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Diese teuren Großprojekte verliefen einfach nicht nach Plan

Die schlimmsten Baupannen aller Zeiten

<p>Chris Roussakis/AFP via Getty Images</p>

Chris Roussakis/AFP via Getty Images

Großprojekte sind immer wieder so komplex, dass die Kosten explodieren und sich der Zeitplan gravierend verzögert. Bei vielen solcher Bauvorhaben rund um den Globus waren Zeit- und Budgetüberschreitungen allerdings noch die geringste Sorge der Verantwortlichen.

Hier haben wir 14 solcher Milliardenprojekte zusammengestellt, deren Planung so richtig schiefgelaufen ist. 

Alle Geldbeträge in Euro umgerechnet.

Adaptiert von Barbara Geier

Flughafen Berlin Brandenburg, Deutschland

<p>Ralf Hirschberger/AFP/Getty</p>

Ralf Hirschberger/AFP/Getty

Die Planungen für einen neuen Berliner Flughafen begannen bereits 1990 nach der deutschen Wiedervereinigung. Genehmigt wurde das Milliardenprojekt allerdings erst 2006. Noch im selben Jahr begannen die Bauarbeiten und der Flughafen BER sollte im Oktober 2011 eröffnet werden. Kostenschätzung: 2,4 Milliarden Euro. Sowohl das Budget als auch der Fertigstellungstermin erwiesen sich dann aber als reines Wunschdenken. 2010 ging einer der Hauptauftragnehmer in Konkurs und der Eröffnungstermin wurde auf Mitte 2012 verschoben.

Flughafen Berlin Brandenburg, Deutschland

<p>peter jesche/Shutterstock</p>

peter jesche/Shutterstock

Nur sechs Monate vor der geplanten Eröffnung stellte sich heraus, dass das Brandschutzsystem des Flughafens nicht funktionierte. Der Termin wurde erneut verschoben und in den Folgejahren gab es eine peinliche Liste von Fehlern, darunter falsch dimensionierte Rolltreppen und kaputte Monitore für die Fluggastinformation. Letztere mussten schon vor der Eröffnung ausgetauscht werden, da sie seit 2012 mitgelaufen waren und nach sechs Jahren das Ende ihrer Lebensdauer erreicht hatten.

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Als der BER schließlich im Oktober 2020 eröffnet wurde, hatten sich die Kosten mit 7 Milliarden Euro fast verdreifacht. Und die Kritik reißt seitdem nicht ab: Ein Flughafen, der vor fast 20 Jahren konzipiert wurde, könne den Bedürfnissen der heutigen Reisenden nur bedingt gerecht werden, lautet etwa ein häufig genanntes Argument.

Hallandsås-Eisenbahntunnel, Schweden

<p>Skanska</p>

Skanska

Der Bau des 8,6 Kilometer langen Hallandsås-Eisenbahntunnels – auch bekannt als Scanlink – im Südwesten Schwedens begann 1992 und sollte bis 1995 vollständig abgeschlossen sein. Doch fast von Anfang an sickerte Grundwasser durch, was der Tunnelbohrmaschine massive Probleme bereitete. Die Baufirma wechselte zu einer konventionelleren Bohr- und Sprengmethode, doch nach nur drei Kilometern Tunnelausbau wurde das Projekt aufgegeben.

Hallandsås-Eisenbahntunnel, Schweden

<p>Skanska</p>

Skanska

Als das schwedische Bauunternehmen Skanska das Projekt 1996 übernahm, sah es sich mit demselben Problem konfrontiert. Es versuchte mit einer Substanz namens Rhoca-Gil Risse im Felsen abzudichten, um das Einsickern von Wasser zu verhindern. Diese Lösung erwies sich allerdings nicht nur als unwirksam, sondern auch als toxisch.

Das Dichtungsmittel vergiftete Fische und Vieh in der Umgebung. Die Arbeiten wurden 1997 unterbrochen und erst 2005 nach einer gründlichen Dekontaminierung wieder aufgenommen. Letztendlich wurde der Tunnel 2015 fertiggestellt, 23 Jahre später als geplant und mit einer enormen Budgetüberschreitung. Insgesamt beliefen sich die Kosten auf 1,3 Milliarden US-Dollar, was nach heutigem Geldwert umgerechnet ungefähr 1,5 Milliarden Euro entspricht.

