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Exit: Dieser Gründer verkauft nach zwei Jahren seine Microsoft-App – und gründet schon neu

Exit geschafft: Bnear-Gründer Malte Hendricks (l.) übergibt sein Startup an Christian Groß, Gründer von Solutions2Share.  - Copyright: Bnear
Exit geschafft: Bnear-Gründer Malte Hendricks (l.) übergibt sein Startup an Christian Groß, Gründer von Solutions2Share. - Copyright: Bnear

Den eintönigen, isolierten Homeoffice-Alltag will Malte Hendricks abschaffen. Nicht nur, indem er selbst bei einer Workation in Portugal Abwechslung sucht – noch bis Juli lebt und arbeitet Hendricks von Lissabon aus. Vor allem entwickelt der Gründer ein Tool, das Remote Work persönlicher gestalten soll. Sein Startup Bnear baut dazu virtuelle Büros in Microsoft Teams – mit Aufzug, Konferenztischen, Kaffeeküche und einem Bürohund namens Bruno. Die Idee: Beschäftigte, die viel zu Hause arbeiten, sollen in der digitalen Umgebung über Gruppen-Calls spontan mit anderen Kollegen in Kontakt treten – wie sonst im physischen Büro.

Zusammen mit Sascha Theismann, Martin Lang und Studienkollegen Fritz Fried hat der Wirtschaftsinformatiker Bnear 2022 in Köln aufgebaut. Laut Hendricks würden inzwischen große Kunden, mitunter aus dem Lebensmitteleinzelhandel, der Telekommunikation, Immobilienbranche und aus dem Energiebereich, die Lösung des Startups nutzen.

Nun haben die Gründer ihre Firma verkauft. Gestern Nachmittag reiste Geschäftsführer Hendricks extra aus Portugal an, um den Exit-Vertrag in Köln zu unterzeichnen. Käufer ist die Solutions2Share GmbH, ein Microsoft-App-Spezialist aus Bayern. Das Unternehmen, 2011 gegründet, entwickelt Governance-Tools, die Firmen helfen, Arbeitsplätze in Teams und Office zu kontrollieren und Zugänge zu verwalten. Über den Preis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart.

Gründer von Microsoft-App-Firma und Bnear wollten eigentlich nur kooperieren

Gründer Christian Groß kennt Hendricks schon länger. Er schrieb ihn an, nachdem er herausgefunden hatte, dass Solutions2Share hinter vielen Microsoft-Apps steckt. „Ihre Erfahrung war sehr spannend für uns“, sagt Hendricks. Eigenen Angaben zufolge haben Kunden in 72 Ländern die Anwendungen der bayerischen Softwarefirma mehr als 40.000 Mal installiert. Gerade in der Anfangsphase habe sich der Kölner bei Fragen zur Zusammenarbeit mit Microsoft oft mit CEO Groß ausgetauscht und Tipps bekommen. So setzten die Kölner zum Beispiel um, dass Kunden Bnear eigenständig für die Testphase herunterladen und einen Kauf abschließen können. „Damals war es so, dass bei jedem Onboarding einer von uns den Kunden begleiten musste“, erklärt Hendricks.

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Eine Übernahme des Startups habe der Solutions2Share-Chef nicht sofort forciert, erst sei eine Partnerschaft diskutiert worden. Nun kommt es doch anders. „Das waren aufregende Jahre“, sagt Gründer Hendricks. Trotzdem sei er froh, dass Bnear durch den neuen Eigentümer das Umfeld bekomme, was es für die nächsten Jahre zum Wachsen brauche. „Wir geben unsere Lösung in die besten Händen, für das, was ansteht”, so der Gründer.

Geplant sei unter anderem, Technologien, also das „Framework“ des bayerischen Softwareanbieters, bei Bnear einzubinden. „Christian hat eine eigene Sprache dafür entwickelt, wie sie Team-Apps bauen“, erklärt Hendricks. Künftig könne so die Entwicklung neuer Tools vereinfacht und beschleunigt werden. Auch sollen Lizenzen leichter abgewickelt werden – Governance ist schließlich das Steckenpferd von Solutions2Share. „Kunden mussten mir bisher immer schreiben, um ein neues Team freizuschalten. Das können sie aber bald selbst steuern“, so der Kölner. Den jetzigen Namen soll das Startup behalten – und auch produktmäßig werde Bnear so weitergeführt.

