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Fünf Themen des Tages: Inside Job, Krypto-Malaise, Reisechaos

(Bloomberg) -- Zweistellige Inflation, Krypto-Malaise, leicht freundliche Börsen, Inside Job und Reisechaos statt Urlaubsfreuden. Marktteilnehmer könnte heute beschäftigen:

Durch die Decke?

Oh weh, EZB! Inflation durch die Decke, Konjunktur im Keller. So lässt sich das Szenario zusammenfassen, das laut einer Analyse der Deutschen Bank mit einer zugespitzten Gaskrise einhergeht. Sollten die russischen Lieferungen nach Abschluss der für zehn Tage angesetzten Wartungsarbeiten an der Pipeline Nord Stream nochmals deutlich sinken oder womöglich gar nicht wieder aufgenommen werden, würde Deutschland unweigerlich in eine “tiefe Rezession” stürzen, so die Bank. Die Inflation drohe “regelrecht durch die Decke” zu gehen, wenn den Versorgern gestattet würde, ihre höheren Einkaufspreise unverzüglich weiterzugeben. In einem solchen Fall könnte die Inflation “schon in den kommenden Monaten über 10% klettern”, schreibt die Deutsche Bank. Gasrationierungen für die Unternehmen könnten zu Produktionsausfällen führen und damit zu weiteren Preisanstiegen. Heute wurde für den Euroraum für Juni eine Inflationsrate von 8,6% gemeldet, nach 8,1% im Mai.

Krypto-Malaise

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Die Malaise bei Kryptos strahlt inzwischen bis in den Immobiliensektor aus: Wie zu hören ist, verkauft der Chef des vor der Liquidation stehenden Krypto-Hedgefonds Three Arrows sein Luxusanwesen in Singapur, mit dessen Kauf er vergangenes Jahr noch geprahlt hatte. Da florierte die Branche allerdings noch und nun herrscht ein neuer Kryptowinter. Bitcoin kämpft, sich über der Marke von $19.000 zu halten und die EU hat sich nach jahrelanger Debatte auf eine Regulierung für den Bereich geeinigt. Damit scheint kaum noch etwas vom Wildwest-Charme der Branche zu bleiben. Dienstleister sollen im Rahmen einer Verordnung zum Geldtransfer gezwungen werden, Identifizierungsinformationen zu allen Transaktionen mit digitalen Vermögenswerten zu liefern. Auch eine schwarze Liste aller Kryptoanbieter ist geplant, die ohne Genehmigung agieren.

Börsen minimal freundlich

Die europäischen Börsen tendieren am letzten Handelstag der Woche etwas fester. Der Dax lag im Mittagshandel 0,5% im Plus. Der Stoxx Europe 600 gewann 0,2%, wobei Versorger- und Einzelhandelstitel im Branchenmix mit Abstand am stärksten gesucht waren. Die größten Einbußen gab es bei Technologieaktien und Rohstoffwerten. Für die Wall Street lassen die Futures zum Handelsauftakt eine Seitwärtsbewegung erwarten. Sowohl Aktien als auch Anleihen erlitten in dieser Woche Mittelabflüsse, da die Anleger befürchten, dass die Weltwirtschaft angesichts der galoppierenden Inflation und der aggressiven Haltung der Zentralbanken schrumpfen könnte. Aus Aktienfonds wurden laut einem Bericht der Bank of America global gesehen rund 5,8 Milliarden Dollar abgezogen, aus Anleihen 17 Milliarden Dollar. Für den Dax ging es im Q2 11% bergab. Seit dem Jahreswechsel steht ein Minus von 19,5% zu Buche. Die Rendite zehnjähriger Bunds, Ende Juni bei 1,34%, lag Ende 2021 noch bei -0,05%.

Der Insider-Jäger war selbst einer

Gene Levoff war bei Apple jahrelang ein führender Justiziar. Er gehörte dem Ausschuss an, der für die Einhaltung der Offenlegungspflichten zuständig ist, und konnte als solcher die Quartalsmeldungen der iPhone-Schmiede vorab einsehen. Auch war er zuständig für die Einhaltung der Regeln gegen Insiderhandel. IN GROSSBUCHSTABEN verfasste er E-mails, in denen er seine Kollegen daran erinnerte, unter keinen Umständen auf Basis interner Informationen mit Apple-Aktien zu handeln. Offenbar hatte er aber vergessen, diese selbst zu lesen. Die Börsenaufsicht fand heraus, dass er im Juli 2015 praktisch sein gesamtes Aktienpaket im Wert von 10 Millionen Dollar abstieß, nachdem er intern von schwachen Verkaufszahlen erfahren hatte. Levoff bekannte sich nun in diesem und in weiteren Fällen für schuldig, nachdem er zuvor -- kein Witz! -- vergeblich argumentiert hatte, das Verbot des Insiderhandels sei in keinem Gesetz verankert und daher verfassungswidrig. Im November wird die Strafe verkündet - es drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Urlaubs-Chaos

Urlaub ist diesen Sommer in Europa endlich wieder ohne größere Corona-Auflagen möglich. Doch Schlangen vor Terminalgebäuden und Berge von herrenlosem Gepäck verderben vielen den Spaß: Von London über Amsterdam bis Berlin chaotische Szenen an Flughäfen. Das sonst fein abgestimmte Zusammenspiel zwischen Check-in, Sicherheitspersonal und Gepäckabfertigung klappt nicht. Zwischen April und Juni wurden in Europa mehr als doppelt so viele Füge storniert wie in den USA. Typische Sommerstrecken wie London-Alicante sind dreimal so teuer wie letztes Jahr, auch Paris-New York kostet dreimal soviel wie im März 2019. Massiver Personalmangel verdirbt der Branche die erhoffte Erholung, Streiks kommen zur Unzeit. Vermeintlich routinemäßige Reisen werden zur Odyssee. Die Unternehmen haben Personal abgebaut, was nun an allen Ecken und Kanten fehlt.

In Irland setzt das Verkehrsministerium sogar die Armee in Bereitschaft, um Personalprobleme am Flughafen Dublin zu lindern. Statt “Schöne Ferien!” kann man Flugreisenden derzeit nur “Viel Glück!” wünschen.

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