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Gehalt, Miete, Versicherungen: Wie junge Menschen nach der Schule gut mit dem eigenen Geld klarkommen

Das erste regelmäßige Geld auf dem Konto ist ein Meilenstein. Egal, ob es sich um den ersten Job, das Azubi-Gehalt, Bafög oder Stipendium oder Finanzen aus einer anderen Quelle handelt: Das Leben wird für junge Menschen ein Stück ernster.

Wer rausgeht ins Leben, ob in eine Ausbildung, ins Studium oder in ein Freiwilligenjahr, muss im Alltag finanziell den Durchblick behalten. Vom Smartphone bis zu den Rundfunkgebühren reichen die Themen, für die jahrelang die Eltern zuständig waren.

Jetzt selbst darauf zu achten, dass das, was im Monat rausgeht und das, was reinkommt, in einer guten Balance sind, ist herausfordernd. „Junge sind voll damit beschäftigt, sich aufs Erwachsensein einzustellen, Geld ist da erst mal nur ein Nebenaspekt“, sagt Birgit Gommans, Bildungstrainerin bei der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf. Sie berät Jugendliche und junge Erwachsene, etwa an Berufsschulen, zu Finanzthemen. „Ab 18 haften die Eltern nicht mehr, junge Leute sind voll geschäftsfähig. Ich versuche, früh den Blick auf Bereiche zu lenken, die man schnell unterschätzt.“

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Sind andere Dingen im Fokus, wird Geld oft zum Nebenaspekt. Es lässt sich allerdings schnell in eine neue Lebensphase integrieren, wenn Junge ein paar Aspekte im Blick behalten.

Miete, Versicherungen, Alltagskosten: Was ist wichtig?

Um ein Girokonto für die monatlichen Geldeingänge müssen sich viele junge Erwachsene, die in die Ausbildungs- oder Studienphase eingehen oder den ersten Job annehmen, nicht mehr kümmern. Sie haben es zumeist schon als Jugendliche, weiß Trainerin Gommans. „Wichtiger sind Themen wie Budgetplanung und Versicherungen, die anfangs nur einen Teil der Aufmerksamkeit bekommen – aber ungeahnte Hürden darstellen können.“

Ausgaben und Einnahmen pro Monat – was fällt alles an? Meist geht es um Posten, die im neuen eigenen Alltag anfangs nur schwer überblickbar sind. „Wer 800 Euro im Monat zur Verfügung hat, muss von Anfang an gut budgetieren, um mit seinem Geld hinzukommen“, weiß Gommans. „Ich lasse Schüler deshalb gern Kosten schätzen.“

Vor Berufsschulklassen trainiert sie die Budgetierung des verfügbaren Gelds spielerisch: mit Einnahmen- und Ausgabenkärtchen für monatliche Posten wie Miete, Internet und Mobilfunk, Lebensmittel und Kleidung. Alles wird gesammelt. „Dabei geht es erst mal darum, dass Junge ein Gespür entwickeln: Wie teuer darf mein Leben sein, wenn ich meine Kosten selbst lenken muss?“, sagt die Expertin. Oft sei zwar der Reichtum in den sozialen Medien wie Instagram deutlich sichtbar, aber selten der Aufwand, der nötig ist, um sich einen solchen Reichtum anzueignen.

In einigen Bereichen des Alltags gebe es vor allem zwei Kostentreiber, die vielen jungen Menschen unklar seien: Lebensmittel und Mobilfunk. „Lebensmittel werden oft unterschätzt, da viele nicht oft selbst einkaufen.“ Mit 150 Euro im Monat sollte mindestens gerechnet werden. „Manche schlagen vor, vor allem Reis mit Tomatenketchup zu essen – aus Rücksicht aufs Budget. Besser nicht.“ Sie lacht.

Beim Mobilfunk sei das Spektrum an Ausgaben unter den Schülern breit. „Manche kommen noch mit Prepaid-Tarifen hin und sind größtenteils im WLAN-Netz unterwegs, haben andere monatliche Kosten von 90 Euro.“ Laufende Verträge ließen sich anpassen, so Gommans. „Hier lohnt es sich, kritisch zu prüfen: Zahle ich zuviel?“

Rat der Expertin: Ausgaben und Einnahmen tracken

Einen grundsätzlichen Rat gibt Gommans jungen Menschen immer: Ausgaben und Einnahmen aufzuschreiben oder zu tracken. „Es genügt, wenn man Quittungen sammelt und einmal pro Woche alles aufschreibt und in ein Haushaltsbuch oder eine App überträgt“, so Gommans. Meist ergebe sich rasch ein Bild. „Oft wird auch vergessen, Rechnungen und Kontoauszüge genauer zu prüfen.“

Bestimmte Posten rutschten dann unter Umständen durch, etwa Kosten von Drittanbietern beim Smartphone-Vertrag, so Gommans. Dann drohten sogenannte Mahnverfahren. „Da gibt es etwa die sogenannten Add-ons, beliebte Abo-Fallen. Das sind zum Beispiel Sonder-Emojis oder ein Design für WhatsApp, das man kaufen kann – und dabei übersieht, dass man sie nur im Abo zu 4,99 Euro in der Woche bekommt.“

Nur wer Bewegungen auf dem Konto nachprüfe, bemerke versteckte Extrakosten. „Außerdem sei es gut, wenn Verträge und Rechnungen systematisch abgeheftet oder abgespeichert werden“, sagt Gommans. Das verschaffe einen Überblick. Den individuellen Umgang mit dem eigenen Budget könnten Jugendliche und Schulabgänger auch anhand interaktiver Infoangebote der Verbraucherzentralen trainieren, so die Trainerin.

