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Gasverbrauch: Haushalte drosseln Heizung in Wahrheit bereits kräftig – das zeigen Daten, die auch das Wetter berücksichtigen

Deutschlands Haushalte verbrauchen weniger Gas für Heizungen und Warmwasser als es bei dem aktuellen Wetter zu erwarten wäre.   - Copyright: Bodo Marks/dpa
Deutschlands Haushalte verbrauchen weniger Gas für Heizungen und Warmwasser als es bei dem aktuellen Wetter zu erwarten wäre. - Copyright: Bodo Marks/dpa

Die Gaskrise zerrt an den Nerven. Haushalte müssen stark steigende Preise verkraften - viele wissen nicht, wie sie ihre Gasrechnungen bezahlen sollen. Politiker suchen Wege, Verbraucher zu entlasten, aber den Anreiz zum Sparen hochzuhalten. Es hagelt Appelle, Gas zu sparen, um einen Gasmangel zu vermeiden. Das wiederum nervt viele, die ihre Heizungen bereits gedrosselt oder noch nicht einmal eingeschaltet haben.

Und dann begann der Herbst auch noch recht kalt.

Die Ausgangslage ist klar: Ob Deutschland ohne Gasmangel durch den Winter kommt, hängt von drei Faktoren ab. Erstens von den Gasspeichern. Hier sieht es mit einem Füllstand über 95 Prozent gut aus. Zweitens vom Nachschub an Gas. Hier sieht es kritischer aus. Russland hat die Lieferung über die Pipeline Nord Stream 1 eingestellt. Dafür kommt etwas mehr Gas aus Norwegen, auch Frankreich hilft aus, und im Winter soll erstes Flüssiggas über neue Terminal für LNG-Tanker ankommen.

Entscheidend bleibt der dritte Faktor: Der Gasverbrauch in der Heizperiode zwischen Oktober und April. Modellrechnungen zeigen, dass er um 20 Prozent unter dem Vorjahr liegen müsste, um zu verhindern, dass die Speicher im Februar oder März so leer laufen, dass Gas knapp wird und zugeteilt werden muss.

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Auch der Verbrauch hängt an zwei Faktoren: Wie verändern die Verbraucher ihr Verhalten, und wie kalt wird der Winter? Ein Beispiel macht das deutlich: Eine Familie beschließt, die Regeltemperatur ihrer Gasheizung von 21 auf 19 Grad zu senken. Sie will also Gas sparen. Wie viel Gas sie dann wirklich verbraucht, hängt - unabhängig von ihrem Verhalten - vom Wetter ab.

Ende September und Anfang Oktober verbrannten die Haushalte und kleinen Gewerbe in Deutschland nicht weniger, sondern sogar mehr Gas als im Vorjahr. In der vorigen Woche lag der Verbrauch dafür um deutliche 29 Prozent unter dem Vorjahr. Ein Grund: Der Herbst begann kalt, zuletzt wurde es wärmer.

Wer also wissen will, wie die Verbraucher ihr Verhalten verändert haben, muss den Faktor Wetter berücksichtigen. Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin haben genau das berechnet. Ihr Ergebnis ist eindeutig: Die privaten und klein-gewerblichen Gasverbraucher haben ihr Verhalten stark angepasst. Sie verbrauchen viel weniger Gas, als bei gleichen Temperaturen wie im Vorjahr zu erwarten wäre. Sie regeln also ihre Heizungen herunter und sparen Warmwasser. Das galt auch, als der absolute Gasverbrauch im kühlen Frühherbst über dem Vorjahr lag.

DIW-Forscher Wolf-Peter Schill schreibt dazu: "Wie in der Abbildung gut zu sehen ist, liegt der witterungsbereinigte Erdgasverbrauch (gepunktete Linie) deutlich über dem tatsächlichen Gasverbrauch. Die ist ein Hinweis darauf, dass Haushalte und Gewerbe derzeit deutlich weniger Gas verbrauchen, als dies bei den aktuellen Temperaturen zu erwarten wäre." 

Das Team um Schill vergleicht dabei den absoluten Gasverbrauch, der in Terawattstunde gemessen wird, mit den Temperaturen und den sogenannten Gradtagszahlen. Sie sind ein Messwert, wie stark die Außentemperatur von der in normalen Jahren angepeilten Raumtemperatur abweicht. Die Ergebnisse stellen sie laufend aktualisiert in ihrem Open Energy Tracker bereit. Dort findet ihr auch ausführliche Hinweise zur Methodik.

Auch die Temeperaturen und Gradtagszahlen sind nur Annhäherungen für den Einfluss des Wetters auf den Heizbedarf. Weitere Faktoren ist die Intensität der Sonnenstrahlung. Wer im Winter an einem Fenster sitzt, das direkt von der Sonne beschienen wird, ahnt die Heizkraft der Sonne. Auch wie lange es kälter oder wärmer ist, oder wie stark die Temperaturen zwischen Tag und Nacht variieren, spielt eine Rolle.

Für Politiker und Verantwortliche wie Netzagentur-Chef Klaus Müller bleibt es ohnehin entscheidend, wie viel Gas in absoluten Mengen gespart wird. Beeinflussen können wir unser Verhalten. Auf einen milden Winter aber können wir nur hoffen.