Ryugyong-Hotel, Nordkorea

<p>Annaj77/Shutterstock</p>

Annaj77/Shutterstock

Es sollte ein Symbol des Wohlstands sein, aber daraus wurde nichts: Das pyramidenförmige Ryugyong-Hotel, das sich bedrohlich über der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang erhebt, bleibt auch mehr als drei Jahrzehnte nach Grundsteinlegung unvollendet und unbewohnt. Der Bau des 105-stöckigen und 330 Meter hohen Wolkenkratzers begann 1987 und wurde 1992 eingestellt, als während der Wirtschaftskrise, die auf den Zusammenbruch der Sowjetunion folgte, das Geld ausging.

Ryugyong-Hotel, Nordkorea

<p>Ed Jones/AFP/Getty</p>

Ed Jones/AFP/Getty

Die Arbeiten an dem milliardenteuren Hotel wurden 2008 wieder aufgenommen. Allerdings wurde nur die Außenverglasung fertiggestellt, bevor die Bauarbeiten erneut gestoppt wurden. Es wurden Vermutungen laut, dass es Nordkorea an Rohstoffen und Fachwissen fehle, um das Gebäude fertigzustellen. 2017 wurden dann aber Zufahrtsstraßen gebaut und LED-Anzeigen am Gebäude angebracht.

Aktuell steht das Hotel nach wie vor leer und es sieht so aus, als würde sich daran auch in absehbarer Zukunft nichts ändern. Schätzungen zufolge belaufen sich die Gesamtkosten für den Bau bisher auf rund 1,8 Milliarden Euro.

Teilchenbeschleuniger Superconducting Super Collider, USA

<p>www.indico.cern.ch</p>

www.indico.cern.ch

Der Superconducting Super Collider (SSC) in Texas sollte der leistungsstärkste Teilchenbeschleuniger der Welt und Amerikas Antwort auf den berühmten Large Hadron Collider (LHC) in der Schweiz werden, der seit 2008 in Betrieb ist. Die Vorarbeiten für den SSC begannen in den späten 1980er-Jahren. Bis Anfang der 1990er-Jahre waren Tunnel in Länge von rund 24 Kilometern gebohrt und 17 Schächte errichtet worden.

Teilchenbeschleuniger Superconducting Super Collider, USA

<p>Magnus Manske, via Wikimedia Commons</p>

Magnus Manske, via Wikimedia Commons

Angesichts steigender Kosten und fehlender internationaler Finanzierung stoppte der US-Kongress im Oktober 1993 das Projekt jedoch. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kosten von 4,4 Milliarden US-Dollar auf mehr als elf Milliarden US-Dollar gestiegen. Das entspricht heute kaum vorstellbaren 21 Milliarden Euro. Die Kosten wurden zu einem beträchtlichen Teil von den US-Steuerzahlern getragen und das Projekt ging als Beispiel für extremes Missmanagement in die Geschichte ein.

Letztendlich wurde die Anlage von einem Chemieunternehmen übernommen, das sie 2013 nach einer einjährigen Renovierung in Betrieb nahm.

Inselgruppe „The World“, Dubai

<p>AFP/Getty</p>

AFP/Getty

Die britische Tageszeitung „The Guardian“ bezeichnete die Pläne für diese künstliche Inselgruppe, die im Mai 2003 mit großem Tamtam vorgestellt wurden, als „Dubais ultimative Torheit“. Die Arbeiten an den 300 künstlichen Inseln vor der Küste des Emirats, die Länder und Kontiente darstellen sollen, begannen im selben Jahr. Doch als 2008 die weltweite Finanzkrise und der Zusammenbruch des Immobilienmarktes in Dubai in die Quere kamen, wurden die Arbeiten gestoppt. Die Investoren sahen sich damals mit Kosten von 14 Milliarden US-Dollar (entspricht heute umgerechnet rund 18 Milliarden Euro) konfrontiert, die nicht gedeckt werden konnten.

