Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 2 Stunden 51 Minuten
  • Nikkei 225

    37.900,61
    +272,13 (+0,72%)
     
  • Dow Jones 30

    38.085,80
    -375,12 (-0,98%)
     
  • Bitcoin EUR

    60.037,95
    +118,12 (+0,20%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.390,56
    +7,98 (+0,58%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.611,76
    -100,99 (-0,64%)
     
  • S&P 500

    5.048,42
    -23,21 (-0,46%)
     

Was für einen weiter steigenden Euro spricht

Nach dem EU-Gipfel steigt die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar deutlich. Für die Reaktion gibt es bereits eine Blaupause aus dem Jahr 2017.

Der Euro straft den renommierten Finanzhistoriker Niall Ferguson derzeit Lügen. Dieser sagte der europäischen Gemeinschaftswährung vor gut zehn Jahren ein langsames Siechtum voraus. Er prognostizierte eine Weichwährung mit Kursen unterhalb der Parität zum Dollar. „Mag sein, dass das der Platz ist, wo der Euro hingehört“, sagte er im Handelsblatt-Interview.

Davon kann aktuell keine Rede mehr sein. Angesichts der deutlichen Kurszuwächse steht vielmehr die Frage im Raum: Ist der Euro seit dem Wochenende durch den gelegten Grundstein zu einer Fiskalunion eine ernstzunehmende Alternative zum Dollar geworden?

Seit der Einigung beim EU-Gipfel auf ein gemeinsames Finanzierungspaket in Höhe von 1,8 Billionen Euro ist der Euro gegenüber dem Greenback um knapp zwei Cent gestiegen und erreichte bereits einen Kurs von 1,16 Dollar.

WERBUNG

Dabei hat nach Ansicht der Commerzbank-Devisenanalysten die europäische Gemeinschaftswährung bislang nur moderat von dem Vorstoß der EU in Richtung Fiskalunion profitiert. Zu einem guten Teil ist der Anstieg auf eine allgemeine Dollar-Schwäche zurückzuführen. Der Euro konnte ansonsten nur gegenüber den typischen sicheren Währungshäfen wie Schweizer Franken und japanischer Yen kurz nach Abschluss des EU-Gipfels deutlich aufwerten.

„Sobald der Markt über die kurzfristigen Konjunktureffekte des EU-Deals hinwegschaut und sich auch auf die langfristigen Implikationen fokussiert, könnte sich der Euro noch auf einen stärkeren Aufwertungstrend begeben“, meint Commerzbank-Experte Thu Lan Nguyen.

Aufwertungspotenzial nicht unterschätzen

Für solch eine Reaktion gibt es eine Blaupause aus dem Jahr 2017. Da hatte der Markt seine Hoffnungen in den neuen Präsidenten Frankreichs, Emmanuel Macron, gesetzt, der schon damals eine europäische Fiskalunion vorantreiben wollte. Diese Pläne hatten den Euro Anfang 2018 binnen eines Jahres mit 1,255 Dollar auf ein neues Mehrjahreshoch getrieben – ein Plus von knapp 20 Prozent. Erst der Beginn der Regierungskrise in Italien im Frühjahr 2018 setzte dieser Rally ein Ende.

Wiederholt sich die Geschichte, und steigt der Euro wieder auf 1,25 Dollar? „So viel wird es dieses Mal wohl nicht sein“, meint Nguyen. Schließlich sei die Konjunkturlage deutlich ungünstiger als im Jahr 2017, dadurch liege eine Normalisierung der Geldpolitik in weiter Ferne. „Dennoch würde ich das Aufwertungspotenzial des Euros nicht unterschätzen“, sagt der Devisenanalyst. Die Landesbank Helaba hat bereits kurz nach dem EU-Gipfel ihre Prognose für den Euro zum Jahresende auf 1,20 Dollar erhöht.

Auch die technische Analyse spricht dafür, dass der Aufwärtstrend weitergeht. Der Euro-Kurs stieg gegenüber dem Dollar in den vergangenen zwei Tagen sprunghaft an, innerhalb kurzer Zeit notierte die Gemeinschaftswährung plötzlich einen Cent höher. Anschließend gab es kaum Gewinnmitnahmen.

„Gute Trends sind dadurch gekennzeichnet, dass viele Akteure meist keine Chance mehr haben, daran noch zu günstigen Kursen teilzuhaben“, erläutert der frühere Devisenhändler Joachim Goldberg. Dann wartet noch viel Kapital auf den Einstieg.