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Geprägte Historie – Was bei Sammlermünzen zu beachten ist

Es gibt viele Gründe, Münzen zu erwerben. Einer ist die Aussicht auf Gewinn. Als Wertanlage sind nicht alle geeignet. Hierauf sollten Anleger achten.

Eine historische Drachme-Münze neben einer griechische Euro-Münze. Foto: dpa
Eine historische Drachme-Münze neben einer griechische Euro-Münze. Foto: dpa

Es sind vor allem Herren im vorgerückten Alter, die sich über die Vitrinen beugen. Einer der Besucher versucht, selbst eine Münze zu verkaufen: „Was geben Sie mir dafür?“, fragt er einen Händler. Zwei andere Männer diskutieren mit gelehrter Miene über „Schwundgeld“, ein monetäres Konzept, das vor allem in den 20er-Jahren populär war – es hat eine entfernte Ähnlichkeit mit den heutigen Minuszinsen.

„Es gibt weniger Sammler als früher“, sagt Michael Kaup vom Münzhändler Bestcoin aus dem westfälischen Geseke-Mönninghausen, einer der Aussteller auf der Münzmesse „Numismata“ in Frankfurt. „Die nachfolgende Generation interessiert sich mehr für Nintendo oder Playstation“, setzt er hinzu.

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Aber die Qualität der Sammler habe zugenommen: Wer sich heute noch für Münzen interessiere, habe meist mehr Wissen darüber und lege Wert darauf, gute Stücke zu finden. „Was wirklich selten ist, läuft gut bei den Auktionen, die breite Masse eher nicht“, sagt der Geschäftsmann, der sich seit über 30 Jahren mit Münzen beschäftigt und seit zwei Jahren hauptberuflich damit handelt.

Selten ist zum Beispiel ein 50-Pfennig-Stück aus der D-Mark-Zeit, bei dem die Jahreszahl vergessen wurde. „Das kostet 800 Euro“, sagt Kaup. Eine andere Variante dieser Münze aus dem Jahr 1950, auf der statt „Bundesrepublik Deutschland“ aus Versehen noch „Bank Deutscher Länder“ steht, hat er für 145 Euro im Angebot. Dieser Fehldruck war vor Jahrzehnten sehr bekannt und zeitweise mehr wert als heute.

Heinz Müller vom Münzzentrum Rheinland in Solingen, der mehr als 50 Jahre im Geschäft ist, sagt ganz ähnlich: „Qualität schiebt sich in den Vordergrund.“ Allerdings warnt er: „Die Qualität einer Münze kann man sehen, die Seltenheit nicht.“ Gute Beratung ist daher nicht durch eine rasche Internetrecherche zu ersetzen. Müller stellt ebenfalls eine gewisse „Überalterung“ der Käuferschicht fest. Aber er setzt hinzu: „Das war schon immer so. Man fängt an zu sammeln, wenn man sonst schon alles hat.“

Manche Männer, erzählt er, sammeln heimlich, weil sie ihren Frauen nicht verraten wollen, wie viel Geld sie dafür ausgeben: „Dann finden erst die Erben die Sammlung.“

Heute werden Münzen auch online angeboten, und das häufig in marktschreierischem Stil. Da wimmelt es dann von Ausdrücken wie „Rarität“ oder „reinstem Gold“, auch wenn es sich um Massenware handelt. Schnelle Preisvergleiche ersetzen keine Fachberatung, zeigen aber Spannbreiten.

Zum Beispiel kostete am 11. Dezember 2019 die Ein-D-Mark-Münze in Gold 685 Euro beim Onlinehändler MDM Deutsche Münze und 655 Euro beim Konkurrenten Reppa. Und die ESG Scheideanstalt bot zugleich als Ankaufspreis 507,29 Euro. Diese Münze wurde 2001 als Abschied von der D-Mark ausnahmsweise von der Bundesbank herausgegeben – statt wie sonst vom Finanzministerium.

Auch Betrug droht beim Onlinehandel. Das Fachforum muenzenwoche.de warnt vor Webseiten ohne Impressum, physische Adresse, direkte Kontaktmöglichkeit oder mit nicht funktionierenden Links.