Inselgruppe „The World“, Dubai

<p>ABACA/PA</p>

ABACA/PA

Der Eigentümer der „Großbritannien-Insel“ landete wegen Betrugs im Gefängnis, der Besitzer der Insel „Irland“ kam ums Leben. Im Jahr 2009 gab es Meldungen, dass mehrere Inseln im Meer versinken würden. Die „Libanon-Insel“ war das einzig erschlossene Teilstück, als 2020 die Bauarbeiten für das 4,6 Milliarden Euro teure „Heart of Europe“-Projekt begannen. Dabei sollen sechs Inseln mit Brücken und Hubschrauberrouten miteinander verbunden werden.

Die Bauunternehmer rechneten mit der Eröffnung der ersten Hotels im Jahr 2023, die endgültige Fertigstellung war für 2026 geplant. Allerdings sind die meisten Inseln noch unvollständig und es ist zweifelhaft, ob das gesamte Megaprojekt jemals fertig wird.

Einkaufszentrum American Dream Meadowlands, USA

<p>NHRHS2010 [CC0], via Wikimedia Commons</p>

NHRHS2010 [CC0], via Wikimedia Commons

Die World-Inseln in Dubai waren nicht das einzige Großprojekt, das während der weltweiten Finanzkrise 2008 eine Bruchlandung hinlegte. Das 2002 erstmals vorgeschlagene Einkaufszentrum „American Dream Meadowlands Mall“ in New Jersey hat sich zu einem amerikanischen Albtraum entwickelt. Der weitläufige Shopping- und Unterhaltungskomplex, der von Investoreninsolvenzen, rechtlichen Auseinandersetzungen, ausufernden Kosten und Bauverzögerungen heimgesucht wurde, kostete am Ende nach heutigem Geldwert 5,6 Milliarden Euro. Die Eröffnung war ursprünglich für 2007 geplant und die Baukosten wurden ursprünglich auf 1,2 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Einkaufszentrum American Dream Meadowlands, USA

<p>Brad Miller Millertime83 [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]</p>

Brad Miller Millertime83 [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Der Startschuss zu den Bauarbeiten für das Einkaufszentrum in New Jersey fiel im März 2005, doch der Eröffnungstermin wurde verschoben und die Muttergesellschaft der Shopping-Mall ging 2007 in Konkurs. Zahllose andauernde Probleme, darunter Insolvenzen, Rechtsstreitigkeiten und der teilweise Einsturz des Daches, verzögerten das Großprojekt weiter. Letztendlich wurde das Center 2019 eröffnet – nur wenige Monate vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie und mit einer unglaublichen Verspätung von 13 Jahren.

Aktuell steht es nicht gut um das Einkaufszentrum: 2022 vervierfachten sich die Verluste auf fast 230 Millionen Euro, da sich nur schwer neue Einzelhändler als Mieter fanden und die Kunden fehlten.

Flughafen Ciudad Real, Spanien

<p>Oli Scarff/Getty</p>

Oli Scarff/Getty

Der Flughafen Ciudad Real steht beispielhaft für Spaniens Ausgabenwut vor der Finanzkrise und war von Anfang an von schlechter Planung geprägt. Er wurde ursprünglich als Überlaufflughafen für Madrid geplant, aber ironischerweise mitten im Nirgendwo 225 Kilometer von der spanischen Hauptstadt entfernt gebaut. Zum Zeitpunkt der Eröffnung 2009 wurden die Kosten für das Projekt auf eine Milliarde Euro geschätzt, was heute etwa 1,8 Milliarden Euro entsprechen würde.

Flughafen Ciudad Real, Spanien

<p>Oli Scarff/Getty</p>

Oli Scarff/Getty

Der Flughafen sollte an sich bis zu zehn Millionen Passagiere pro Jahr abfertigen. Das war zumindest die Hoffnung. In den ersten zwölf Monaten nach der Eröffnung wurde er aber nur von nur zwei Billigfluggesellschaften mit einigen Tausend Reisenden angeflogen. Im Jahr 2012 ging der Eigentümer in Konkurs und der Betrieb wurde komplett eingestellt. 2015 wurde das Gelände schließlich an ein chinesisch geführtes Investorenkonsortium für schlappe 10.000 Euro verkauft – 100.000 Mal weniger, als der Bau gekostet hatte.

