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Folge der Coronakrise: Viele Sparkassen schrecken vor einer Ausschüttung zurück

Die Sparkasse Bochum will fast 17 Millionen Euro an die Stadt ausschütten. Andere Sparkassen verschieben die Entscheidung oder erhöhen ihre Reserven.

Trotz Coronakrise will die Sparkasse Bochum dieses Jahr Geld an ihre Eigentümerin ausschütten. 16,5 Millionen Euro sollen an die Stadt Bochum fließen – sogar noch etwas mehr als im Vorjahr, als das öffentlich-rechtliche Geldhaus 16 Millionen Euro aus dem Gewinn von 2018 auszahlte.

Vorstandschef Jürgen Hohmann machte vor einigen Tagen deutlich, dass die Sparkasse die Folgen der Corona-Pandemie abfedern kann: „Das Geschäftsergebnis 2019 und die Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr ermöglichen die Gewinnausschüttung in dieser Höhe.“ Diese Woche muss noch der Stadtrat zustimmen, doch das gilt in der Regel als Formsache.

Mit dem Geldsegen für die Stadt steht die Sparkasse Bochum in diesem Jahr allerdings ziemlich allein da. Während viele Genossenschaftsbanken Dividenden zahlen wollen, halten sich Sparkassen, die sonst regelmäßig Geld an ihre Trägerkommunen weiterreichen, bei der Entscheidung noch zurück. Andere sehen dieses Jahr ganz von einer Ausschüttung ab.

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Dabei könnten die Städte und Gemeinden das Geld gerade jetzt gut brauchen. Die Coronakrise hat zu einem historischen Einbruch bei der Gewerbesteuer geführt - der wichtigsten Einnahmequelle der Kommunen.

Dividenden zu zahlen ist für Sparkassen und Volksbanken durchaus möglich, vorausgesetzt, sie sind gut aufgestellt. Die Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) hatten die Geldhäuser zwar kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie aufgefordert, auf Ausschüttungen bis mindestens Anfang Oktober 2020 zu verzichten. Sie verlängerten das Quasi-Verbot für Dividenden später bis Ende Januar 2021. Doch die deutsche Finanzaufsicht Bafin lässt Ausschüttungen von Sparkassen und Genossenschaftsbanken seit August unter Umständen zu.

Uneinheitliche Ausschüttungspolitik

Viele Sparkassen warten trotzdem ab. Die Träger – und quasi Eigentümer – der Kreissparkasse Köln, vier Landkreise im Kölner Umland, haben bisher noch nicht über eine Ausschüttung entschieden. „Voraussichtlich wird das Thema Anfang November 2020 beraten“, teilte die Kreissparkasse Köln, die zu den größten in Deutschland zählt, mit. Auch die Träger der Sparkasse Münsterland Ost haben gerade erst beschlossen, dass sie die Entscheidung vertagen – auf Ende 2020 oder Anfang 2021.

Ähnlich gehen weitere Sparkassen, die traditionell ausschütten und die das Handelsblatt befragt hat, vor. Im Fall der Sparkasse Aachen hat der Verwaltungsrat bislang noch keinen Beschluss gefasst. Er will sich auf einer seiner nächsten Sitzungen wieder damit befassen.

Die benachbarte Kreissparkasse Heinsberg, die in den vergangenen Jahren jeweils eine Million Euro ausgeschüttet hat, nutzt diese Summe nun als Sicherheitspuffer, wie die „Aachener Nachrichten“ berichteten. Manch eine Sparkasse folgt also offenbar lieber der strikten Linie der europäischen Bankenaufseher, statt die gelockerte Bafin-Regel zu nutzen.

Auch die Kreissparkasse Saale-Orla wird in diesem Jahr nichts ausschütten. Sie verweist dabei laut der „Ostthüringer Zeitung“ auf die Empfehlung der EZB und stärkt ihr Eigenkapital.

