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Europa will sich bis 2027 von fossilen Brennstoffen aus Russland lösen – aber der Plan hat einen großen Makel

Die europäischen Importe von russischem LNG bisher haben den Rekordwert des letzten Jahres übertroffen. - Copyright: Photo by BORIS HORVAT/AFP via Getty Images
Die europäischen Importe von russischem LNG bisher haben den Rekordwert des letzten Jahres übertroffen. - Copyright: Photo by BORIS HORVAT/AFP via Getty Images

Nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs erklärte die EU, dass sie die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland bis 2027 beenden wolle. Dennoch hat die Handelsgemeinschaft in diesem Jahr eine Rekordmenge an russischem Flüssiggas gekauft. Sie wollte so offenbar den Ausfall der Gaslieferungen ausgleichen. LNG ist eine verflüssigte Form von Erdgas, die auf Schiffen transportiert werden kann.

Eine am 30. August veröffentlichte Analyse von Global Witness zeigt, dass EU-Länder zwischen Januar und Juli dieses Jahres 40 Prozent mehr russisches Flüssiggas gekauft haben als im gleichen Zeitraum des Jahres 2021. Seit dem Krieg – und den weitreichenden Sanktionen gegen Moskau – hat sich demnach die gelieferte Menge auf 22 Millionen Kubikmeter erhöht. Die Analyse stützt sich auf Daten von Kpler, einem Unternehmen für Handelsdaten.

Europäische LNG-Importe aus Russland erreichen Rekordwert

Tatsächlich kaufte die EU über die Hälfte der 41,6 Millionen Kubikmeter LNG, das Russland in diesem Jahr bisher exportiert hat. In den Jahren 2022 und 2021 waren es noch 49 Prozent beziehungsweise 39 Prozent gewesen, so die Analyse von Global Witness. Andere Hauptabnehmer von russischem LNG sind China, Japan und Südkorea.

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Die europäischen Importe russischen LNGs zwischen Januar und Juli dieses Jahres haben den Rekordwert des vergangenen Jahres übertroffen. Das bedeutet, die EU könnte in diesem Jahr eine beispiellose Menge des russischen Brennstoffs kaufen. Global Witness geht davon aus, dass sich die EU-Käufe russischen Flüssiggases für das Jahr 2023 auf fast 5,3 Milliarden Euro belaufen werden.

Bundeskanzler Olaf Scholz (M., SPD) und die ReGas-Unternehmer Ingo Wagner (l.) und Stephan Knabe (r.) am LNG-Terminal in Lubmin vor dem Verarbeitungsschiff „Neptune“.
Bundeskanzler Olaf Scholz (M., SPD) und die ReGas-Unternehmer Ingo Wagner (l.) und Stephan Knabe (r.) am LNG-Terminal in Lubmin vor dem Verarbeitungsschiff „Neptune“.

Warum die EU weiterhin fossile Brennstoffe aus Russland importiert

Vor Kriegsbeginn hat die EU etwa ein Drittel des russischen Gases über Pipelines importiert. Jetzt bezieht sie mehr LNG. Grund dafür ist, dass der Betrieb der wichtigsten Pipeline zwischen Russland und der EU – Nord Stream 1 – im September 2022 durch einen Anschlag zerstört wurde.

Und es gibt einen wichtigen Grund, warum die EU weiterhin russisches LNG importiert. „Russische LNG-Lieferungen fließen weiterhin in EU-Länder, zumindest teilweise aufgrund von langfristigen Verträgen, die lange vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 unterschrieben wurden“, erklärte der Kpler-Analyst Adam Bennett im Gespräch mit Business Insider.

Außerdem fügt Bennett hinzu, dass 90 Prozent des in die EU importierten, russischen LNGs nach Belgien, Frankreich, die Niederlande oder Spanien gehe. Die Verträge dieser Staaten reichen bis „weit ins nächste Jahrzehnt“ hinein.

„Jeder Euro bedeutet mehr Blutvergießen“

Global Witness fordert dennoch ein EU-Verbot für russisches LNG. "Der Kauf von russischem Gas hat die gleichen Auswirkungen wie der Kauf von russischem Öl. Beide finanzieren den Krieg in der Ukraine, und jeder Euro bedeutet mehr Blutvergießen", sagte Jonathan Noronha-Gant, ein Senior Camapigner für fossile Brennstoffe bei Global Witness. „Während die europäischen Länder den Krieg verurteilen, stecken sie Geld in Putins Taschen.“

Die EU ist sich dieser Problematik bewusst. Im März 2023 forderte Kadri Simson, Energiekommissarin der EU, die Mitgliedstaaten auf, kein russisches LNG mehr zu kaufen. Es stelle ein „Reputationsrisiko“ dar. Teresa Ribera, die spanische Ministerin für ökologischen Wandel, bezeichnete die Situation laut Reuters im selben Monat als „ziemlich absurd“

Der Sprecher der Europäischen Kommission, Tim McPhie, erklärte am 31. August, dass die EU zwar mehr LNG kaufe, die Erdgas-Importe aber um etwa zwei Drittel zurückgegangen seien.

Dieser Text wurde von Susanne Ködel aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.