Drei Jahre später wurde der Flughafen für 56,2 Millionen Euro an die Ciudad Real International Airport SL verkauft. Das verhinderte allerdings auch nicht, dass der Airport im Nirgendwo zu einem Geisterflughafen wurde. Während der Corona-Pandemie wurde er von Fluggesellschaften lediglich als Abstellfläche für die vorübergehend stillgelegten Maschinen genutzt. 

Kernkraftwerk Virgil C. Summer, Block 2 und 3, USA

<p>DJSlawSlaw / Wikimedia Commons</p>

DJSlawSlaw / Wikimedia Commons

Ähnlich wie der spanische Flughafen, der im Endeffekt völlig unnötig war, gibt es im amerikanischen Süden ein Kernkraftwerk mit Reaktoren, die keiner braucht. Im Jahr 2008 machten sich örtliche Versorgungsunternehmen gemeinsam mit der Westinghouse Electric Company daran, zwei AP1000-Kernreaktoren im Kernkraftwerk Virgil C. Summer in South Carolina zu errichten. Die Bauarbeiten begannen 2013, die Inbetriebnahme der Reaktoren war für 2018 vorgesehen.

Kernkraftwerk Virgil C. Summer, Block 2 und 3, USA

<p>Dennis Corporation</p>

Dennis Corporation

Aufgrund von Verzögerungen bei der Herstellung wurde der Fertigstellungstermin des Großprojekts auf 2020 verschoben. Als infolgedessen die Kosten stiegen, meldete Westinghouse im März 2017 Insolvenz an und das Vorhaben wurde schließlich aufgegeben. Dokumente, die später an die Öffentlichkeit gelangten, zeigten allerdings, dass das Projekt schon lange vor 2017 schlecht gemanagt worden war.

Insgesamt wurden für die Reaktoren, die nie in Betrieb gehen werden, 9 Milliarden US-Dollar verschwendet, was nach heutigem Geldwert 10,5 Milliarden Euro entspricht.

Wohnungsbauprojekt San Francisco Shipyard, USA

<p>Lennar Corp/Five Point</p>

Lennar Corp/Five Point

Als größtes Neubauprojekt der Stadt seit dem Erdbeben von 1906 soll das Vorhaben San Francisco Shipyard 12.000 (relativ) erschwingliche Wohnungen und Häuser bieten. Die Fertigstellung der Anlage, zu der auch Geschäfte, Büros, Restaurants und Grünflächen gehören, ist für Anfang der 2030er-Jahre geplant. Kostenpunkt: umgerechnet rund 7,5 Milliarden Euro. Die erste Bauphase startete 2013 und einige Käufer ziehen bereits in ihre Immobilien ein.

Wohnungsbauprojekt San Francisco Shipyard, USA

<p>Google Earth</p>

Google Earth

2018 weigerten sich jedoch mehrere US-Kreditgeber, Hypotheken für Shipyard-Grundstücke zu vergeben. Der Grund: Ein Teil des Baugebiets weist gefährliche Kontaminationswerte auf. Es grenzt an ein Gelände, das früher vom US-Militär als verdeckte Atomtestanlage genutzt wurde.

Dem mit der Sanierung beauftragten Unternehmen wird vorgeworfen, die Bodentests gefälscht zu haben, die das Gelände als giftfrei auswiesen. Die US-Marine wird der Vertuschung beschuldigt. Entsprechende Klageverfahren sind anhängig. Nichtsdestotrotz verkauft der Bauträger nach wie vor Immobilien in der Shipyard-Siedlung. Ein Haus mit drei Schlafzimmern ist beispielsweise für rund 1,1 Millionen Euro zu haben.