Mittel der Kommunikation

Münzen sind geprägte Geschichte. Es gibt sie seit mehr als 2000 Jahren. Früher waren sie ein wichtiges Mittel der Kommunikation, transportierten in einer Welt ohne moderne Medien Bilder von Herrschern oder Symbole von Staaten oder Städten über weite Strecken. Historisch bedeutsame Stücke sind etwa der Denar oder Pfennig, den Karl der Große für sein Reich schuf; er gilt als eine Art Vorfahr des Euros. Oder der böhmische Joachimsthaler, aus dessen Namen sich Taler und Dollar ableiteten.

Heute benutzt man Münzen meist achtlos, obwohl zum Beispiel die Rückseite der Zwei-Euro-Stücke wichtige Bauwerke, Persönlichkeiten oder sogar überraschende Kleinkunstwerke zeigen: etwa den Kölner Dom, Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt, die italienischen Dichter Dante und Boccaccio oder auf einer belgischen Münze Louis Braille, den Erfinder der Blindenschrift. Das Monogramm LB ist in Form von drei und zwei Punkten zu ertasten.

Die Athener Eule gibt es auch, und sie sieht noch genauso aus wie in der Antike. Manche Kleinstaaten wie der Vatikan oder San Marino geben eigene Münzen in kleinerem Umfang heraus, die meist gleich bei Sammlern landen. Die US-Schauspielerin und Fürstengattin Grace Kelly auf dem Zwei-Euro-Stück aus Monaco kostet mehr als 2000 Euro.

Sammler unterscheiden Münzen und Medaillen. Münze darf nur heißen, was offiziell als Zahlungsmittel dient oder einmal gedient hat. Dazu gehören auch Stücke, die offiziell Zahlungsmittel sind, aber von vornherein mit Blick auf Sammler ausgegeben werden. Medaillen dagegen sind reine Gedenkstücke. In früheren Jahrhunderten verwischte die Grenze manchmal. Vor Kurzem wechselte eine Medaille für Kaiser Karl V. den Besitzer für 260.000 Euro.

Von Kitsch bis Design

Wer Münzen sammelt, muss sich klarmachen, warum er das tut. Ist es die Lust, etwas zu entdecken? Dann lohnt es sich schon, die Rückseite gängiger Münzen zu beachten: Vor Kurzem gab es etwa eine Sonderprägung „30 Jahre Mauerfall“, mit einer allerdings schlecht zu erkennenden Bildsprache. Lockt die Ästhetik? Dazu findet sich eine große Auswahl, von ausgesprochenem Kitsch – knallbunten Sammlermünzen – bis zu kleinen Kunstwerken. So besticht die deutsche Sammlermünze „Blauer Planet“ durch ihr Design mit einem blauen Polymer-Ring.

Ein Ausnahmestück ist auch das alte 50-Pfennig-Stück. Dort hat der Bildhauer Richard Martin Werner seine Frau, die Malerin Gerda Jo Werner, beim Pflanzen eines Baums verewigt: Der Entwurf von 1948 versinnbildlicht den Wiederaufbau Deutschlands.

Oder sollen die Münzen als Wertanlage dienen? Dann ist eine sorgfältige Auswahl nötig. Die Preise können über die Jahre stark schwanken. Und Münzen werfen wie andere Kunstgegenstände keinen laufenden Ertrag ab. Sie eignen sich daher nur bedingt zur Vermögensanlage.

Selten heißt wertvoll

Der Sammlerwert einer Münze hängt davon ab, wie selten sie ist. Hier kommt es besonders darauf an, einen Händler zu finden, dem man vertrauen kann. Orientierung geben Händlerverbände wie Münzverband, VDDM, Fenap und IAPN. Aufschlussreich sind Auktionsergebnisse, etwa bei Fachforen wie Coinarchives und Numissearch. Außerdem helfen Publikationen wie „Münzenwoche“ und „Coinweek“.

Zum Informationsaustausch eignen sich Organisationen wie die Deutsche Numismatische Gesellschaft und GIG. In einigen Städten gibt es regionale numismatische Gesellschaften, die älteste sitzt in Berlin und existiert seit dem Jahr 1843.

Das Edelmetall reizt

Eine weitere Möglichkeit ist, Münzen vor allem wegen ihres Goldgehalts zu erwerben. Wenn das Stück keinen Sammlerwert hat, kostet es meist nur wenig mehr als ein vergleichbarer Barren. Der Goldhändler Heraeus bietet einen Krügerrand mit dem Gewicht einer Feinunze (31,1 Gramm Edelmetallanteil) für 1392,39 Euro an, den Barren für 1373,77 Euro. Neben dem Krügerrand sind zum Beispiel der kanadische Maple Leaf und die „Wiener Philharmoniker“ aus Österreich beliebte Münzen bei Goldanlegern.

