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Für Fresenius Medical Care wird Wachstum mühsamer

Gesundheitsunternehmen gelten als sichere Häfen in unruhigen Börsenzeiten. An diesem Image hat der weltgrößte Dialysekonzern Fresenius Medical Care (FMC) im vergangenen Jahr kräftig gerüttelt. Denn zum ersten Mal seit vielen Jahren musste das Unternehmen seine Jahresprognose senken.

Die Gründe dafür wird Konzernchef Rice Powell den Aktionären auf der am heutigen Donnerstag stattfindenden Hauptversammlung noch einmal erläutern: Weil weniger Privatpatienten in den USA behandelt wurden, manche Ausschreibung in Europa nicht gewonnen wurde und die Hyperinflation in Argentinien belastete, wuchs FMC organisch nicht mehr so schnell wie erwartet.

Die Börse reagierte darauf mit kräftigen Abschlägen, sodass der Aktienkurs von FMC im vergangenen Jahr rund 35,5 Prozent verlor, deutlich mehr als der Dax, der rund 18 Prozent einbüßte. Seit Anfang dieses Jahres aber geht es wieder klar nach oben: Die FMC-Titel haben einen Teil der Verluste wieder wettgemacht. Ein Treiber dürfte auch das Aktienrückkaufprogramm sein, mit dem FMC zusätzlichen Mehrwert für die Aktionäre schaffen will.

In diesem und dem nächsten Jahr hat der Dax-Konzern vor, Aktien im Wert von bis zu eine Milliarde Euro zurückzukaufen. Rund 90 Millionen Euro hatte FMC dafür bereits im ersten Quartal 2019 ausgegeben. Zudem winkt den Aktionären eine um zehn Prozent auf 1,17 Euro erhöhte Dividende.

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Der Jahresabschluss bietet ein zwiespältiges Bild: Während der Umsatz von FMC um sieben Prozent auf 16,5 Milliarden Euro schrumpfte, stieg das ausgewiesene operative Ergebnis um 29 Prozent auf gut drei Milliarden Euro und das Konzernergebnis nach Steuern sogar um 55 Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro.

Maßgeblich verantwortlich für die ungewöhnliche Diskrepanz zwischen Umsatz- und Gewinnveränderung ist die bisher größte Desinvestition des Konzerns, der Verkauf des Ärztenetzwerks Sound Inpatient Physicians zur Jahresmitte 2018. Den dabei erzielten Veräußerungsgewinn verbuchte FMC voll in der Gewinnrechnung. Er besserte das ausgewiesene operative Ergebnis um 809 Millionen Euro auf und den Nettogewinn um 673 Millionen Euro.

Klammert man diesen und andere Sondereffekte sowie negative Währungseffekte aus, verbesserte sich das operative Ergebnis laut Geschäftsbericht nur um ein Prozent und das Konzernergebnis um vier Prozent.

Einbußen in den USA

Der Dax-Konzern, der vom Gesundheitskonzern Fresenius kontrolliert wird, befindet sich organisch zwar weiter auf Wachstumskurs. Ohne den Sound-Verkauf und negative Währungseffekte stieg der Umsatz um 3,9 Prozent. Der Dialysekonzern kam damit aber insgesamt langsamer voran als in den Vorjahren.

Dabei bewegt er sich in einem soliden Wachstumsmarkt. Denn immer mehr Patienten weltweit brauchen wegen Nierenversagens eine Dialyse. Im vergangenen Jahr erhöhte sich die Zahl laut Branchenschätzungen um sechs Prozent auf weltweit 3,4 Millionen Menschen. Fresenius blieb jedoch mit einem Wachstum um vier Prozent auf 333.331 Patienten klar darunter.

Das begründet der Konzern unter anderem mit sinkenden Zahlen bei den Privatpatienten in den USA und einem Trend zu mehr ambulanter Behandlung, wofür FMC wenig Angebot hat. Aus diesem Grund hatte das Unternehmen bereits im August 2017 den Kauf des amerikanischen Heimdialyseanbieters NX Stage angekündigt. Die rund zwei Milliarden Dollar schwere Transaktion wurde allerdings erst nach Auflagen im Februar dieses Jahres genehmigt.

In dem mit Abstand wichtigsten Segment des Konzerns, dem Dialysegeschäft in den USA, verbuchte FMC daher Einbußen. Der Umsatz schrumpfte um ein Prozent auf 9,9 Milliarden Euro. Auch die Erträge standen unter Druck. Zwar sind die Vergütungen für die Dialysebehandlung von Patienten in den staatlichen Versorgungsprogrammen 2018 gestiegen. Die Kosten kletterten allerdings noch stärker.

So ging das operative Ergebnis im US-Dialysegeschäft um zehn Prozent auf 1,75 Milliarden Euro zurück, währungsbereinigt lag das Minus bei sechs Prozent. Die operative Marge verringerte sich von 19,3 auf 17,6 Prozent, liegt damit aber rund einen Prozentpunkt über dem Wert, den Hauptwettbewerber DaVita im US-Dialysedienstleistungsgeschäft erzielte.

