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Fusionsgeschäft bricht ein – Deutsche Bank besonders stark betroffen

Damit haben nur die Pessimisten gerechnet, und davon gibt es unter den Investmentbankern nicht viele. Jahr für Jahr überzeugte das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen (M & A) mit immer neuen Rekorden in Deutschland. Viele Milliarden schwere Megadeals wie die Übernahme des Saatgutriesen Monsanto durch den Chemie- und Pharmakonzern Bayer prägten das Geschäft.

Doch damit ist es vorbei. Das Volumen an Transaktionen brach im ersten Quartal 2019 ein. Der Boom bei Fusionen und Übernahmen scheint beendet. Mit einem Rückgang von einem Fünftel im Gesamtjahr rechnet etwa Rainer Langel, Europachef der australischen Bank Macquarie. Das entspricht einem Volumen von über 50 Milliarden Euro.

Den größten Einbruch im ersten Quartal bei der Königsdisziplin im Investmentbanking, dem M & A, gab es beim Transaktionsvolumen mit einem Rückgang von 67 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Insgesamt wurden lediglich Deals über knapp 25 Milliarden Dollar angekündigt, wie der Finanzdatenanbieter Refinitiv ausgerechnet hat.

Im Vorjahr waren es zur gleichen Zeit noch 73,8 Milliarden Dollar gewesen. Und im Gesamtjahr 2018 lag die Zahl bei insgesamt knapp 254 Milliarden Dollar. Lucille Jones, Deals Intelligence Analyst bei Refinitiv, erinnert daran, dass mehrere Milliardendeals und eine Kaufrauschwelle deutsches M & A im ersten Quartal 2018 „auf den höchsten Stand seit dem Beginn der Aufzeichnungen bei Refinitiv“ getrieben hatte.

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M & A-Aktivitäten seien in der Regel auch ein Zeichen für Vertrauen in das wirtschaftliche Umfeld. Eine schwächelnde Wirtschaft und geopolitische Bedenken, wie der geplante Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, dürften Fusionen und Übernahmen bremsen.

Besonders hart traf es im ersten Quartal die Deutsche Bank. Das größte Geldhaus hierzulande erscheint bei Refinitiv nicht mehr unter den ersten zehn Topadressen bei Fusionen und Übernahmen in Deutschland. Nach Informationen aus Finanzkreisen hat das Institut jedoch beim Verkauf der Industriegase-Tochter von Linde in Korea an den Finanzinvestor IMM für rund 1,2 Milliarden Dollar mitberaten. Die Transaktion floss noch nicht in die Ranglisten ein.

Aber auch mit dem Deal wäre kein Platz unter den ersten zehn Instituten möglich gewesen. In einem Umfeld, wo die Deutsche Bank mit der Commerzbank über eine Fusion diskutiert, die vor allem den Heimatmarkt trifft, sorgt das für Aufsehen.

„Es gibt keinen Automatismus mehr wie vor zehn oder 15 Jahren, dass die Deutsche Bank bei M & A-Deals dabei sein muss, um eine Transaktion über die Bühne zu bringen“, erklärt ein Berater den Rückschlag. Gleichzeitig hätten ausländische Adressen dazugelernt und wüssten etwa, wie man beim Mittelstand den richtigen Ton treffe.

Außerdem hätten die Zuständigkeiten zu schnell und zu oft gewechselt im Bereich M & A. Konkurrenten erklären die Schwäche auch mit dem Verlust von Top-M & A-Leuten bei der Deutschen Bank. Der frühere Vorstandschef Jürgen Fitschen hilft nicht mehr beim Gewinnen von Mandaten.

Mit dem Ex-Vorstand Stephan Leithner fehlt ein weiterer Hochkaräter. Und mit dem Abgang von Armin von Falkenhayn, der heute die Bank of America in Deutschland führt, sowie Joachim Ringer, der inzwischen Co-Sprecher bei Credit Suisse hierzulande ist, fehlen weitere wichtige Leute. Christian Sewing als neuer Chef der Deutschen Bank ist sich dessen offenbar bewusst und oft bei Terminen mit deutschen Konzernkunden dabei, um die Investmentbanker zu unterstützen.

