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Die Familie hinter Armaturenhersteller Hansgrohe wird zum Investor

Der Blick auf die Skyline von Frankfurt mit den Bankentürmen der ehemaligen Dresdner Bank und der genossenschaftlichen DZ Bank entschädigt für vieles. Denn den Büroräumen von Syngroh (Synergien und Grohe) im 30. Stock des Maintowers ist es anzusehen, dass sie frisch bezogen wurden. Es fehlen noch Pflanzen und Bilder. Richard Grohe aus der Dynastie des Armaturenherstellers Hansgrohe kann das in seinem Tatendrang aber nicht bremsen.

Der Macher aus dem Schwarzwald steigt als Geschäftsführer der Syngroh Capital, der Beteiligungsgesellschaft der Familie Klaus Grohe, mit 35 Prozent beim Hamburger Gebäude- und Filialtechnik-Dienstleister KMLS ein. Da spielt es dann keine Rolle, dass sich der ehemalige Vizevorstandschef des Schiltacher Unternehmens Hansgrohe lieber einen unauffälligeren Sitz für die Beteiligungsgesellschaft Syngroh Capital gewünscht hätte.

Doch die Wünsche des Millionärs, der Understatement liebt und gerne in Jeans und lockerem Shirt daherkommt, sind hier nicht entscheidend. Für den preissensiblen Schwaben ist das vor allem eine Frage des Preises, und der passt in diesem Fall.

Bei KMLS setzen die beiden Gründungsgesellschafter des Hamburger Unternehmens auf Syngroh Capital, um ihr Geschäftsmodell gemeinsam weiterzuentwickeln und zu internationalisieren. Mit mehr als 200 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 20 Millionen Euro deckt KMLS die Gebäudetechnik von der Planung bis zur Wartung ab.

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Es werden Filialisten mit zusammen 3500 Filialen und einer Fläche von drei Millionen Quadratmetern sowie Krankenhäuser und Logistikzentren betreut. Gemeinsam mit Syngroh soll das Unternehmen auf Wachstum getrimmt werden.

Die Beratung für die Übernahme von KMLS kommt aus dem eigenen Haus, von Syngroh Advisory, das von Robert Clausen, einem ehemaligen Credit-Suisse-Banker, geführt wird. Alle vier Grohe-Brüder, neben Richard auch Philippe, Pierre Nicolas und Jan Nikolas, sowie Vater Klaus haben sich persönlich mit den beiden Eigentümern und Gründern Pablo Theux und Alpasan Yildirim getroffen. Die Chemie habe von Anfang an gestimmt, berichtet Clausen.

Beim gemeinsamem Kochen in Offenburg beim Forum Culinaire kamen sich die Parteien näher. Im Kochergebnis spiegelte sich das jedoch nicht wider, es habe zu wünschen übrig gelassen, wie Richard Grohe freimütig einräumt. Doch das ist nebensächlich. Bodenständigkeit ist die Qualität, die die Familie Grohe prägt: „Die Verpflichtung zu Werten ist das Entscheidende, denn wir kochen letztlich alle nur mit Wasser“, sagt der Mann mit den dunklen Augenbrauen. Managementtools seien austauschbar.

In der Unternehmenskultur steckt für ihn die echte Differenzierung und somit der langfristige Wettbewerbsvorteil. Nimmt man Untersuchungen zu börsennotierten Unternehmen im Familienbesitz, und nur bei ihnen sind Zahlen verfügbar, dann schneiden sie in der Kursentwicklung im Schnitt um rund fünf Prozent besser ab, wie jüngst Credit Suisse errechnet hat.

Michael O’Sullivan, Chef-Investment-Officer für das Wealthmanagement der Bank, betont: „Angesichts ihres höheren Ertragswachstums über den Konjunkturzyklus passen sie ihr Risikoprofil schneller an.“ Ihn überzeugen auch eine stärkere Bilanz und ein höherer Rückfluss von Barmitteln, der Cashflow.