Solutions2Share-Gründer Groß sagt dazu: „Das digitale Büro von Bnear rundet unser Angebot perfekt ab.“ Der Unternehmer erhofft sich durch den Kauf der Office-Lösung Wettbewerbsvorteile. Er wolle an Konkurrenten „vorbeiziehen“.

Nutzer fahren „Aufzug“ und treffen sich zu digitalem Kaffeeklatsch

In der heutigen Version gelangen Nutzer mit dem eigenen Teams-Profil in die Räume des virtuellen Büros. Bevor sie einen Aufzug betreten, können sie ein Emoji passend zur Stimmung auswählen oder eine Statusmeldung eintragen. Ähnlich designt wie in einem Computerspiel, befinden sich im Bnear-Office Schreibtische, bunte Sitzsäcke und eine Küche. Hinter den Möbeln verbergen sich dabei Teams-Konferenzen, die durchgehend laufen.

Je nachdem, ob sich Nutzer während der Remote-Arbeit mit Kollegen austauschen oder lieber konzentriert arbeiten möchte, können sie verschiedenen Bereichen per Klick beitreten. Für eine virtuelle Kaffee-Pause geht es zum Plausch in die Küche. In Bücherregalen und auf Whiteboards können Nutzer Excel- und Word-Dateien ablegen. Überblick über anstehende Termine verschafft ein Fenster an der Seite. Fragen zu App-Funktionen beantwortet der virtuelle Bürohund Bruno.

So ähnlich sollen die virtuellen Büroräume in der Teams-Umgebung aussehen. - Copyright: Bnear
So ähnlich sollen die virtuellen Büroräume in der Teams-Umgebung aussehen. - Copyright: Bnear

Inzwischen entwickelt das Startup auch „Event-Räume“ für Kunden, in denen Firmenfeste gefeiert werden. Begegnungen außerhalb des Teams sollen darüber hinaus in einer großen Kantine stattfinden. Aktuell arbeitet das Startup daran, spezielle Onboarding-Räume zu schaffen. Denn oft finde die Einarbeitung neuer Mitarbeiter remote statt, meint Hendricks. Statt, dass jemand hilflos im Homeoffice sitzt, soll die Umgebung New-Joiner mit fachlichen Ansprechpartnern, Personalern und anderen Neuankömmlingen verbinden.

Investoren steckten 2023 eine Million Euro in Bnear

Hendricks nennt das spielerische Büro-Konzept „viel greifbarer und menschlicher als einfach nur einem Call beizutreten.“ Ihre Anwendung kann seit Dezember 2022 ausschließlich über den App-Store von Microsoft-Teams installiert werden. Pro User zahlen Firmen heute acht Euro monatlich. Ab einer gewissen Unternehmensgröße reduziere sich der Preis, so Hendricks. Wie viele Teams das Tool gleichzeitig nutzen, ist nach oben unbegrenzt.

Im Mai 2023 hatte das Kölner Startup mehr als eine Million Euro eingesammelt, unter anderem von Vermögensverwalter Flossbach von Storch, dem HR-Tech-Investor Allygatr, der NR- Bank sowie von Business Angels aus dem DACH-Raum. Mit dem Geld seien die Gründer bis dato gut ausgekommen.

Bnear-Gründer plant schon neues Startup

Malte Hendricks und sein zehnköpfiges Team werden den Übergabeprozess noch begleiten, heißt es, bis Bnear vollständig in das Portfolio von Solutions2Share integriert ist. Wie es danach für die einzelnen Mitarbeiter weitergeht, sei noch offen, sagt Hendricks. Der Großteil werde vermutlich bleiben. Mitgründer Sascha Theismann hat hingegen schon frühzeitig entschieden, das Startup-Kapitel abzuschließen. Er ist zurück in die Unternehmensberatung gegangen.

Und auch Hendricks steht mit einem Bein schon in seinem nächsten Business-Projekt. „Ich bin dabei, ein neues Startup zu gründen“, verkündet er. Diesmal gehe es um eine Software im Bereich B2B-Vertrieb. Viel will er noch nicht verraten. Nur, dass er schon oft Gründer gesehen habe, die zwar spannende Produkte schaffen, denen es aber an Sales-Expertise fehlen würde. Dort vermutet der Kölner also seinen nächsten Business Case. Zu einer Auszeit, wie eigentlich geplant, wird es nicht kommen. „Wenn sich coole Gelegenheiten ergeben, will man die auch ergreifen!“