Bahnprojekt Stuttgart 21, Deutschland

<p>Ullrich Gnoth / Alamy Stock Photo</p>

Ullrich Gnoth / Alamy Stock Photo

Stuttgart 21 ist neben dem neuen Berliner Flughafen zu einem Synonym dafür geworden, dass bei Großprojekten im vermeintlich so effizienten Deutschland doch einiges schieflaufen kann. Die Planungen für die komplette Neuordnung des Bahnknotens Stuttgart gehen auf das Jahr 1995 zurück. 2009 wurde das Gemeinschaftsprojekt vom Bund, dem Land Baden-Württemberg, der Landeshauptstadt Stuttgart, dem Verband Region Stuttgart, dem Flughafen Stuttgart und der Deutschen Bahn beschlossen – und seit 2010 wird gebaut.

Die ursprünglich für Ende 2019 geplante Eröffnung wurde allerdings bereits mehrere Male verschoben. Das Projekt war zudem von Anfang an innerhalb der Bevölkerung umstritten und 2010 sorgte ein im Nachhinein für rechtswidrig erklärter Polizeieinsatz bei einer Demonstration für Schlagzeilen.

Bahnprojekt Stuttgart 21, Deutschland

<p>Markus Mainka/Shutterstock</p>

Markus Mainka/Shutterstock

Das Prestigeprojekt wird vor allem von andauernden Bauverzögerungen geplagt, die gleichzeitig die Kosten in die Höhe treiben. Ursprünglich sollte Stuttgart 21, dessen zentrales Bauwerk der neue Hauptbahnhof ist, 2,6 Milliarden Euro kosten. Inzwischen hat sich diese Summe allerdings fast vervierfacht und liegt bei 9,76 Milliarden Euro. Das besagt zumindest ein geheimes Papier der Deutschen Bahn, aus dem das Magazin „Der Spiegel“ im Oktober 2023 zitierte. Grund seien die inflationsbedingt höheren Preise im Bau und die Entwicklung digitaler Zugsicherungen, die sich verzögere. Daher werde Stuttgart 21 bei seiner inzwischen für 2025 geplanten Eröffnung auch nicht vollwertig nutzbar sein.

Wasserkraftwerk Muskrat Falls/Lower Churchill Projekt, Kanada

<p>Nalcor Energy</p>

Nalcor Energy

Dieses riesige Wasserkraftwerk in Labrador und Neufundland ist eines der umstrittensten Megaprojekte Kanadas. Denn seit dem Baubeginn im Jahr 2013 hat es nichts als Ärger verursacht. Offiziell ist es eine erschwingliche und umweltfreundliche Lösung zur Deckung des Energiebedarfs der beiden Provinzen. In der Realität hat es sich als Desaster erwiesen.

Schlechte Planung, Pfusch am Bau und andere Probleme haben dazu geführt, dass das Projekt seinen Zeit- und Kostenrahmen weit überschritten hat.

Wasserkraftwerk Muskrat Falls/Lower Churchill Projekt, Kanada

<p>Nalcor Energy</p>

Nalcor Energy

Einer der größten Fehler war die Vergabe des Baus des Kraftwerks und anderer Betonstrukturen – ein Auftrag im Wert von knapp 680 Millionen Euro – an ein Unternehmen, das wenig Erfahrung mit Projekten in diesem Gebiet Kanadas hatte. Man hatte die Idee, eine beheizte Kuppel zum Schutz der Baustelle zu bauen, um auch im eiskalten Winter arbeiten und Beton gießen zu können. Das ging allerdings gründlich schief. Die Kuppel wurde nach der Hälfte der Bauzeit aufgegeben und das Unternehmen verlor den Auftrag.

Das Kraftwerk wurde schließlich im Jahr 2021 fertiggestellt. Das Budget war bis dahin um gut vier Milliarden Euro überschritten worden. Insgesamt beliefen sich die Kosten auf nach heutigem Geldwert über 10 Milliarden Euro.

Ersatztunnel für die Alaskan-Way-Autobahn, USA

<p>Seattle City Council from Seattle [CC0], via Wikimedia Commons</p>

Seattle City Council from Seattle [CC0], via Wikimedia Commons

Der Bau des Ersatztunnels für den Alaskan Way, eine zweistöckige Autobahn in Seattle, begann im Juli 2013. Zu dem Zeitpunkt waren die Planer noch zuversichtlich, dass das Großprojekt bis Dezember 2015 abgeschlossen sein würde. Doch es kam anders, denn im Dezember 2013 ging die riesige Tunnelbohrmaschine „Big Bertha“, damals die größte der Welt, kaputt.