Richard Grohe hat seine Wurzeln im Schwarzwald. In einer über 100-jährigen Erfolgsgeschichte hat die Familie Grohe das Unternehmen Hansgrohe vom Mittelständler zum weltweit agierenden Konzern weiterentwickelt, der heute einen Jahresumsatz von rund 1,1 Milliarden Euro erzielt.

Internationalität und Verantwortungsbewusstsein

Über drei Generationen hat die Familie die Firma geprägt in einem Tal, in dem die Kinzig an den Fachwerkhäusern von Schiltach vorbeifließt. Dazwischen eingequetscht liegt das Stammwerk der Familie Hans Grohe, von der Richards Onkel Friedrich in den Dreißigerjahren Reißaus nahm. Dem zweitältesten Sohn wurde es im Kinzigtal, in der Firma des Vaters Hans, zu eng. Er übernahm in Westfalen einen Armaturenhersteller und entwickelte daraus die Firma Grohe – ein harter Konkurrent, ein starker Rivale.

Die Arbeit bei Hansgrohe hat Richard Grohe geprägt. Fakten über das Duschen könnte er auch heute noch herunterbeten, obwohl sich die Familie vor rund zwei Jahren aus der Führung des Unternehmens verabschiedet hat. Der Mann, der das Arbeiten liebt und schwäbisch geprägt wurde, kann im Schlaf erzählen, dass Deutsche durchschnittlich 49 Minuten im Bad verbringen und davon elf Minuten unter der Dusche, die Brasilianer dagegen bräuchten zwei Stunden im Bad.

Für den 54-Jährigen gehörte das Unternehmen zur Familie, lange wohnte er nur 50 Meter von der Firma entfernt, bevor er der Enge Adieu sagte und mit Frau und sechs Kindern nach Offenburg umgezogen ist.

Die Kombination aus Internationalität und Verantwortungsbewusstsein charakterisiert die Familie. Aber: „Für den Mittelständler geht es natürlich auch um Pflicht, um Pflichterfüllung – und das sind keine leeren Phrasen“, betont der Schwarzwälder, der um die Jahrtausendwende das Hansgrohe-Werk im französischen Wasselonne aufbaute.

Inzwischen hat sich die Familie aus der Führung des Konzerns Hansgrohe verabschiedet. Mit 32 Prozent sind die Grohes weiterhin über eine Holding am Konzern beteiligt. Der Rest liegt bei der US-Gesellschaft Masco, die in Michigan sitzt. Mit der neuen Beteiligungsgesellschaft Syngroh will die Familie eine neue Ära beginnen. „Die Beteiligungsgesellschaft dient der Vorbereitung auf die Zukunft und soll der vierten Generation Chancen bieten, das Unternehmertum weiterzuentwickeln.

Die ‚G 4‘ besteht derzeit aus 14 Kindern. Für sie gibt es künftig mehr Möglichkeiten, sich zu engagieren, wenn sie wollen. „Ein Auseinanderfallen wie bei anderen Familien wollen wir vier Brüder und unser Vater verhindern“, betont der Mann mit der tiefen Stimme. Zunächst stellt die Familie Grohe ihrer Beteiligungsgesellschaft 100 Millionen Euro für Investments zur Verfügung.

Mit KMLS wurde nun eine erste Duftmarke gesetzt. Bis 2021 soll das restliche Kapital investiert sein. „Wir haben das Wissen eines Strategen, aber die Flexibilität eines Finanzinvestors“, betont Clausen. Drei bis fünf Investments hält Richard Grohe für möglich. Dabei soll es so laufen, wie es viele Jahre eingeübt wurde: „Breit gestaffelte Führungsebenen fördern die Einbindung des einzelnen Mitarbeiters.“

So will die Familie das auch bei ihrer Beteiligungsgesellschaft halten. Doch vorerst sind passende Beteiligungen schwer zu finden, die Konkurrenz ist derzeit groß. Da muss Richard Grohe wohl noch etwas warten, bis er ein Unternehmen findet, in dessen Fertigung es nach Metall riecht. Denn dann „kommen heimische Gefühle“ beim Schwarzwälder auf.