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„Verbrenner mit Diesel- und Ottomotor sind eben nicht tot“ – Ex-VW-Chef macht Wahlkampf für die FDP

Mitte März wird in Baden-Württemberg ein neuer Landtag gewählt. Der frühere Volkswagen-Konzernchef unterstützt dabei die Freidemokraten.

Manager und Unternehmer engagieren sich eher selten in der Politik. Bei Matthias Müller ist das anders. Der frühere VW-Konzernchef bekennt sich offen zu seiner politischen Heimat. Mitte März wird in Baden-Württemberg ein neuer Landtag gewählt – und Müller möchte der FDP, in der er selbst seit einem Jahr Mitglied ist, zu einem möglichst guten Abschneiden verhelfen.

Am vergangenen Wochenende hat Müller, der vor bald drei Jahren bei Volkswagen ausgeschieden ist, im Rahmen einer digitalen Diskussionsrunde mit dem baden-württembergischen FDP-Spitzenkandidaten Hans-Ulrich Rülke seinen ersten Wahlkampfauftritt absolviert.

Müllers politische Positionen sind „typisch FDP“. Er plädiert für weniger Staat, mehr Wettbewerb und verlässliche Rahmenbedingungen. „Ich hoffe und bin mir sicher, dass die FDP die Partei ist, die ansatzweise Antworten darauf gibt, wie solche Rahmenbedingungen ausschauen sollten“, sagte Müller bei seinem Wahlkampfauftritt.

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Solche Engagements wie im baden-württembergischen Landtagswahlkampf dürften für Müller allerdings eher die Ausnahme bleiben. „Ich strebe keine politische Karriere an“, ergänzte er später im Gespräch mit dem Handelsblatt. Ihm gehe es in erster Linie darum, politisch Position zu beziehen. Die FDP erscheint ihm dafür am besten geeignet. Müller lebt in Stuttgart. Das erklärt, warum er sich für die FDP Baden-Württemberg einsetzt.

Auch wenn Matthias Müller, 67, im Volkswagen-Konzern keinen Posten mehr bekleidet, ist seine Verbindung zur Automobilindustrie unverkennbar. In der Runde mit dem FDP-Spitzenkandidaten warnte er ausdrücklich davor, künftig ausschließlich auf die Elektromobilität zu setzen. Herbert Diess, sein Wolfsburger Nachfolger als VW-Konzernchef, klingt da schon etwas anders. Denn kaum ein Tag vergeht, an dem Diess nicht auf die besonderen Vorzüge der Elektroautos verweist.

Beitrag der Verbrenner zur Dekarbonisierung

„Verbrenner mit Diesel- und Ottomotor sind eben nicht tot“, betonte hingegen Müller, „durch technologieoffene Lösungen haben sie eine Zukunft.“ Im Jahr 2030 seien auf Deutschlands Straßen immer noch 30 bis 40 Millionen Verbrennerfahrzeuge unterwegs. Wenn diese Autos künftig beispielsweise mit synthetischen Kraftstoffen betankt würden, könnten sie sogar einen Beitrag zur Dekarbonisierung des Verkehrs leisten.

Der frühere VW-Chef sorgt sich um Arbeitsplätze, wenn die Verbrennerfahrzeuge zu schnell auf dem Schrottplatz landen sollten. Die deutschen Automobilhersteller und ihre Zulieferer seien stark und innovationsfähig genug, um umweltgerechte Lösungen für den Fahrzeugbestand zu entwickeln. „Dekarbonisierung findet nicht statt durch Deindustrialisierung“, warnte Müller.

Aus seiner Sicht machen Politiker in Berlin und Brüssel zu rigide Vorgaben. Der Automobilindustrie werde zu wenig Freiraum gegeben, um anspruchsvolle ökologische Lösungen zu entwickeln. Ganz im Sinne eines Liberalen empfindet Müller ein zu enges staatliches Korsett als Gängelei: „Am Ende soll der Kunde entscheiden, welchen Energieträger er in seinem Auto zur Verfügung haben möchte.“

Ausgesprochen unzufrieden ist Müller auch mit dem, was in Deutschland in Sachen Digitalisierung passiert. „Wir fallen jede Woche, jeden Monat im weltweiten Vergleich zurück“, beklagte er. Das gelte gleichermaßen für die Industrie und die Bildung. In den Schulen hätte schon vor zehn Jahren mit der Digitalisierung begonnen werden können, wenn beispielsweise ausreichend WLAN-Netze aufgebaut und mehr Computer gekauft worden wären.

Schulterschluss zwischen Politik und Wirtschaft

Müller plädierte dann noch für mehr Gemeinsamkeit zwischen der Politik und seiner Branche, der Automobilindustrie. „Die Politik hat sich in der Dieselkrise von der Automobilwirtschaft abgewendet. Es wird höchste Zeit, dass Politik und Wirtschaft wieder einen Schulterschluss suchen und dass ideologische Ansprüche nach hinten rücken“, forderte er auf der FDP-Veranstaltung.

Ganz ohne Corona ging es allerdings auch für Matthias Müller nicht. Er ist unzufrieden damit, wie die staatlichen Stellen bislang die Impfkampagne gemanagt haben. Müller sprach zwar nicht offen von Fehlplanung, doch sein Vergleich mit der Automobilindustrie war mehr als deutlich: „Das wäre gerade so, als ob wir uns erst nach der Entwicklung eines Autos überlegen würden, wo und in welchen Stückzahlen wir dieses Fahrzeug produzieren.“

Auch die Verteilung der Impfstoffe hätte anders laufen sollen. „Irgendwo müssen wir ein Stück weit an Deutschland denken und nicht nur an andere“, verlangte er und sprach von mehr „Germany first“. Eine durchaus heikle Aussage. Deshalb setzte Müller gleich nach: „Bitte ordnen Sie mich jetzt nicht dem rechten Lager zu.“