Ersatztunnel für die Alaskan-Way-Autobahn, USA

<p>Brierly Associates</p>

Brierly Associates

Da ein Schacht gegraben werden musste, um das Hauptlager der Maschine zu reparieren, standen die Arbeiten an dem Tunnelbau zwei Jahre lang still. Im Februar 2019 wurde der Tunnel mit drei Jahren und zwei Monaten Verspätung schließlich für den Verkehr freigegeben. Die Kosten werden auf heute rund 3,8 Milliarden Euro geschätzt und sind damit knapp eine Milliarde teurer als geplant.

Nach Kalkulationen, die im Frühjahr 2023 veröffentlicht wurden, wird der Tunnel nicht in der Lage sein, sich selbst zu finanzieren. Denn es wird erwartet, dass die Mauteinnahmen langfristig um bis zu 30 Prozent sinken werden.

Straßennetz London Ringways, Großbritannien

<p>Evening Standard/Hulton Archive/Getty Images</p>

Evening Standard/Hulton Archive/Getty Images

Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte ein Straßennetz rund um die britische Hauptstadt London bis in die Vororte gebaut werden. Ab 1965 wurde das Projekt für diese Ringstraßen offiziell entwickelt und bis 1969 sollte es einen Entwurf geben. Offiziell ging man davon aus, dass durch die neuen Straßen 20.000 Haushalte umgesiedelt werden müssten. Gegner des Projekts schätzten die Zahl jedoch viel höher auf 100.000.

Straßennetz London Ringways, Großbritannien

<p>Evening Standard/Hulton Archive/Getty Images</p>

Evening Standard/Hulton Archive/Getty Images

Im Jahr 1970 wurde unter dem Protest der Anwohner die Westway-Hochstraße (Bild), die ursprünglich nicht Teil der Ringautobahnen war, eröffnet. Die öffentliche Meinung war negativ und erschwerend kam hinzu, dass die Kosten inzwischen auf – nach heutigem Stand – über 27 Milliarden Euro geschätzt wurden. Letztendlich wurde das Ringways-Projekt 1973 aufgegeben.

Bahntunnel Ottawa Light Rail, Kanada

<p>Chris Roussakis/AFP via Getty Images</p>

Chris Roussakis/AFP via Getty Images

Ein unerwartetes Bodenloch sorgte für das Scheitern eines weiteren Tunnelprojekts, dieses Mal in der kanadischen Hauptstadt Ottawa. Im Jahr 2013 wurde dort der Bau einer 27 Kilometer langen Stadtbahnlinie in Angriff genommen, zu der auch Tunnel durch das Stadtzentrum gehören. Seitdem hat das Megaprojekt mit scheinbar endlosen Problemen zu kämpfen.

Die größte Katastrophe ereignete sich im Juni 2016, als ein großer Teil einer Hauptstraße im Stadtzentrum einbrach und ein riesiges Senkloch verursachte. Es kam zu einem Gasleck, die Stromversorgung wurde unterbrochen und alle umliegenden Geschäfte mussten evakuiert werden. Und das war nicht die letzte Panne ...

Bahntunnel Ottawa Light Rail, Kanada

<p>Transportation Safety Board of Canada</p>

Transportation Safety Board of Canada

Als die Linie 2019 mit einem Jahr Verspätung in Betrieb ging, mussten die Fahrgäste im ersten Jahr lange Verspätungen und mechanische Probleme in Kauf nehmen. Doch es kam noch schlimmer. Im August und September 2021 entgleisten gleich zwei Züge aufgrund von Problemen mit den Rädern. Anfang 2023 gab es Meldungen, dass die Risiken weiterhin bestehen.

Die Kosten für das Projekt werden auf neun Milliarden kanadische Dollar geschätzt, was heute ungefähr sieben Milliarden Euro entspricht.