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"Das Ding ist totaler Schmu!": Hirschhausen entlarvt in neuer Sendung Detox-Hype

In der Primetime holt Eckart von Hirschhausen verlässlich gute Quoten - nun schickt das Erste den beliebten Doktor auch am Nachmittag auf Sendung. Der Auftakt von "Team Hirschhausen! Einfach besser leben" hatte locker-flockigen Alltagsservice zu bieten. Wer weiß, wie viele ARD-Zuschauer demnächst zu Roggenmehl statt Shampoo greifen?

In der ersten Folge im Team Hirschhausen dabei: Hautärztin und Sachbuchautorin Dr. Yael Adler. (Bild: ARD / Max Kohr)
In der ersten Folge im Team Hirschhausen dabei: Hautärztin und Sachbuchautorin Dr. Yael Adler. (Bild: ARD / Max Kohr)

Er ist der Gute-Laune-Erklärbär der ARD: Seit Jahren vermittelt Dr. Eckart von Hirschhausen erfolgreich komplexe medizinische Themen leicht verständlich und mit viel Humor. Das ist auch das Motto bei "Team Hirschhausen! Einfach besser leben" (montags bis freitags, 15.10 Uhr im Ersten): "Willkommen in ihrem neuen Wohnzimmer im Ersten! Hier sprechen wir über die großen und kleinen Fragen des Lebens und finden spannende Antworten", steckt von Hirschhausen in der Auftaktsendung den Rahmen ab, in dem sich seine neue Servicesendung bewegt. Das "Wohnzimmer" ist eine im Shabby-Chic-aufgehübschten Fabriketage bei Köln. An kleinen runden Cafétischchen sitzt ein Livepublikum im Alter von neun bis 78 Jahren.

Die Anwesenden werden vom Moderator direkt mit einbezogen: "Brigitte testet für uns freiwillig ein Detox-Fußbad, das alle Gifte aus ihrem Körper herausziehen soll", stellt von Hirschhausen eine Frau vor, die ihre Füße freiwillig für ein Experiment in ein Wasser mit Zusätzen tunkt. "Mal gucken, welche Farbe das annimmt", unkt der Moderator. Man muss kein Hellseher sein, um zu erahnen: Vom Konzept Detox hält der Doktor nicht gerade viel.

Hirschhausen: "Die ganze Idee ist wissenschaftlich haltlos!"

Ein weiterer Hinweis mit dem Zaunpfahl: Die Rubrik, in der das Experiment veranstaltet wird, heißt: "Das können Sie sich sparen!" Und siehe da: Das klare Wasser im Detox-Fußbad färbt sich nach und nach gefährlich braun. Der Moderator: "Ich will gar nicht sagen, wonach das aussieht ..." Auch Brigitte stellt nach der nassen "Behandlung" trocken fest: "Ich fühle überhaupt keinen Unterschied." Das Stichwort für von Hirschhausen: "Das Ding ist totaler Schmu! Diese ganze Idee von Schlacken im Körper ist wissenschaftlich haltlos", erklärt er und empfiehlt, sich auf Internetseiten wie MedWatch oder bei Verbraucherzentralen über Detox schlau zu machen.

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Das ist zwar keine ganz neue Erkenntnis, doch es gibt ein Fleißsternchen dafür beim öffentlich-rechtlichen Sender, der ja einen Bildungsauftrag hat. Warum von Hirschhausen sein Publikum aber mehrmals nötigt, mit ihm im laut im Chor "Das können sie sich sparen!" zu rufen, bleibt sein Geheimnis. Womöglich eine Hommage an den TV-Kollegen Ralf Schmitz, der das gemeinsame Deklamieren einst bei "Take Me Out" ("Und du bist raus!") etablierte? In diesem doch eher gesetzten Rahmen wirkt es eher cringe.

"Weniger Marihuana rauchen"

Hautärztin und Sachbuchautorin Dr. Yael Adler - eine von fünf Experten aus dem "Team Hirschhausen" - nimmt sich Naturkosmetik kritisch vor. Ihr Fazit nach einem mit Infos vollgepackten Ted-Talk: Diese Art von Kosmetik sei "leider auch nicht immer gesund" und könne ebenfalls Allergien oder unerwünschte Reaktionen auslösen. Ihr Rat: "Weniger ist oft mehr."

