ökonomen rechnen damit, dass Europas größte Volkswirtschaft im Gesamtjahr leicht schrumpfen wird. Die Deutsche Bundesbank geht von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent aus. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) sagte jüngst ein Minus von 0,3 Prozent voraus.

Inzwischen schauen laut einer Yougov-Umfrage 36 Prozent der Bürger in Deutschland pessimistischer in ihre persönliche wirtschaftliche Zukunft als noch vor einem halben Jahr. 24 Prozent sind demnach optimistischer.

Langer Atem bei Bekämpfung der Inflation

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hält bei der Bekämpfung der Inflation im Euroraum einen langen Atem für erforderlich. "Wir erwarten, dass die hohe Inflation im Euroraum schwächer wird, doch besiegt ist sie noch nicht", sagte Nagel, der als Bundesbank-Chef im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) mit über die Geldpolitik im gemeinsamen Währungsraum entscheidet. "Wir benötigen ein ausreichend hohes Zinsniveau und müssen es so lange wie erforderlich beibehalten."

Die Euro-Währungshüter hatten nach der neunten Zinserhöhung in Folge eine Pause nicht ausgeschlossen. Auf dem nächsten Treffen im September sei eine weitere Zinsanhebung, aber auch eine Pause denkbar. "Ich kann versichern, dass wir nicht senken werden", sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag.