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EZB-Bilanz ist heimlicher Sitzungs-Star: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Alexander Weber über einen Nebendarsteller, der sich in den Vordergrund spielt. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Bilanzabbau drängt auf die EZB-Bühne

Für die Europäische Zentralbank steht diese Woche nicht nur das Thema Zinsen auf der Agenda. Wenn sich der Rat ab Mittwoch trifft, dürfte es auch wieder um den Bilanzabbau gehen — insbesondere um das 1,7 Billionen Euro schwere Pandemieprogramm, bei dem auslaufende Anleihen weiter reinvestiert werden. Damit sollte nach Ansicht einiger Räte schleunigst Schluss sein. Denn wie geplant bis Ende 2024 weiterzumachen, birgt die Gefahr, Verwirrung zu stiften.

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Dann nämlich wird die EZB aller Voraussicht nach eifrig die Zinsen senken. Zeitgleich eine Straffungsmaßnahme in Form eines beschleunigten Bilanzabbaus einzuführen, ist da wenig hilfreich. Für die Zentralbank wäre es schwierig, der Öffentlichkeit zu erklären, wohin sie mit ihrer Geldpolitik will. Einige Ratsmitglieder und Analysten sind daher der Ansicht, dass der Ausstieg aus dem PEPP unbedingt vor der ersten Leitzinssenkung auf den Weg gebracht werden sollte.

Dies wiederum erklärt den erhöhten Handlungsdruck in dieser Frage. Getrieben von der stark rückläufigen Inflation wetten Investoren auf eine Zinssenkung bereits im Frühjahr. Die gute Nachricht für die EZB ist, dass sie mittlerweile Erfahrung beim Bilanzabbau gesammelt hat. Vor genau einem Jahr wurde der Ausstieg aus den APP-Reinvestitionen angekündigt.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Boris Groendahl und Verena Sepp: Pflichtverletzung, Geheimniskrämer, die Treasurer werden nervös, pro ESG - solange die Rendite stimmt, und Wechselbäder in Brüssel.

Pflichtverletzung

Kein Tag ohne Knalleffekt bei der taumelnden Signa. Nachdem der Bauträger Signa Development aus René Benkos Handels- und Immobilien-Imperium am späten Freitagabend seine “in sehr naher Zukunft” bevorstehende Insolvenz angekündigt hatte, folgte am sehr späten Montagabend der fristlose Rausschmiss des langjährigen Chefs der Sparte, Timo Herzberg. Auch als CEO der Edel-Sparte Signa Prime muss Herzberg gehen. Als Grund nannte Signa den “dringenden Verdacht auf grobe Verletzungen der Pflichten”, gab dazu aber keinerlei weitere Erläuterungen. Die FAZ deutet heute einen Zusammenhang zu Fragen bezüglich gewisser Geschäfte Herzbergs an, die sie an die Signa geschickt habe, gibt dazu aber auch nicht viel mehr Details. Von Herzberg selbst ist dazu bislang nichts zu hören. Weniger überraschend, dass Fitch beim Kreditrating der Signa Development gleich noch eine Stufe runter geht und nurmehr ein C vergibt. Die Financial Times berichtet von insgesamt über 3 Milliarden Euro Krediten, die deutsche Versicherungen an die Signa vergeben haben.

Geheimniskrämer

Eine Briefkastenfirma auf 37 Einwohner — damit ist Genf in der Schweiz Spitze. Dass hinter diesen tausenden Firmenkonstruktionen vielleicht nicht in jedem Einzelfall legitime betriebliche Gründe stehen, sondern hier und da auch steuervorteilhafte Strukturen, weiß im Prinzip jeder. Die Schweizer Regierung will nun unter anderem damit Schluss machen und so ein Schlupfloch schließen, das auch nach dem Ende des legendären Bankgeheimnisses noch Steuervermeider in die Eidgenossenschaft lockt. Neben dem Register wirtschaftlicher Eigentümer solcher Firmen geht es in dem Gesetzentwurf, dessen “Vernehmlassung” vor einigen Tagen zu Ende gegangen ist, auch um die Pflicht für Rechtsanwälte, verdächtige Transaktionen zu melden. Die wehren sich gegen eine befürchtete Aufweichung des Prinzips der anwaltlichen Verschwiegenheit. Da viele Mitglieder des Schweizer Parlaments im Brotberuf Anwälte sind, darf man gespannt sein, was am Ende herauskommt.

Die Treasurer werden nervös

Wie schnell die Zentralbanken weltweit in den Zinssenkungszyklus einsteigen, dürfte für viele Treasurer mit Blick auf 2024 zur entscheidenden Frage werden. Je länger die Zinswende auf sich warten lässt, desto stärker werden die Unternehmen von einer massiven Neubewertung ihrer Schulden betroffen sein, wenn Kredite und Anleihen mit extrem niedrigen Zinsen auslaufen und neue zu deutlich höheren Kosten aufgenommen werden müssen. Oxford Economics prognostiziert, dass sich die fälligen Unternehmensschulden in den USA in den nächsten zwei Jahren auf rund 1 Billion Dollar im Jahr 2025 verdoppeln und in der Eurozone auf gut 370 Milliarden Euro verdreifachen werden. “Die Laufzeit des High-Yield-Marktes ist so kurz wie noch nie in meiner Laufbahn”, so Jim Reid von der Deutschen Bank. Kein Wunder, dass den heutigen US-Inflationsdaten große Aufmerksamkeit sicher ist. Bloomberg Economics geht für November in der Monatssicht von einem stabilen Verbraucherpreisindex und leicht beschleunigter Kerninflation aus, in Jahresraten gerechnet von 3,1% beim VPI und 4% bei der Kerninflation. Der Rentenmarkt sei mit seinen Zinshoffnungen zu überschwänglich, schreibt Ven Ram im Markets Live Blog — Christine Lagarde habe am Donnerstag keine Weihnachtsgeschenke zu verteilen.

Pro ESG - solange die Rendite stimmt

Eigentlich gelten Millennials und Generation Z als die stärksten Fürsprecher von ESG-Anlagen. Jüngst bröckelt die Begeisterung aber. In einer Umfrage der Stanford University und der Hoover Institution gaben weniger als die Hälfte der Befragten im Alter von 41 Jahren und jünger an, dass sie 2023 “sehr besorgt“ über Umweltthemen seien. 2022 waren es noch 70%. Der Grund: das turbulente finanzielle Umfeld. Die Gruppe sei inzwischen weniger bereit, ihrer Ideale wegen auf Rendite zu verzichten. “Man ist von Natur aus liberaler, wenn man gerade aus dem College kommt”, sagt David Larcker, ein Autor der Studie. “Aber dann plötzlich werden die Rechnungen fällig und man sagt sich: ‘Ja, wir sind dafür, aber wir werden deswegen nicht alles aufgeben’”. So lange die Zinsen niedrig waren, ging die Rechnung auf. Mit der Zinswende führten höhere Finanzierungskosten beispielsweise dazu, dass US-Aktien aus dem Bereich der sauberen Energien im vergangenen Halbjahr um knapp 28 Milliarden Euro einbrachen. Das schmeckte den einstigen Haupttreibern des ESG-Booms dann doch nicht — weshalb sie sich vermehrt ihrer konservativeren Elterngeneration annähern. Ob der ESG-Dämpfer nur eine Momentaufnahme ist oder von Dauer sein wird, ist laut Studie unklar.

Wechselbäder in Brüssel

Mit der gestrigen Wahl von Donald Tusk zum polnischen Ministerpräsidenten vollzieht sich — mit Verzögerung — der Machtübergang an die EU-freundlichen Kräfte in der sechstgrößten Wirtschaft der EU. Auf fast 60 Milliarden Euro an blockierten Finanzhilfen dürfen sich Regierung und Sejm nun freuen, wenn sie sich denn an die europäischen Werte halten. Freude auch bei Ursula von der Leyen auf die Zusammenarbeit mit dem früheren EU-Ratspräsidenten. Bis Geld fließt, muss Tusk aber — bei drohendem Veto von Präsident Duda — einige der von der EU kritisierten Änderungen im Justizwesen rückgängig machen. Anleger waren sehr zufrieden mit dem Wahlausgang im Oktober und haben den Warschauer Aktienindex WIG20 seitdem um 17% in die Höhe getrieben. Dabei haben die politischen Störenfriede von Rechts gerade einen Lauf, wie der Wahlausgang in den Niederlanden gezeigt hat. Der Verhandlungsführer von Geert Wilders hat sich für die Aufnahme formeller Koalitionsgespräche ausgesprochen und drei der vier in Frage kommenden Parteien sind dazu wohl auch bereit. Ein Stachel im Fleisch der EU bleibt Viktor Orban, der beim EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag nicht über einen Beitritt der korruptionsgeplagten Ukraine zur EU reden und bislang auch kein Hilfspaket von 50 Milliarden Euro für Kiew unterstützen will.

Was sonst noch passiert ist:

  • Spar-KI

  • Felix Vindobona

  • Rührige LBBW

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