Bei zahlreichen der bundesweit knapp 380 deutschen Sparkassen sind solche Überlegungen derweil überflüssig, sie schütten normalerweise sowieso nichts aus. Eine einheitliche Ausschüttungspolitik im öffentlich-rechtlichen Sektor gibt es nicht. Besonders in Nordrhein-Westfalen reichen viele öffentlich-rechtliche Geldhäuser Gewinne an die – oftmals klammen – Kommunen weiter. In Baden-Württemberg dagegen kommt das fast nicht vor.

Viele Volksbanken halten an der Dividende fest

Für Genossenschaftsbanken indes gehören Dividenden zum Selbstverständnis. Dividendenzahlungen sind ein zentrales Mittel, um neue Kunden zu gewinnen und bestehende an sich zu binden. Mehr als 18 Millionen Deutsche sind nicht nur Kunde, sondern auch Teilhaber, Mitglieder genannt, ihrer Bank. Rund 400 Millionen Euro haben die rund 840 Genossenschaftsbanken in ihren Jahresabschlüssen 2019 für Ausschüttungen reserviert.

Ein Teil davon ist auch schon an die Mitglieder geflossen. So hat beispielsweise die Sparda-Bank Baden-Württemberg, die nach dem Spitzeninstitut DZ Bank und der Apotheker- und Ärztebank drittgrößte deutsche Genossenschaftsbank, bereits eine Dividende gezahlt. Wenngleich die Ausschüttung mit insgesamt knapp 1,7 Millionen Euro relativ klein ausfällt. Die Dividende lag auch nur bei 1,5 Prozent.

Viele Genossenschaftsbanken haben auch dieses Jahr Ausschüttungen über drei bis sechs Prozent angekündigt oder auch schon beschlossen. Die größte Volksbank, die Berliner Volksbank, reklamiert für sich, dass sie die Bafin-Hürde für die Dividendenzahlung überspringt – konkret: eine nachhaltig positive Ertragsprognose und genug Kapitalpuffer auch in einer Stresssituation. Über eine mögliche Ausschüttung abstimmen soll die Vertreterversammlung, eine Art Hauptversammlung, Anfang Dezember.

Der Bundesverband der Genossenschaftsbanken BVR hatte Mitte Juli von den Aufsehern grünes Licht für mögliche Dividendenzahlungen gefordert. Vor wenigen Tagen betonte der Lobbyverband erneut, dass die Volks- und Raiffeisenbanken gut dastünden: „Sie besitzen die nötige Resilienz, um die Coronakrise zu bewältigen.“ BVR-Präsidentin Marija Kolak rechnet damit, dass ein Großteil der Genossenschaftsbanken tatsächlich ausschüttet. „Ich bin zuversichtlich, dass viele Mitglieder wie gewohnt eine Ausschüttung erhalten. Die Tendenz geht in Richtung Dividendenzahlung“, sagte sie kürzlich dem Handelsblatt.

Gleichwohl gehen auch einige Volks- und Raiffeisenbanken auf Nummer sicher. Beispiel: Volksbank am Niederrhein. Die Vertreterversammlung entschied Ende September, dass es dieses Jahr keine Dividende geben soll. Stattdessen geht der Überschuss des vergangenen Jahres in die Rücklagen der Bank, berichtete die „Rheinische Post“.

In den vergangenen Jahren hatte das Geldhaus aus Alpen seinen Mitgliedern demnach jeweils 6,3 Prozent auf ihre Geschäftsanteile ausgezahlt. Bankchef Guido Lohmann erklärte, die Bank sei wirtschaftlich dazu auch 2020 in der Lage. Trotzdem halte sie sich an die Empfehlung von EZB und Bafin. Das Geldhaus betrachtet den Dividendenverzicht sogar als „klaren Akt der Solidarität mit den Aufsichtsbehörden“. „Wir würden uns wünschen, dass möglichst viele Banken diesen Empfehlungen folgen.“