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Dräger-Chef: Geschäfte in Russland und China schwierig

LÜBECK (dpa-AFX) -Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk DE0005550636 bekommt die Sanktionen wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine immer mehr zu spüren. "Wir haben mit den Mitarbeitern in Russland schon gemeinsam sehr viele Krisen überstanden, aber diese ist noch einmal tiefer", sagte Unternehmenschef Stefan Dräger am Donnerstag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Das Geschäft in Russland habe sich im vergangenen Jahr mehr als halbiert. Dabei gestalte sich das Geschäft mit Sicherheitstechnik noch schwieriger als das mit der Medizintechnik.

So stelle das Unternehmen Gaswarngeräte her, die zwar für den russischen Nickelproduzenten Nornickel bestimmt seien, aber auf Anordnung der Behörden Gazprom zugewiesen werden könnten. Der Gaskonzern stehe auf der Sanktionsliste. Um nicht das Risiko einzugehen, etwa die Sanktionen zu verletzen, habe Dräger das Geschäft mit der Sicherheitstechnik mit dem Land komplett eingestellt und die Mitarbeiter des Bereichs entlassen müssen. Drägerwerk hat in Moskau eine eigene Gesellschaft mit etwas mehr als 100 Mitarbeitern. Nach früheren Angaben hatte in einem normalen Jahr die russische Belegschaft zwei Prozent zum Umsatz beigetragen.

Aber auch das Geschäft mit der Medizintechnik in Russland sei aufgrund der immer neuen Sanktionen sehr schwierig, erläuterte Dräger. Es sei sehr aufwendig zu überprüfen, ob an einem Krankenhaus etwa doch noch ein auf der Sanktionsliste stehender Oligarch beteiligt sei.

Hinzu gekommen seien Probleme in der Lieferkette. "Wir halten uns strikt an die Exportvorschriften", betonte er. Vor dem Krieg sei Drägerwerk in Russland Marktführer für medizinische Produkte gewesen. Im vergangenen Jahr sei der Marktanteil auf die Hälfte gesunken. Während US-Konkurrent General Electric seinen Anteil habe halten können, habe das chinesische Unternehmen Mindray seinen Marktanteil mehr als verdoppelt.

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Außerdem sei es teilweise schwierig gewesen, die Gehälter der Mitarbeiter in Russland zu zahlen, weil das nur mit Rubel geschehen könnte, welche durch Verkauf von Produkten in Russland erlöst worden seien. Ein Transfer von Geld ist durch die Sanktionen ausgeschlossen.

Unterdessen machen Drägerwerk bereits seit längerem höhere Kosten zu schaffen. Darunter leiden auch viele andere Unternehmen angesichts der höheren Inflation und der angespannten Lieferketten. Zuletzt aber sind die zuvor aufgrund des Ukraine-Krieges kräftig gestiegenen Preise auf den Öl- und Gasmärkten wieder zurückgegangen.

"Alle Kosten steigen", sagte Dräger. So hätten sich die Energiekosten in Lübeck von 6,9 Cent je Kilowattstunde in der Silvesternacht drastisch auf 47,6 Cent erhöht. Dies falle aber zum Glück nicht ganz so ins Gewicht, da das Unternehmen in seiner Produktion nicht sehr energieintensiv sei. Deutlich mehr wirkten sich die kräftig steigenden Lohnkosten aus. Insgesamt sollen die Drägerwerk-Mitarbeiter in diesem und im kommenden Jahr insgesamt acht Prozent mehr Gehalt bekommen.

Die Kosten für die Beschaffung von Elektronikbauteilen gehen Dräger zufolge hingegen wieder etwas zurück, sagte der Manager. Im vergangenen Jahr seien diese noch schwer zu bekommen gewesen und hätten sich teilweise um das Hundertfache verteuert. Insgesamt fielen bei Dräger 2022 hier Mehrkosten von fast 80 Millionen Euro an. Auch die Frachtkosten gingen leicht zurück, sagte der Manager. Das Unternehmen versuche die höheren Kosten über Preiserhöhungen an die Kunden weiterzugeben.

Die zusätzlich in der Corona-Pandemie aufgebauten Produktionskapazitäten will Drägerwerk trotz der inzwischen deutlich gesunkenen Nachfrage nach FFP2-Masken zunächst behalten. "Die neuen Anlagen haben wir so kalkuliert, dass sie sich nach den ersten großen Regierungsaufträgen amortisiert haben", sagte der Konzernchef. Die Nachfrage sei auf das Vor-Corona-Niveau zurückgegangen. Wegen des zunächst hohen Bedarfs an FFP-Masken hatte der Konzern während der Corona-Pandemie seine Produktionsstandorte in Schweden und Südafrika ausgebaut und zudem neue Fabriken in England, Frankreich und den USA errichtet.

Derzeit befinde sich Drägerwerk in Verhandlungen mit verschiedenen Regierungen, Konzepte zur Bereitstellung zu entwickeln, sagte der Konzernchef. Darunter gehörten die USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Bisher habe das Unternehmen aber noch keinen Vertrag. Die meisten Maschinen zur Herstellung der FFP2-Masken seien mittlerweile eingemottet. Das Unternehmen warte die Anlagen aber derzeit noch, um sie im Bedarfsfall wieder schnell hochfahren zu können. Die Maschinen seien daher bereits größtenteils abgeschrieben. Doch auch die geringen Standby-Kosten seien auf Dauer nicht wirtschaftlich vertretbar. "Ohne Bereitstellungsaufträge müssen wir die Maschinen wohl bald verschrotten", sagte er.

Zunehmend schwieriger werden zudem die Geschäfte in China. Der Markt ist laut Unternehmensangaben der drittgrößte für Drägerwerk, für einige Anwendungen sogar der größte. "Die chinesische Regierung sehe die Medizintechnik schon seit längerem als strategischen Markt", sagte Dräger. Es gebe immer stärkere Restriktionen für ausländische Unternehmen. "Ich fürchte, dass es mittelfristig für die Medizintechnik schwierig wird."

Kurzfristig hätten ausländische Hersteller wegen der Corona-Wellen nach der Aufhebung der Beschränkungen doch noch Beatmungsgeräte liefern dürfen, sagte Dräger. Deshalb werde Drägerwerk Ende des ersten Quartals bereits 60 Prozent des geplanten Jahresbudgets für Beatmungsgeräte in China erreicht haben. Das Unternehmen betreibt eine eigene Entwicklung und Fertigung für Medizingeräte in Shanghai und für die Sicherheitstechnik in Peking./mne/stw/jha/

--- von Michaela Nehren-Essing, dpa-AFX ---