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DZ-Bank-Co-Chef sieht wenig Aussagekraft bei Klimastresstest

(Bloomberg) -- Cornelius Riese, der Co-Chef der DZ Bank, warnt vor zu hohen Erwartungen an den anstehenden Klimastresstest für Europas Banken. Darüber hinaus hält er pauschale Kapitalerleichterungen für grüne Kredite, die immer wieder diskutiert werden, für gefährlich.

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„Es ist gut, dass es den Stresstest geben wird, wobei die Aussagekraft beim ersten Durchlauf noch sehr begrenzt sein dürfte”, erklärte Riese in einem Interview mit Bloomberg.

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Der von der Europäischen Zentralbank (EZB) geplante Klimastresstest steht für nächstes Jahr an. Es dient dazu, die Auswirkungen der Klimarisiken über die nächsten 30 Jahre auf Banken zu bewerten.

Der Regulator nähere sich dem Thema “so quantitativ, granular und detailliert wie wir es aus dem Aufsichtsrecht kennen”, obwohl das Thema ESG - also Nachhaltigkeit - auch eine hohe qualitative Komponente habe. “Wenn der Klimastresstest wie ein regulärer Finanzstresstest durchgeführt wird, stellen wir eine Scheingenauigkeit in der Glaskugel her. Klimaszenarien für die nächsten 30 Jahre sind eine Rechnung mit vielen Unbekannten.”

Zwar soll der erste Test keine direkten Folgen für die Kapitalanforderungen der Kreditinstitute haben. Doch seit Jahren wird die Idee diskutiert, dass Banken grüne Kredite mit weniger Kapital unterlegen müssen, um die Transformation zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft zu fördern. Bekannt ist diese Idee auch als Green Supporting Factor. Das Gegenteil davon wäre ein Brown Factor.

“Ich halte einen Green Supporting Factor oder einen Brown Factor bei der Berechnung von Kapitalanforderungen der Banken für gefährlich”, sagte Riese. ESG-Themen, die zu finanziellen Risiken führen, seien schon heute Bestandteil der Kreditanalyse. Deswegen sind pauschale Anpassungen von Risikogewichten seiner Meinung nach nicht zielführend.

“Wir müssen aufpassen, dass es hier nicht zu einer betriebswirtschaftlichen Blasenbildung kommt, weil regulatorisch die falschen Anreize gesetzt werden – und die vergebenen Kredite von den ausgewiesenen Risiken abweichen. Die Kapitalmärkte neigen dann zu Übertreibungen, das hat die Vergangenheit häufiger gezeigt”, erklärte Riese weiter.

Hedgefonds

Die DZ Bank hat sich selbst das Ziel gesetzt, dass mindestens zwei Drittel ihres bestehenden Kreditvolumens einen positiven Beitrag zu den 17 UN-Zielen für Nachhaltigkeit leisten. Das Finanzierungsvolumen für erneuerbare Energien soll zudem bis zum Jahr 2022 auf 6 Milliarden Euro steigen. Ende 2020 lag der Wert bereits bei 5,7 Milliarden Euro.

Riese sieht die DZ Bank aber auch als Begleiter traditioneller Unternehmen bei ihrer Transformation. Wenn alle Banken innerhalb von ein paar Monaten nur noch ausschließlich grüne Unternehmen und Projekte finanzieren würden, dann hätten 95% der deutschen Wirtschaft laut Riese ein Problem. Dann wandere die Industrie entweder in andere Regionen mit geringeren Umweltauflagen ab oder sie sei für ihre Transformation auf die Finanzierung von Hedgefonds und anderen Akteuren im unregulierten Bereich angewiesen.

“Es stellt sich die Frage, welche Bank einen wichtigeren Beitrag zur Transformation leistet – eine Bank, die nur Erneuerbare Energien finanziert, oder eine Bank wie unsere, die die Transformation in der Breite der Wirtschaft begleitet”, erklärte Riese. “Wir brauchen ein gesellschaftliches Bewusstsein, dass das kein Schwarz-Weiß-Thema ist.”

Greenwashing

Auch im Asset Management spielt das Thema ESG bei der DZ Bank eine große Rolle. Die Fonds-Tochter Union Investment will das Volumen ihrer nachhaltigen Anlagen auf 81 Milliarden Euro bis Ende 2022 steigern, verglichen mit 61 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. “Diesen Wert werden wir früher erreichen - wahrscheinlich schon in den kommenden Monaten”, sagte Riese nun.

Seinen Worten zufolge fließt rund 60% des Neugeschäfts mit privaten Kunden bei der Union Investment inzwischen in nachhaltige Fonds. Vergangenes Jahr hatte die Tochter den vollständigen Ausstieg aus der Finanzierung von Kohleförderung und Kohleverstromung beschlossen. Dem sind inzwischen Taten gefolgt.

“In den letzten Monaten hat die Union Investment rund 180 Unternehmen aus ihren Fonds herausgenommen. Das heißt, sie hat die Anteile an diesen Unternehmen verkauft”, sagte Riese mit Blick auf die Verschärfung der Richtlinien im Bereich Kohle.

Seiner Meinung nach setzt sich die Branche berechtigter Kritik aus, wenn Nachhaltigkeit nur vorgetäuscht wird. Asset Manager müssten daher sehr transparent bei dem sein, was sie mit ESG genau meinen. Greenwashing-Vorwürfe hatte es zuletzt beispielsweise gegenüber der DWS gegegeben.

“Mitunter ist die Kritik an einem vermeintlichen Greenwashing aber auch unberechtigt”, sagte Riese. “Schließlich gibt es in vielen Bereichen noch keinen gesellschaftlichen Konsens dazu, was ESG bedeutet. Die Diskussion um die Nachhaltigkeits-Einordnung von Atomkraft oder Erdgas ist ein gutes Beispiel.”

(Neu: Zitat im 2. Absatz)

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