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FDP-Beraterin Mathiopoulos verliert Doktortitel

Die Universität Bonn wärmt einen alten Plagiatsvorwurf auf und entzieht Margarita Mathiopoulos den Doktortitel. Doch die Politikberaterin will gegen die Entscheidung vor Gericht ziehen.

Es war nach dem Skandal um Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg nur eine Frage der Zeit, bis sich Plagiatsjäger die Doktorarbeit von Margarita Mathiopoulos vorknöpfen würden. Zu schillernd zum einen erscheint die Vita der 55-jährigen Politik- und Industrieberaterin. Die FDP-Politikerin steht Außenminister Guido Westerwelle bei, ist Unternehmerin sowie Honorar- und Ehrenprofessorin.

Bundesweite Schlagzeilen machte die Bonnerin mit griechischen Wurzeln erstmals Ende der 80er-Jahre. Damals legte schließlich Willy Brandt auch ihretwegen den SPD-Vorsitz nieder. Er wollte die damals Parteilose für den neuen Posten der Parteisprecherin durchsetzen – was nicht klappte.

Außerdem hatte Mathiopoulos schon einmal Probleme mit ihrer Doktorarbeit. Bereits 1989 stand fest, dass das Buch "Amerika: Das Experiment des Fortschritts" Übernahmen enthielt, die nicht ausreichend gekennzeichnet waren. Mathiopoulos ließ damals mitteilen, sie bedauere die "Flüchtigkeitsfehler". Den Titel konnte sie behalten. Ihr Doktorvater erkannte zwar handwerkliche Schwächen, sah den "Kern der geistigen Leistung von Frau Mathiopoulos" jedoch "nicht beeinträchtigt". Das Kapitel Doktorarbeit schien damit geschlossen.

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Nun aber hat die Universität Bonn beschlossen, Mathiopoulos doch aufgrund von Plagiaten den Titel zu entziehen. Neue Plagiatsfunde hätten eine "neue Sachlage ergeben", begründete die Hochschule ihren Schritt. Damit droht der Politikerin auch das Ende ihrer Professorenkarriere: Die Universität Potsdam und die Technische Universität Braunschweig haben angekündigt, die Honorarprofessuren zu widerrufen, wenn Mathiopoulos rechtskräftig ihren Doktortitel verlieren würde.

Doch Mathiopoulos will die Entscheidung der Bonner Uni nicht auf sich sitzen lassen. Ihre Anwälte kündigten gleich nach der Verkündung an, man werde vor dem Verwaltungsgericht klagen. Die Entscheidung sei "rechtswidrig, weil sie sich gegen die nicht aufhebbare Entscheidung des eigenen Fakultätsrats vom 30. Januar 1991 wende", heißt es in der Erklärung. Von einem "unfairen" Verfahren, geführt mit "blindem Eifer" ist die da Rede. Zudem haben die Anwälte der Politikerin geraten, eine persönliche Haftung der Bonner Gremienmitglieder wegen "massiver Schädigung" der Reputation zu prüfen.

Tatsächlich ist es ist nicht das erste Mal, das sich ein Politiker gegen das Urteil einer Hochschule wehrt. Auch die FDP-Europapolitikerin Silvana Koch-Mehrin hat vor kurzem ihren Doktortitel wegen zu vieler Übernahmen verloren. Und sie wehrt sich vor Gericht.

Mit dem Fall Mathiopoulos ist die Auseinandersetzung um Plagiate von Politikern endgültig in ihre zweite Phase eingetreten: Nach Hochschulen, die bei Promotionen ja selbst nicht Unbeteiligte sind, werden nun unabhängige Gerichte über die Fälle entscheiden.

Nachdem im Februar 2011 Plagiate in der Doktorarbeit des damaligen Bundesverteidigungsministers Guttenberg aufgetaucht waren und er kurz darauf zurücktrat, wurden in den folgenden Monaten immer wieder Plagiatsvorwürfe laut. Und es waren mehrere bekannte Politiker, die ins Visier von Plagiatsjägern gerieten. Neben Guttenberg und Koch-Mehrin war der FDP-Politiker Jorgo Chatzimarkakis – auch er promovierte in Bonn – das bekannteste Gesicht.

Es gab aber freilich auch Fälle wie den des niedersächsischen Kultusministers Bernd Althusmann (CDU). Dieser hatte eine eher mäßige Promotionsarbeit abgeliefert. Doch im Zuge der medialen Aufmerksamkeitswelle stand 2011 schließlich ein zumindest vager Plagiatsverdacht im Raum. Er behielt zwar seinen Titel. Doch seither klebt der Plagiatsverdacht auch an ihm.

Deborah Weber-Wulff ist Professorin an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft sowie Expertin für Plagiate in wissenschaftlichen Arbeiten. Mit Mitstreitern hat sie auf den Plattformen GuttenPlag und VroniPlag Doktorarbeiten durchsucht, auch die von Guttenberg, Koch-Mehrin und Chatzimarkakis. Die Unis bestätigten fast alle Vorwürfe der Aktivisten. Nun auch im Fall Mathiopoulos.

Weber-Wulff gibt sich sicher: Ihr Titel gehört entzogen. "Es geht in einer Doktorarbeit darum zu zeigen, dass man eigenständig wissenschaftlich arbeiten kann und Fragestellungen nachgehen kann", sagte Weber-Wulff "Welt Online". VroniPlag habe auf fast 50 Prozent der Seiten Plagiate festgestellt, wenn auch mit sehr strengem Maß gemessen. Es reichte jedoch, um das Verfahren an der Hochschule wieder aufzunehmen.

Der wissenschaftliche Wert der Arbeit von Mathiopoulos ist allerdings anerkannt. Zudem haben die universitären Gremien eben schon 1991 die Zitierweise beanstandet und lehnten damals den Vorschlag der Autorin ab, ihre Arbeit zu verbessern. Am Vorwurf hat sich im Grunde nichts verändert. Und damals wurde keine Täuschungsabsicht festgestellt.

Über allem steht also nun die bisher ungeklärte Frage: Ab wann ist eine Doktorarbeit vor Gericht nicht mehr anfechtbar? Dabei geht es auch um Rechtsfrieden. Es kann sein, dass der Fall Mathiopoulos darauf endlich eine klare Antwort liefern wird.