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Erst kommt das Fressen

Jede zweite Woche echauffiert sich die Öffentlichkeit über den Fahrdienst Uber. Das reicht von dem Sexismus-Skandal, mit dem alles begann, über das Video, das Chef Travis Kalanick beim peinlichen Zank mit einem Fahrer zeigte, gefolgt von Berichten über den Einsatz von Spionagesoftware oder psychologischen Daumenschrauben, die Mitarbeiter dazu anstiften, zu Zeiten zu fahren, an denen es sich für sie nicht lohnt.

Auch mit Alphabet, seinem ehemaligen Investor, liegt Kalanick im Streit. Die Google-Mutter wirft Uber vor, sich illegal Zugriff auf zentrale Technologie für autonome Fahrzeuge verschafft und im aktuellen Streit vor Gericht Informationen unterschlagen zu haben.

Selbst mit Apple hat sich Uber verkracht, wie ein Bericht der „New York Times“ nahelegt. Demnach drohte Tim Cook Kalanick im April 2015 höchstpersönlich, Uber wegen Datenschutzverstößen aus dem App-Store zu werfen. Und so weiter, und so weiter.

Die Liste der Verfehlungen ist endlos geworden. Die Empörung erreicht Trump'sche Ausmaße. Die Sache ist nur: Es wird doch nichts ändern. Solange das Start-up weiter wächst, bleibt der Uber-Gründer letztlich unangreifbar. Die Investoren interessieren sich für Kennzahlen – und nicht für Moral. Außerdem verfügt der Gründer im Unternehmen selbst über eine beachtliche Machtposition. Kalanick kontrolliert den Aufsichtsrat, gemeinsam mit Co-Gründer Garrett Camp und Manager Ryan Graves.

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Wirklich gefährlich werden könnten dem Uber-Chef nur Konkurrenten, die ebenfalls in autonome Fahrzeuge und entsprechende Geschäftsmodelle investieren. Kalanicks Gegenspieler John Krafcik, Chef von Alphabets Auto-Tochter Waymo zum Beispiel, setzt alles daran, Mitarbeiter abzuwerben. Und macht bereits den nächsten Schritt: Unlängst gab die Google-Tochter bekannt, die selbstfahrenden Autos mit Nutzern in Phoenix testen zu wollen.

Dabei ist Google nicht dafür bekannt, Gegner vor Gericht zu zerren. Bei dem juristischen Gefecht in San Francisco um die Raubkopie geht es letztlich nur darum, die so wichtigen Softwaretalente für die Weiterentwicklung für sich zu begeistern.


Auch Apple arbeitet am autonomen Fahren

Jeff Bezos von Amazon interessiert sich ebenfalls heftig für den autonomen Transport und will die Technologie dazu nutzen, um seinen Lieferdienst neu aufzustellen. Das könnte Uber langfristig gefährlich werden, das mit Uber Eats einen ähnlichen Service anbietet. Zumal Bezos auch ein Patent für eine Netzwerktechnologie eingereicht hat, die den Wechsel von Fahrzeugen zwischen den verschiedenen Spuren einer Autobahn automatisiert. Ein mögliches Einsatzszenario wären Lastwagen, wie sie auch das inzwischen zu Uber gehörige Lkw-Start-up Otto baut.

Apple erhielt von den kalifornischen Behörden nun ebenfalls die Erlaubnis, autonome Fahrzeuge zu testen und hat laut „Wall Street Journal“ ein Team aus sechs Nasa-Mitarbeitern angeheuert, um die Entwicklung der Technologie voranzutreiben. Seit 2014 werkelt der iPhone-Hersteller mit „Projekt Titan“ an seinen eigenen Autoplänen.

Zu Apples neuen Mitarbeitern gehören die Nasa-Ingenieurin Shilpa Gulati, die kurzzeitig auch für den deutschen Industriezulieferer Bosch arbeitete, oder der Robotik-Experte Paul Herbert, der eine Maschine entwarf, die eine Tür öffnen kann. Auch Jeremy Ma und Victor Hwang, ausgewiesene Fachleute für Künstliche Intelligenz, gehören zu den Apple-Neuzugängen.

Die Verfehlungen des Travis Kalanick sind so groß wie unglaublich. An den Machtverhältnissen in seiner Firma wird sich jedoch erst etwas ändern, wenn das Geschäft betroffen ist. Daran könnte sich erst etwas ändern, wenn die Milliardenkonzern Apple, Alphabet und Amazon im Kampf um den autonomen Transport der Zukunft eigene Geschäftsmodelle präsentieren.

Immer dienstags schreiben Britta Weddeling und Axel Postinett, Korrespondenten des Handelsblatts im Silicon Valley, im Wechsel über neue Trends und den digitalen Zeitgeist im Tal der Nerds.