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Diese Qualifikationen suchen die Dax-Konzerne wegen des Fachkräftemangels

Trotz des Stellenabbaus stellen viele Unternehmen weiter ein. Welche Konzerne wie viele Mitarbeiter suchen – und welche Qualifikationen gefragt sind.

Bayer erfindet sich seit Jahren neu: Aus dem Chemiekonzern ist nach vielen Abspaltungen und Übernahmen ein Pharma- und zugleich der weltgrößte Saatguthersteller geworden. Schon vor der Coronakrise hatte Bayer angekündigt, weltweit bis Ende 2021 gut 12.000 Stellen zu streichen, davon 4500 in Deutschland. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis mindestens 2025 ausgeschlossen.

Im Gegenzug sagte die Konzernleitung Investitionen von 1,5 bis zwei Milliarden Euro bis 2022 an ihren deutschen Standorten zu. Darüber hinaus soll die Hälfte der weltweit für Forschung und Entwicklung vorgesehenen Gelder auf Deutschland entfallen. Das Gesamtbudget liegt bei gut 23 Milliarden Euro.

Schwerpunkte sind neben der Digitalisierung die Künstliche Intelligenz und therapeutische Wirkstoffklassen. Dadurch sollen in Deutschland 150 neue Arbeitsplätze für hochqualifizierte Mitarbeiter entstehen. Aktuell hat Bayer insgesamt rund 300 offene Stellen in Deutschland ausgeschrieben. Gesucht werden unter anderem Automatisierungstechniker, Laboranten, Ingenieure und Elektroniker.

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Diese zu finden ist nicht leicht. Um den Konzern nach außen attraktiv zu machen, setzt Bayer auf Weiterbildungsmöglichkeiten vor allem in der Digitalisierung, auf flexible Arbeitszeiten und Verbesserungen der Vergütungsstruktur und Altersversorgung.

So wie Bayer bauen viele Unternehmen Personal ab, suchen aber gleichzeitig händeringend nach qualifizierten Mitarbeitern. BASF will mindestens 3000 Arbeitsplätze in Deutschland abbauen, hat aktuell aber knapp 400 offene Stellen zu besetzen, unter anderem für Instandhaltungstechniker und Ingenieure.

Der Zulieferer Continental plant den Abbau von 13.000 Stellen in Deutschland. Vor allem, weil künftig weniger Verbrennermotoren gebraucht werden. Gleichzeitig sucht Continental IT-Experten, Forscher und Entwickler sowie qualifizierte Mitarbeiter mit Expertise in Recht und Patente.

Selbst die Lufthansa, deren Geschäft angesichts der Pandemie besonders unter Druck ist, weil momentan viel weniger Menschen fliegen, sucht Mitarbeiter – etwa Juristen oder Fachkräfte mit Kenntnissen in IT und Software.

Der mit viel Euphorie gestartete Dax-Aufsteiger MTU streicht wegen des Einbruchs in der Luftfahrt mehr als 1000 Stellen. Dem Triebwerksbauer brechen angesichts der Kostensenkungen und Flottenstreichungen bei den Luftfahrtgesellschaften die Umsätze weg. Dennoch habe MTU nach Worten von Konzernchef Reiner Winkler „kein Interesse an betriebsbedingten Kündigungen oder Sozialplänen“. Auf diese Weise solle es gelingen, qualifizierte Mitarbeiter zu halten.

SAP gleicht seinen Abbau von rund 1000 Stellen in Deutschland, der schon vor der Coronakrise verkündet worden war, durch Investitionen in Berlin zumindest teilweise wieder aus. Europas größter Softwarehersteller investiert nahe dem Berliner Hauptbahnhof 200 Millionen Euro und mietet 30.000 Quadratmeter Fläche, um einen Campus zu errichten. Dort sollen rund 450 neue und insgesamt 1200 Mitarbeiter an Zukunftsprojekten forschen und programmieren.

Der Mangel an Fachkräften ist kein Phänomen einzelner Branchen. In fast allen Bereichen lag die Arbeitslosenquote von höherqualifizierten Arbeitskräften vor der Krise auf solch niedrigem Niveau, dass Volkswirte in weiten Teilen Deutschlands von Vollbeschäftigung sprachen. Somit dürften auch in den besonders stark getroffenen Sektoren viele Unternehmen versuchen, ihre Mitarbeiter zu halten.

Bahn könnte bis zu 25.000 Mitarbeiter einstellen

Der Mangel an qualifizierten Fachkräften und das damit einhergehend sinkende Produktivitätswachstum könnten nach Ansicht der staatlichen Förderbank KfW dazu führen, dass die deutsche Wirtschaft schon in 20 Jahren nicht mehr wächst. Verglichen mit dem Fachkräfteangebot von vor zehn Jahren, müssten schon heute zwei Drittel der Berufe als Mangelberufe eingestuft werden, meint KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.

Am Bau und in der Digitalisierung, aber auch in vielen medizinischen Berufen gebe es zu wenige Arbeitskräfte. In vielen Fällen dauere es in diesen Berufen mehr als 160 Tage, bis eine vakante Stelle besetzt werden könne, was 30 Prozent über dem Durchschnitt liege.

Wie eng Stellenabbau, Strukturwandel und ein sich Neu-Erfinden samt Einstellungen beieinanderliegen, belegt wohl kaum ein Konzern besser als Volkswagen. 30 Milliarden Euro fließen in den kommenden fünf Jahren in die Elektromobilität. Dazu gehört der komplette Umbau der Produktionsstruktur samt neuer Fertigungsstraßen.

Bereits Ende 2016 hat der Konzern beschlossen, 23.000 Stellen in Deutschland abzubauen – verbunden mit der Einschätzung, dass für die Herstellung von Elektroautos weniger Mitarbeiter benötigt werden. In den Folgejahren kamen weitere Abbauprogramme von mehreren Tausend Stellen hinzu. Im Gegenzug aber werden 9000 Stellen in den Bereichen Software und Digitalisierung neu geschaffen.

Auch das gibt es in wirtschaftlich tiefroten Corona-Zeiten: Im ersten Halbjahr hat die Deutsche Bahn eigenen Angaben zufolge rund 19.000 Bewerbern eine Stelle zugesagt. Damit sieht sie sich auf gutem Weg, das selbst gesteckte Ziel von 25.000 Neueinstellungen im laufenden Jahr zu erreichen. Das wären noch etwas mehr als die 24.000 vom letzten Jahr.

Vor allem in der Instandhaltung bleibt der Bedarf unverändert hoch. Abzüglich derjenigen, die Jahr für Jahr die Bahn verlassen, bleibt es 2020 wie schon im Jahr davor bei einem Aufbau von jeweils rund 8000 Mitarbeitern. Und das in Zeiten, in denen die Fahrgastzahlen zumindest vorübergehend eingebrochen sind und der Konzern Verluste bilanziert. An ihren Einstellungen will die Bahn trotzdem festhalten. Möglich macht dies der Bund. Als Eigentümer steuert er jedes Jahr Milliarden zu. Es dürften künftig eher mehr als weniger werden.