Der Krügerrand, eine Münze der Republik Südafrika, hat eine eigenartige Geschichte: Er wurde 1892 in Berlin entworfen und zeigt bis heute das Bildnis des deutschstämmigen Präsidenten Paul Krüger, dessen Leben als Vorlage für den Nazipropagandafilm „Ohm Krüger“ von 1941 diente.

Zum Teil steuerfrei

Goldmünzen können ohne Umsatzsteuer erworben werden, wenn sie offiziell als Zahlungsmittel gelten oder es einmal waren. Das ist bei allen gängigen Anlagemünzen der Fall, auch wenn praktisch besehen damit niemand im Alltag bezahlt. Auch zwei weitere Bedingungen sind in der Regel kein Problem: Die Münze muss einen Feingehalt von mindestens 900/1000 haben, und der Kaufpreis darf den reinen Goldgehalt nicht um mehr als 80 Prozent übersteigen. Außerdem muss sie aus der Zeit nach dem Jahr 1800 stammen. Barrengold ist steuerfrei, wenn der Goldgehalt bei mindestens 995/1000 liegt.

Münzen gibt es außer in Gold auch in Silber und in geringerem Ausmaß in Platin, Palladium und Rhodium. Bei allen Edelmetallen außer Gold fällt grundsätzlich die volle Mehrwertsteuer von 19 Prozent an.

Allerdings gibt es bei Silber- und manchmal auch bei Platinmünzen die sogenannte Differenzbesteuerung. Das Verfahren ist etwas kompliziert, führt aber unterm Strich zu deutlich weniger als 19 Prozent Belastung. Veräußerungsgewinne werden bei Münzen wie bei anderen Wertgegenständen bei Privatleuten nur beim Verkauf innerhalb eines Jahres versteuert. Es gibt für Veräußerungsgewinne pro Person eine Freigrenze von 600 Euro, beim Überschreiten wird aber (anders als beim Freibetrag) der gesamte Gewinn besteuert.

Deutschlands größter Münzsammler ist der Historiker Hendrik Mäkeler: Er ist Chef der achtköpfigen numismatischen Abteilung der Bundesbank. Die deutsche Notenbank hat rund 90.000 Münzen im Bestand, dazu kommen noch 260.000 Geldscheine.

Es handelt sich um eine sogenannte typologische Sammlung, die weltweit eine der größten ihrer Art ist: Gesammelt werden Einzelexemplare, keine Münze soll doppelt vorkommen. Es gibt andere Sammlungen, etwa in der Eremitage in St. Petersburg oder der Smithsonian Institution in Washington, die Millionen von Münzen beherbergen, darunter aber auch gleichartige Stücke.

Wie viel sind die Stücke der Bundesbank insgesamt wert? Darüber hüllt sie sich in Schweigen. Aber Mäkeler, der seit 2017 im Amt ist, verrät: „Die Bundesbank hat immer ausgewählte und wertvolle Stücke erworben, die von hoher geldgeschichtlicher Bedeutung sind.“

Das Prunkstück der Sammlung, auch im Geldmuseum der Bundesbank in Frankfurt zu besichtigen, ist eine Münze des Cäsar-Mörders Brutus, auf der zwei Dolche abgebildet sind: Der Kaufpreis lag 1997 bei 676.000 D-Mark. Die „weltweit einmalige Goldmünze“, wie es heißt, erinnert an die Ermordung Caesars an den „Iden des März“ 44 vor Christus, es handelte sich um den 15. März.

Es geht aber nicht nur um wertvolle Stücke. Die Notenbank versucht auch, alle deutschen Münzen seit der Gründung des Deutschen Reichs 1871 möglichst vollständig zu archivieren.

Eine eigene Wissenschaft

Numismatik ist letztlich auch eine Wissenschaft. In Wien kann man sie sogar als Hauptstudienfach belegen und darin promovieren. Sie ist eine eigene Quelle geschichtlicher Erkenntnis. Besondere Bedeutung haben dabei Münzfunde. Je nach Ort und Zusammensetzung können sie Hinweise zu geschichtlichen Daten oder zu jahrhundertealten Handelswegen geben. Münzen, die besonders dünn geprägt wurden, sind oft Zeichen für eine Geldentwertung.

Es gibt also viele Gründe, Münzen zu sammeln. Die Aussicht auf Gewinn ist nur einer davon.

 Foto: dpa
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