Jenseits von Amerika zeigt derzeit die Region Asien-Pazifik die größte Dynamik. Währungsbereinigt lag der Zuwachs bei acht Prozent, Währungseffekte eingerechnet, wuchs das Geschäft in der Region um vier Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Die operative Marge sinkt zwar wegen der Währungseffekte von 19,3 auf 18 Prozent, liegt damit aber deutlich über den anderen Regionen.

Die Region Lateinamerika schrumpft dagegen bei Umsatz und Gewinn, während der Bereich EMEA mit einem Wachstum um zwei Prozent auf 2,6 Milliarden Euro Umsatz moderat vorankommt. Der operative Gewinn schrumpfte jedoch zweistellig wegen Abschreibungen und höherer Personalkosten in einigen Ländern – die Marge sank von 17,4 auf 15,4 Prozent.

Kurskorrektur

Im Versorgungsmanagement, wo sich FMC in den Vorjahren noch durch diverse Zukäufe verstärkt hatte, vollzog der Konzern mit dem Verkauf von Sound eine Kurskorrektur. Er trennte sich damit von einem eher in der Breite der Akutversorgung aufgestellten Ärztenetzwerk, um den Fokus auf die Dialyse wieder zu schärfen. Sound, das für etwa 1,1 Milliarden Euro Jahresumsatz steht, war für sich genommen vermutlich auch zu klein im scharfen Wettbewerb auf dem US-Markt.

Um es sinnvoll weiterzuentwickeln, hätte FMC hier investieren müssen. Angesichts des attraktiven Kaufpreises gab der Konzern das Netzwerk dann zur Jahresmitte an ein Investorenkonsortium ab.

Der Bereich Versorgungsmanagement in den USA schrumpfte durch den Verkauf von Sound um mehr als 40 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Da FMC den Veräußerungsgewinn im operativen Ergebnis verbuchte, stieg die operative Marge der Sparte auf ungewöhnliche 56 Prozent. Klammert man die Sound-Aktivitäten aus, konnte die Ebit-Marge auf vergleichbarer Basis laut FMC von 2,9 auf 6,4 Prozent gesteigert werden. Sie liegt damit aber weiterhin deutlich unter dem margenstarken Dialysegeschäft.

Neben dem Ertrag aus dem Sound-Verkauf wurde das operative Ergebnis von FMC 2018 durch weitere kleinere, zum Teil auch gegenläufige Sonderfaktoren beeinflusst. Dazu gehören beispielsweise Kosten für Vergleichsverhandlungen mit der US-Börsenaufsicht und dem US-Justizministerium, die FMC Fälle von Korruption in Afrika und Asien in den Jahren bis 2012 vorwarfen. 2017 hatte FMC hierfür 200 Millionen Euro zurückgestellt, 2018 weitere 77 Millionen.

Diese Rückstellungen reichen aus, um die in diesem März vereinbarte Summe von insgesamt rund 232 Millionen US-Dollar an die beiden Behörden zu zahlen. 2017 verbuchte FMC zudem zusätzliche Einnahmen in Höhe von 87 Millionen Euro aus einer Nachzahlung für die Behandlung von US-Kriegsveteranen, die sich 2018 nicht wiederholte.

Dieser Effekt sorgte auch maßgeblich dafür, dass der operative Cashflow 2018 um sechs Prozent auf 2,06 Milliarden Euro sank. Die Cashflow-Marge liegt mit 12,5 Prozent aber über den Werten der Vorjahre und dem für 2018 ausgegebenen Ziel von zehn Prozent. Höhere Investitionen in Sachanlagen ließen den Free Cashflow um 22 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro sinken.

Davon benötigte FMC rund 620 Millionen Euro für Dividendenzahlungen. Weitere gut 900 Millionen Euro gab der Konzern für Zukäufe aus, darunter mehrere Dialysekliniken in China. Dem stand andererseits der Erlös von insgesamt knapp 1,7 Milliarden Euro aus dem Sound-Verkauf gegenüber, sodass man die Nettoverschuldung um mehr als eine Milliarde auf 5,4 Milliarden Euro verringern konnte.

Der Verschuldungsgrad gemessen am Verhältnis der Nettofinanzschulden zum Ebitda verringerte sich von 2,1 auf 1,8.

Weiteren Spielraum für Wachstumsinitiativen, darunter den geplanten Ausbau von Dienstleistungen für die Heimdialyse, will FMC-Chef Rice Powell mit der zweiten Stufe seines Effizienzprogramms schaffen. Bis 2020 sollen weitere 150 bis 200 Millionen Euro eingespart werden, unter anderem durch verbesserte Betriebsabläufe und Einsparungen in der Verwaltung.

Für 2019 dürfte das indessen noch nicht viel bringen. So stellt FMC zwar ein bereinigtes Umsatzwachstum von drei bis sieben Prozent in Aussicht. Wegen der Wachstumsinvestitionen soll sich das bereinigte Konzernergebnis dagegen nur in einer Bandbreite von minus zwei bis plus zwei Prozent verändern.