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Evan Spiegel, der Andersmacher

Evan Spiegel ist nicht der Typ, der sich bei den Demonstrationen gegen Donald Trumps Einreiseverbot am Flughafen ins San Francisco sehen lässt. Anders als Google-Gründer Sergey Brin redet der Snapchat-Gründer auch weniger oft von Weltrettung. Der 26-Jährige macht eben vieles anders, inklusive Mode-Shooting in der italienischen Vogue und Filmstar-Freundin.

Viele im Silicon Valley glaubten, dass der Dandy aus Los Angeles so schnell wieder von der Bildfläche verschwinden würde, wie die Videos und Fotos bei Snapchat nach 24 Stunden. Diese Woche bringt Spiegel seine Firma Snap an die Börse. Mittwoch wird der Ausgabepreis der Aktie festgelegt, am Donnerstag beginnt der Handel.

Spiegel will zwischen 19,5 und 22 Milliarden Dollar einnehmen – ein ehrgeiziges Ziel für eine Firma, die bisher nur Verluste geschrieben hat und angesichts von 158 Millionen Nutzern ein Winzling ist im Vergleich zu Konkurrent Facebook. Doch der Hype ist gerechtfertigt, zeigt doch das Beispiel Spiegel das Erfolgsprinzip der Andersmacher.

Spiegel hat meistens das Gegenteil von dem gemacht hat, was die anderen von ihm erwarteten. Er studierte an der Elite-Universität Stanford, mitten in Silicon Valley, wo mit Co-Gründer Bobby Murphy die erste Idee für Snapchat entstand. Doch seine Firma siedelte er in Los Angeles an, im Stadtteil Venice Beach, bekannt für Surfer, Strandschönheiten und Hollywood.

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Während andere soziale Netzwerke für die Ewigkeit und narzisstische Nutzer-Egos schufen, erdachte Spiegel eine Plattform der Flüchtigkeit, in dem Inhalte nach kurzer Zeit von selbst verschwinden und der Ton entsprechend spielerisch-blödelnd ist. Facebook hat sich inzwischen aufs Kopieren verlegt.

Anders als Instagram-Gründer Kevin Syström oder Jan Kuom von WhatsApp schlug Spiegel im Jahr 2013 Mark Zuckerbergs Angebot aus, die Firma für drei Milliarden Dollar zu übernehmen. Etwas mehr als drei Jahre später wird Snap als größter Börsengang seit dem Wall-Street-Debüt des chinesischen Online-Riesen Alibaba gehandelt.

Die Börsenzulassung beantragte Spiegel als „Kamera-Firma“, nicht als soziales Netzwerk. Selbst wenn Investoren ankündigen, die junge Firma dennoch als solches zu behandeln, zeigt das, dass die Vision von Spiegel weiter reicht, als man es heute vielleicht für möglich halten würde. Die Kamera im Telefon sei die unmittelbarste Verbindung zum Internet, sagt Spiegel. Der Gründer versteht sein Netzwerk als Scharnier zwischen digitaler und analoger Welt.

Evan Spiegel hat kein 6000 Wörter starkes Manifest zur Welterklärung vorgelegt wie jüngst Mark Zuckerberg. Auch will er nicht die Informationen der Welt organisieren wie Google oder jedem Menschen die Möglichkeit geben, seine Gedanken in Echtzeit zu veröffentlichen wie Twitter. Spiegel will alles anders machen. Vielleicht ist das arrogant, überheblich, weltfremd. Doch bislang war der Avantgardist mit seiner Andersartigkeit erfolgreicher als viele gedacht hätten.

Immer dienstags schreibt Britta Weddeling, Korrespondentin des Handelsblatts im Silicon Valley, über neue Trends und den digitalen Zeitgeist im Tal der Nerds.