Nach dem Vortrag bleibt noch kurz Zeit für die Beantwortung von Zuschauerfragen, etwa: Was bringt der Trend, sich wochenlang die Haare nicht zu waschen ("No Poo"). Adlers findet es gut und rät, sich ruhig auch mal Roggenmehl statt handelsübliches Shampoo auf den Kopf zu kippen. Diese Steilvorlage lässt sich von Hirschhausen nicht entgehen: "Stroh im Kopf kannte ich, aber Roggenmehl auf dem Kopf kannte ich noch nicht." Die letzte Pointe hat Frau Doktor jedoch für sich aufbewahrt: "Naturkosmetik ist keine Medizin. Der Haut tut es auch gut, wenn sie Kuhmilch, Zucker, Weißmehl und Fast Food weglassen und kein Marihuana mehr rauchen." Womöglich wieder so ein Insider?

In der ersten Folge im Team Hirschhausen dabei: Hautärztin und Sachbuchautorin Dr. Yael Adler. (Bild: ARD / Max Kohr)
In der ersten Folge im Team Hirschhausen dabei: Hautärztin und Sachbuchautorin Dr. Yael Adler. (Bild: ARD / Max Kohr)

Dann schauen Oli P. und sein mittlerweile 22-jähriger Sohn Ilias vorbei, um über ein Mehrgenerationen-Wohnprojekte zu berichten, das sie besucht haben: ein ehemaliges Rittergut, auf dem nun 100 Menschen auf rund 5.000 Quadratmetern zusammen leben. Die älteste Bewohnerin ist 92 Jahre alt. Alternative Wohnformen wie "WirvomGut" seien auch eine gute Präventionsmaßnahme gegen Einsamkeit im Alter, findet von Hirschhausen: "Die Glücksforschung sagt, wer dauerhaft glücklich sein möchte, sollte gute Beziehungen haben. Das ist nicht auf den Partner beschränkt. So ein gewachsenes Netzwerk ist Gold wert für die seelische Gesundheit." Oli P. ist nach seinem Schnuppertag jedenfalls schwer angetan: "Wer weiß, vielleicht kommt irgendwann mein Antrag", sagt er.

Politiker mit Tourette-Syndrom klagt über Vorurteile

Eckart von Hirschhausen hat auch Bijan Kaffenberger zu sich in sein "Wohnzimmer" eingeladen: Der junge SPD-Politiker aus Hessen ist Experte für Bildungs- und Digitalthemen - und hat Tourette. Bei ihm äußert sich die Erkrankung nicht in Tics wie lautem Fluchen oder Schnalzen, sondern in unwillkürlichen Zuckungen. "Viele Leute haben immer noch Vorurteile und denken, man ist blöde", sagt der 33-Jährige. Ihm sei klar, dass er durch seine Erkrankung ein Alleinstellungsmerkmal als Politiker habe, "aber Tourette ist ja kein kleiner Hund, den man in Wahlkampfzeiten öffentlichkeitswirksam Gassi führt und danach dann wieder abgeben kann".

Im Interview thematisiert von Hirschhausen offen seine eigene Unsicherheit im Umgang mit Kaffenberger: "Ich bin ganz ehrlich, als ich dich das erste Mal vor fünf Jahre getroffen getroffen habe, hatte ich zwischendurch dieses ganz naive Gefühl: 'Kann der jetzt mal damit aufhören!'" Kaffenberger pariert lächelnd: "Mich nervt es ja auch manchmal." Dankenswerterweise ist die Erkrankung nur ein Thema von vielen. Kaffenberger unterstreicht, wie wichtig Bildung und Digitalisierung sind, um jungen Menschen eine gesicherte Zukunft zu ermöglichen - das Interview ist inklusiv im besten Sinn.

Nach ein paar Minuten nimmt man das Zucken des Gesprächspartners gar nicht mehr wahr und hat ganz nebenbei gelernt, wie immens wichtig Sichtbarkeit für Inklusion ist. Fazit: 50 Minuten Lebenshilfe auf die locker-flockige Art - dieses Rezept werden sich in Zukunft vermutlich viele gern verschreiben lassen.

VIDEO: Diese fünf Lebensmittel helfen beim Detox