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Fällt Tegel der Coronakrise zum Opfer? Berlins Lieblingsflughafen droht das Aus

Aufgrund der Pandemie sind die Berliner Flughäfen nicht ausgelastet. Jetzt diskutieren die Gesellschafter über eine temporäre Schließung Tegels.

Früher herrschte hier Hochbetrieb: Blick in die leere Haupthalle des Flughafen Tegel. Foto: dpa
Früher herrschte hier Hochbetrieb: Blick in die leere Haupthalle des Flughafen Tegel. Foto: dpa

Er hat durchgehalten, über Jahre. Beliebt, aber überfüllt, ein einziges Provisorium – das kennzeichnete den alten Westberliner Flughafen Tegel. 2012 sollte er schließen, nach der geplanten Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens mit dem Kürzel BER.

Es kam bekanntlich anders. Der BER bekam aufgrund gravierender Bau- und Funktionsmängel keine Starterlaubnis. Stattdessen musste der Flugbetrieb vor allem am veralteten und überlasteten Westberliner Airport Tegel weitergehen.

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Der alte Ostberliner Flughafen Schönefeld, rund 30 Kilometer von Tegel entfernt und schon in Brandenburg gelegen, wickelte nur einen kleineren Teil des Berliner Flugverkehrs ab. Beliebt wie Tegel mit dem markanten sechseckigen Hauptterminal war er nie – was auch an seiner weiteren Entfernung zur Berliner Innenstadt liegt.

Trotzdem könnte jetzt vorzeitig Tegels Schließung bevorstehen, noch bevor der BER Ende Oktober eröffnet werden soll. Grund ist die Coronakrise, die den Flugverkehr weltweit fast zum Erliegen gebracht hat – auch in Berlin. So fertigen Tegel und Schönefeld zusammen aktuell weniger als 1000 Passagiere pro Tag ab. Vor der Krise waren es 100.000 Fluggäste.

„Am 29. April befassen sich die Gesellschafter mit dem Thema“, sagte der Chef der Berliner Flughafengesellschaft (FBB), Engelbert Lütke Daldrup, dem Handelsblatt. „Dann wird entschieden, ob die FBB einen Antrag auf eine temporäre Aufhebung der Betriebspflicht für TXL stellen wird.“ Es geht vor allem darum, Kosten zu sparen und die finanzielle Situation der FBB zu entschärfen. Der Betrieb eines Flughafens kostet Geld – auch wenn weniger Flugzeuge starten und landen.

Bund ist nicht überzeugt

Um die Auswirkungen der Coronakrise auf den Flugverkehr der Hauptstadtregion bewältigen zu können, hatten die Gesellschafter – bestehend aus den Ländern Berlin, Brandenburg und dem Bund – in der Gesellschafterversammlung am 30. März 2020 bereits entschieden, der FBB Zahlungen entsprechend den Geschäftsanteilen in Höhe von bis zu 300 Millionen Euro als Eigenkapitalerhöhung zur Verfügung zu stellen.

„Die FBB bleibt ein Fass ohne Boden“, kritisierte der Berliner FDP-Landesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Christoph Meyer. „Das Unternehmen muss gewährleisten, dass die neue Finanzspritze nicht wieder in den Büchern verpufft, sondern einen realen Mehrwert bringt.“

Weil sich die angespannte Situation voraussichtlich in absehbarer Zeit nicht verändern und die Zahl der Reisenden auch im Sommer deutlich unter dem Aufkommen der vergangenen Jahre bleiben wird, könnte eine Konzentration des Flugverkehrs auf einen der beiden Berliner Flughäfen durchaus sinnvoll sein. Doch während die FBB einen entsprechenden Antrag zur temporären Befreiung der Betriebspflicht des Flughafens Tegel bereits vorbereitet, ist der Bund bislang nicht überzeugt.