Ziehen Schulabgänger in die eigenen vier Wände, haben sie erstmals mit der Organisation und den Formalitäten eines eigenen Umzugs zu tun. Themen wie Mietvertrag, Kaution, Rundfunkbeitrag, Internet kommen dazu. Bei einigem helfen übergangsweise noch die Eltern. Andere Dingen stellen junge Erwachsene vor Fragen: Was sind Rundfunkgebühren? Wie komme ich an das Geld für eine Kaution? Welche Versicherungen brauche ich? „Viele wissen auch nicht, dass in der eigenen Wohnung Stromkosten separat anfallen und nicht in den Mietkosten enthalten sind“, sagt Gommans.

Sie klärt an Schulen und in Azubiakademien darüber auf, welche Kostenpunkte anfallen, spielt anhand von Selbstlernangeboten der Verbraucherzentralen einzelne Aspekte durch. Zum Beispiel eine fiktive Wohnungsbesichtigung.

Viel Infobedarf hätten die Jungen auch beim Thema Verträge. „Da fehlt es an Basics: Was ist ein Kaufvertrag? Was sind Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB)? Warum sollte ich das Kleingedruckte in Verträgen lesen – auch im Internet?“, schildert Gommans den Informationsbedarf. „Daran anknüpfend erkläre ich auch an praktischen Briefen, wie ein Inkassoschreiben aussieht und warum man Briefe immer öffnen sollte – und dann Kontakt zum Absender und im Zweifel zu Verbraucherzentralen aufnehmen sollte.“

Die Notwendigkeit bestimmter Versicherungen hätten viele Junge nicht auf dem Schirm. „Die zwei wichtigsten für junge Menschen sind in der Regel nur Krankenversicherung und private Haftpflichtversicherung.“ Bei dieser sind Studierende und Auszubildende meist noch über ihre Eltern mitversichert. Die Haftpflichtversicherung springt zum Beispiel ein, wenn einer Person versehentlich das elektronische Gerät eines Freundes herunterfällt und kaputt geht.

„Eine Berufsunfähigkeitsversicherung sollten Eltern für Kinder schon im Schulalter abschließen“

Nötig ist auch die Krankenversicherung: Auszubildende müssen sich selbst krankenversichern, um Kosten von Arztbesuchen und Krankenhausaufenthalten nicht selbst tragen zu müssen. Studierende haben unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, bis zum Alter von 25 Jahren bei den Eltern in der gesetzlichen Krankenkasse mitversichert zu sein. Für alle, die ein Gap Year im Ausland planen, rät Gommans zu einer weiteren Versicherung: die Auslandskrankenversicherung.

Weniger bekannt sei außerdem der frühe Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Sie greift, wenn jemand so schwer erkrankt, dass er seinen Beruf nicht mehr ausüben kann. „Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist teurer, wenn man sie erst in den ersten Berufsjahren abschließt“, sagt die Trainerin. „Ich rate daher, sie für junge Menschen nach Möglichkeit schon im Schulalter der Kinder abzuschließen.“

Warum? Der Berufsunfähigkeitsversicherung geht eine umfangreiche Gesundheitsprüfung voraus, so Gommans. Die Versicherung sei günstiger, je früher man sie abschließe. „Denn je älter ein Mensch ist, desto größer ist das Risiko, zu erkranken.“ Sie rate jungen Menschen, sich bei unabhängigen Stellen wie der Stiftung Warentest oder Finanztipp oder bei Verbraucherzentralen zu informieren. „Berater von Versicherungsunternehmen selbst sind nicht neutral, sie bekommen eine Provision für jeden verkauften Vertrag. Wer das nicht weiß, zahlt unter Umständen zuviel.“

Auszubildende und Studierende, bei denen tatsächlich Geld übrig bleibt, können anfangen, kleine Summen anzusparen. „Dazu sollten sie sicher wissen, wie sie mit dem Budget, das ihnen zur Verfügung steht, umgehen, damit sie zuverlässig planen können, was sie sparen wollen“, so Gommans. Nur ein wirklich vorhandener „Notgroschen“ sollte investiert werden.

Laut einer europaweite Studie der Direktbank Ing, die „ING International Survey“, ist das eher die Ausnahme. 2020 hatten viele jüngere Deutsche kaum Gelegenheit, sich vom ersten Einkommen etwas zu gönnen oder auch Geld beiseite zu legen. Die Bank hatte Menschen in 13 europäischen Ländern nach ihrer finanziellen Vergangenheit befragt, vom Umgang mit Geld im Elternhaus über ihre Taschengeldsituation als Kind bis zur Verwendung des ersten eigenen Gehalts.

Bei fast 40 Prozent der Deutschen blieb vom ersten Gehalt nach dem Bestreiten essenzieller Ausgaben wie beispielsweise der Miete nicht mehr viel übrig. Unter älteren Deutschen oder auch europaweit ging es nur rund einem Viertel der Befragten so.