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Finanzstaatssekretär Kukies kritisiert Bericht der Bafin als „nicht akzeptabel“

Die Finanzaufsicht hatte in einer internen E-Mail an das Bundesfinanzministerium auf den kulturellen Hintergrund vieler Wirecard-Leerverkäufer hingewiesen.

Finanzstaatssekretär Jörg Kukies (rechts) hat die Bafin scharf kritisiert. Er will sicherstellen, dass die Behörde künftig auch Hinweise von Leerverkäufern ernster nimmt. Foto: dpa
Finanzstaatssekretär Jörg Kukies (rechts) hat die Bafin scharf kritisiert. Er will sicherstellen, dass die Behörde künftig auch Hinweise von Leerverkäufern ernster nimmt. Foto: dpa

Finanzstaatssekretär Jörg Kukies (SPD) hat mit einem scharfen öffentlichen Rüffel auf einen internen Vermerk der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) im Zusammenhang mit dem Wirecard-Skandal reagiert. In dem Vermerk war die Bafin auf den kulturellen Hintergrund von Investoren eingegangen, die auf fallende Kurse von Wirecard-Aktien gewettet hatten.

Seit Beginn des Wirecard-Skandals steht der Vorwurf im Raum, die Finanzaufsicht Bafin wäre angelsächsischen Informanten und Leerverkäufern mit zu viel Misstrauen begegnet. Die Bafin hat stets bestritten, dass sie Vorwürfe ausländischer Medien und Informanten zu schnell als Attacken des Finanzplatzes London auf ein deutsches Vorzeigeunternehmen eingestuft hatte. Nun weckt die Wortwahl einer E-Mail aus dem Jahr 2016 Zweifel daran, dass die Behörde tatsächlich so unvoreingenommen war.

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Damals schlug der sogenannte Zatarra-Report hohe Wellen, eine zunächst anonym veröffentlichte Analyse, die schwere Vorwürfe gegen Wirecard enthielt. Die Aktie verlor damals rund 20 Prozent an Wert. Der Verfasser der Studie, der Hedgefondsmanager Fraser Perring, sowie weitere Investoren hatten auf fallende Kurse der Wirecard-Aktie gesetzt.

„Auffällig ist, dass die verdächtigen Personen (darunter neben natürlichen Personen auch anglo-amerikanische Hedgefonds) dem Anschein nach einen recht einheitlichen kulturellen Hintergrund haben – überwiegend israelische und britische Staatsangehörige“, heißt es in der Mail, die dem Handelsblatt vorliegt und über die zuerst die „Financial Times“ berichtet hatte. „Daher ist nicht auszuschließen, dass es sich um eine netzwerkartige Struktur (Insiderring) handelt.“

Dafür kassiert die Bafin nun einen deutlichen Rüffel aus Berlin. „Wortlaut und Inhalt der Aussage zum ,einheitlichen kulturellen Hintergrund‘ im Bafin-Bericht an das Bundesfinanzministerium vom 3.5.2016 ist [sic] eindeutig nicht akzeptabel“, schreibt Kukies auf seinem LinkedIn-Profil. „Ich stimme völlig zu, dass der kulturelle Hintergrund überhaupt keine Rolle in der Finanzaufsicht spielen darf.“

Kukies hatte auf einen LinkedIn-Eintrag des Grünen-Abgeordneten Danyal Bayaz reagiert, der den Vorgang ebenfalls scharf kritisiert hatte. Die E-Mail zeige, dass es in der Bafin eine „Abneigung gegenüber angloamerikanischer Kapitalmarktkultur“ gebe, sagte Bayaz dem Handelsblatt. „Dass eine offizielle Stellungnahme der Bafin Marktmanipulation tatsächlich mit dem kulturellen Hintergrund israelischer und britischer Hedgefonds-Mitarbeiter erklärt, ist erschütternd.“

„Unglücklich“ formuliert

Die Bafin räumte auf Anfrage ein, dass die gewählte Formulierung „unglücklich und leicht fehlinterpretierbar“ war. „Kultureller Hintergrund oder Staatsangehörigkeit haben bei Untersuchungen oder Anzeigen der Bafin keinerlei Relevanz“, erklärte die Behörde. „Was tatsächlich damit gemeint war, waren Gemeinsamkeiten, die ein Zusammenwirken der Verdächtigen nahelegten.“

Hinweise dazu habe es unter anderem durch Verdachtsanzeigen von Finanzinstituten gegenüber einer anderen europäischen Aufsichtsbehörde gegeben, teilte die Bafin mit. „Die darin von den Instituten identifizierten auffälligen Handelsteilnehmer zeichneten sich beispielsweise durch geografische Nähe aus, verwendeten ähnliche E-Mail-Adressen, nutzten dieselbe IT-Infrastruktur, waren in ähnlichem Alter und hatten zuvor nicht in Wirecard gehandelt.“

Die Bafin sieht sich immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, dass sie Wirecard-Kritiker nicht ernst nahm. So verzichtete die Behörde auch auf ein persönliches Gespräch mit der New Yorker Hedgefonds-Managerin Fahmi Quadir, die der Bafin ebenfalls Hinweise über Unregelmäßigkeiten bei dem Zahlungsdienstleister in Aussicht gestellt hatte. Quadir stellte ihre Erkenntnisse schließlich „alternativen Kanälen“ zur Verfügung, um sicherzustellen, dass ihre Erkenntnisse auch wirklich untersucht würden, wie sie dem Handelsblatt schrieb.

Solche Fälle sollen sich nach dem Willen von Staatssekretär Kukies nicht wiederholen: „In unseren Reformen der Finanzaufsicht und unserem zukünftigem Handeln werden wir sicherstellen, dass kritische Stimmen, um Betrug aufzuspüren, gestärkt werden – zum Beispiel von Whistleblowern, Journalisten, Marktteilnehmern inklusive Shortsellern und Anleger- und Verbraucherschützern“, schließt er seinen LinkedIn-Eintrag.