„In finanzieller Hinsicht ist zu bedenken, dass auch die Unterhaltung des Flughafens Tegel ohne Betriebspflicht sowie die von der Geschäftsführung der Flughafengesellschaft geplante Wiederaufnahme des Flugbetriebs des Flughafens Tegel bei geänderter Sachlage Kosten verursachen würden“, heißt es auf Nachfrage im Bundesverkehrsministerium (BMVI).

Zudem könnten die weiteren Entwicklungen im Zusammenhang mit der Pandemie noch nicht abschließend eingeschätzt werden. Es könnten „jederzeit neue Anforderungen im Bereich der Logistik und insbesondere im Bereich der Krankenversorgung entstehen“, so das BMVI. „Es muss daher auf eine flexible Infrastruktur sowohl in Berlin als auch in Brandenburg zurückgegriffen werden können.“

Die Verlagerung der Versorgung auf einen Standort und damit allein auf das Land Brandenburg biete keine ausreichende Sicherheit. Um Deutschland und die Region Berlin-Brandenburg stabil zu halten, müsse im gesamten Verkehrsbereich, so auch im Luftverkehr, eine stabile Grundversorgung gewährleistet werden, so die Position des Bundes.

Auch die FDP ist gegen eine vorzeitige Schließung Tegels, hatte sich jedoch schon in den vergangenen Jahren für den Weiterbetrieb Tegels auch nach Eröffnung des BER starkgemacht. „Wenn ein Berliner Flughafen aufgrund mangelnder Auslastung geschlossen werden sollte, ist es Schönefeld“, so der Liberale Meyer.

„Die Versorgungssicherheit Berlins ist auch ohne Tegel gewährleistet“, sagt dagegen Stefan Gelbhaar, Verkehrspolitiker der Grünen im Bundestag. In Schönefeld seien Terminals, Vorfeld und Rollbahnen uneingeschränkt geöffnet. „Die Schließung des Verkehrsflughafens Tegel würde Mittel in Millionenhöhe einsparen“, so Gelbhaar. Der militärische Bereich, an dem der Regierungsterminal in Tegel beheimatet ist, könne für Regierungsflüge nötigenfalls offengehalten werden.

Probebetrieb verschoben

Ein weiteres Argument für die Befürworter ist der geplante endgültige Start des BER Ende Oktober. Der BER grenzt an den Schönefelder Flughafen und wird nach Eröffnung dessen südliche Start- und Landebahn nutzen. „Nachdem seit Mitte April klar ist, dass am BER die Tüv-Abnahme erfolgt ist, steht einer Eröffnung des BER fast nichts mehr im Wege“, sagte Gelbhaar. „Wir haben alle erforderlichen Genehmigungen der zu überprüfenden Anlagen und konnten diese bereits dem Bauordnungsamt zuleiten“, bestätigt Flughafenchef Lütke Daldrup. Wahrlich ein Meilenstein: Nach vielen Fehlschlägen in den vergangenen Jahren hat das Bauordnungsamt den Flughafen am Dienstag freigegeben.

Was noch aussteht, ist der Probebetrieb, der wegen Corona verschoben wurde, aber nachgeholt werden soll. Man spreche bereits mit dem Landkreis und den Gesundheitsbehörden, sagte Lütke Daldrup, seit gut drei Jahren Chef der Flughafengesellschaft. Da der Flughafen aufgrund der aktuellen Situation im Luftverkehr nicht unter Volllast eröffne, würden weniger als die bislang geplanten 20 000 Tester benötigt. Der BER sei groß, ausreichender Sicherheitsabstand garantiert: „Kurz gesagt: Wir werden den BER ausreichend getestet eröffnen.“

Hauptterminal des Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER). Der geplanten Eröffnung im Oktober 2020 steht nach Betreiberangaben nichts mehr im Wege. Foto: dpa
Hauptterminal des Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER). Der geplanten Eröffnung im Oktober 2020 steht nach Betreiberangaben nichts mehr im Wege. Foto: dpa