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Finanzaufsicht prüft Wirecard-Sonderbericht

Die Bafin reagiert auf den Sonderbericht des Zahlungsdienstleisters. Die Finanzaufseher prüfen unter anderem, ob Wirecard den Markt wahrheitsgemäß informiert hat.

Wirecards Umgang mit der Bilanzsonderprüfung von KPMG gerät ins Visier der deutschen Finanzaufsicht. Der Bericht des Zahlungsdienstleisters fließt laut Bafin in die „ohnehin noch laufende Marktmanipulationsuntersuchung“ ein.

„Selbstverständlich schauen wir uns in diesem Zusammenhang auch die Kommunikation von Wirecard unmittelbar vor dem Erscheinen des KPMG-Berichts an“, erklärte eine Sprecherin auf Handelsblatt-Anfrage. Als erstes hatte das Magazin „Spiegel“ über die Untersuchungen berichtet.

Der Zahlungsdienstleister aus Aschheim bei München ist seit Langem gravierenden Vorwürfen über angebliche Bilanzfälschung und weitere Vergehen ausgesetzt. Um die quälende Debatte zu beenden, hatte Wirecard im Oktober einen Sonder-Audit durch KPMG in Auftrag gegeben; sein Ergebnis wurde in der vergangenen Woche veröffentlicht. Die Prüfer fanden keine Belege für Bilanzmanipulationen, rügten die internen Strukturen und Prozesse des Konzerns aber in scharfen Worten.

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Die Bafin untersucht nun, „ob Wirecard den Kapitalmarkt über Insiderinformationen rechtzeitig und vollständig informiert hat“, wie die Behörde am Freitag mitteilte. „Wir sehen uns den KPMG-Bericht in diesem Zusammenhang vor allem daraufhin an, ob er Aussagen dazu enthält, ob Wirecard möglicherweise veröffentlichungspflichtige Informationen zurückgehalten oder darüber falsch informiert hat.“

Die Kommunikation des Konzerns steht seit Längerem in der Kritik. Bereits 2019 wurde diskutiert, ob Wirecard den Finanzmarkt transparenter über die von der britischen Zeitung „Financial Times“ (FT) thematisierten Probleme in seiner Singapur-Einheit hätte informieren müssen. Dort herrschte nach dem Abgang eines wichtigen Managers zeitweise Chaos, in der Folge wurde der lokalen Tochter das Testat verweigert.

Strafanzeige möglich

Sollte die Bafin Hinweise im KPMG-Bericht darauf finden, dass Wirecard hier oder in anderen Fällen die Anleger nicht umfassend informiert hat, dann drohen weitere Schritte: „Soweit wir Anhaltspunkte dafür finden, erstatten wir auch hierzu Anzeige bei der Staatsanwaltschaft.“

Ähnliches gilt für die Kommunikation rund um die Veröffentlichung des KPMG-Berichts selbst. Dessen Vorlage war dreimal verschoben worden, zweimal informierte Wirecard über die Verschiebung per Ad-hoc-Mitteilung: Mitte März und Ende April. Jedes Mal betonte der Konzern dabei ausdrücklich, es seien keine „Belege für die öffentlich erhobenen Vorwürfe der Bilanzmanipulation“ gefunden worden.

Die zahlreichen gravierenden internen Probleme und „Prüfungshemmnisse“, die die zwischenzeitlich rund 40 Prüfer fanden, erwähnte der Zahlungsdienstleister dabei jedoch nicht. Umso größer war dann der Schock in der vergangenen Woche: Kurz nach Veröffentlichung des Berichts brach die Wirecard-Aktie um ein Viertel ein, sie hat sich bis heute nicht erholt.

Warum hat Wirecard nicht früher über die von den Prüfern kritisierten Probleme, darunter das Fehlen von Dokumenten und die Weigerung von Drittpartnern, mit KPMG zusammenzuarbeiten, informiert? Laut Konzernkreisen habe man den vollständigen Bericht erst kurz vor Veröffentlichung erhalten.

Kalt überrascht wurde der Konzern aber offenbar nicht: KPMG forderte laut Insidern bis zuletzt weitere Daten an, um offene Fragen und problematische Punkte zu klären. Die Prüfer hätten zahlreiche negative Feststellungen etwa zur Compliance und zu den internen Prozessen getroffen, hieß es bereits vor Veröffentlichung des Berichts.

Untersuchung schon seit Ende Januar 2019

Auf Anfrage erklärte eine Wirecard-Sprecherin am Freitag, man kommentiere die Aussagen der Bafin nicht: „Die Wirecard AG hat mehrfach ausgeführt, dass dem Unternehmen keine Informationen zugestellt wurden, die den in der FT erhobenen Vorwurf der unterstellten Bilanzmanipulation belegen würden. Dies ist wie im Ergebnisbericht von KPMG beschrieben bis heute Faktenlage.“

Die Bafin ist bereits seit über einem Jahr im Fall des Zahlungsdienstleisters aktiv. „Unsere Untersuchung zu Wirecard läuft seit Ende Januar 2019. Den ersten Part zum Thema Short-Attacken haben wir bereits im April 2019 bei der Staatsanwaltschaft München I angezeigt“, so die Behörde.

Dabei geht es um den Verdacht, dass sich Londoner Shortseller, also Spekulanten, die auf einen Kursverfall der Wirecard-Aktie wetten, mit Journalisten der FT im Vorfeld kritischer Artikel abgesprochen haben. Der zweite Teil der Untersuchung umfasst die mögliche Marktmanipulationen durch Wirecard selbst.

2019 hatte die Bafin zeitweise ein Shortselling-Verbot für Wirecard-Aktien erlassen. Die Behörde war für diese bisher beispiellose Maßnahme von Beobachtern scharf kritisiert worden.