Abgänge bei Deutscher Bank

Neben dem Abgang wichtiger Investmentbanker machen Konkurrenten auch die Abschaffung der Industriegruppen weltweit bei der Deutschen Bank als Schwäche aus, die sich im Geschäft niederschlage. Die Deutsche Bank will das so nicht stehen lassen. Für Patrick Frowein, Co-Leiter des deutschen Bereichs Corporate Finance, ist der Stand heute nur eine Momentaufnahme, die sich nicht auf das ganze Jahr übertragen lässt.

Es sei weiterhin das Ziel der Deutschen Bank, bei M & A in Deutschland „zum Jahresende unter den ersten drei Banken zu liegen“. Im vergangenen Jahr habe das Institut sich von Rang zehn im Jahr 2016 auf die zweite Stelle bereits vorgearbeitet. Und das Institut hat laut Frowein noch einige große Deals in Vorbereitung.

In jedem Fall zählt die mögliche Fusion des eigenen Hauses mit der Commerzbank dazu, bei dem man als Berater tätig werden würde. Deren Volumen dürfte bei rund 25 Milliarden Euro liegen und damit zu den Toptransaktionen des Jahres gehören.

Selbst wenn sich die Deutsche Bank zurückkämpft, ändert das nichts daran, dass „das erste Quartal des laufenden Jahres bislang ernüchternd war“, wie es Jens Maurer, Co-Investmentbankchef von Morgan Stanley in Deutschland, formuliert. Die ersten Monate fingen so zäh an, wie das letzte Halbjahr geendet habe.

Die Übernahme der Online-Plattform Scout 24 durch die Finanzinvestoren Hellman & Friedman sowie Blackstone ist mit 6,5 Milliarden Dollar der bislang größte Deal. Besonders trifft der Einbruch zyklische Branchen wie die Autozulieferer oder den Maschinen- und Anlagenbau. „Hier fallen angesichts des schwieriger werdenden konjunkturellen Umfelds auch die Preise bei Übernahmen“, betont Langel von Macquarie.

Private Equity als Lichtblick

Gebremst hat auch das regulatorische Umfeld, das etwa von der Kontrollbehörde Cifius in den USA geprägt wird. „Es ist ein zunehmend relevanter Faktor bei der Analyse von Unternehmenszusammenschlüssen“, betont Marc-Olivier Regulla, Co-Chef Investmentbanking bei der Bank of America in Deutschland. Die Umsetzung von Transaktionen dauere inzwischen bis zu zwei Jahre. Dadurch komme Unsicherheit auf, da sich die wirtschaftliche Situation bis dahin völlig verändert haben könne.

Einen Lichtblick gibt es aber: Langel setzt wie andere Banker auf Private Equity. Die Finanzinvestoren suchen angesichts voller Kassen nach Übernahmemöglichkeiten. Mit einem von Langel geschätzten Anteil von 30 Prozent am gesamten M & A-Volumen „dürfte in diesem und im nächsten Jahr ein neuer Rekord erreicht werden“.

Auch bei den Börsengängen (IPOs) gab es für die Investmentbanken im ersten Quartal auf dem deutschen Markt nichts zu verdienen. Das Geschäft mit Aktienemissionen insgesamt brach laut Refinitiv um 85 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein. Zuletzt hatte Volkswagen den Börsengang seiner Nutzfahrzeugsparte unter dem Kunstnamen Traton abgesagt. Vor Ostern rechnen Beobachter nun nicht mehr mit neuen Ankündigungen hierzulande.

„Eine Mischung aus Konjunktursorgen, Handelskonflikten und politischen Unsicherheiten wie dem Brexit hat viele Börsenkandidaten dazu veranlasst, zunächst abzuwarten und zu schauen, ob sich in den Folgequartalen wieder IPO-Fenster öffnen“, sagt Martin Steinbach, Leiter des Bereichs Börsengänge bei EY. An den Gebühreneinnahmen von rund 550 Millionen Dollar im ersten Quartal lassen sich die Einbrüche noch nicht ablesen.

Der Grund: M & A-Deals beispielsweise werden erst abgerechnet, wenn sie rechtlich abgeschlossen sind. Das dauert. Doch das bittere Ende kommt hier noch.