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Die große Rotation: Warum Meta und PayPal out und BP oder K+S in sind

Das Börsenjahr 2022 ist gerade mal sieben Wochen alt und doch fühlt es sich bereits weit fortgeschritten an. Wie selten in der jüngeren Vergangenheit teilt ein Favoritenwechsel die Aktienmärkte: Wachstumswerte brechen ein, die Old Economy ist zurück.

A 3D printed natural gas pipeline is placed in front of displayed BP logo in this illustration taken February 8, 2022. REUTERS/Dado Ruvic/Illustration
Öl steht wieder hoch im Kurs: BP legt an der Börse kräftig zu (Foto: REUTERS/Dado Ruvic/Illustration) (Dado Ruvic / reuters)

Der Blick in den Abgrund ist genau zwei Jahre her: Ende Februar 2020 war es, als die Weltbörsen begannen, die Ausmaße der beginnenden Corona-Pandemie einzupreisen. Die Folge: Vier bittere Wochen in Folge brachen die Kapitalmärkte so dramatisch ein wie nie zuvor. Fast 40 Prozent hatten Nasdaq und Dax bis Mitte / März eingebüßt – solche erdrutschartigen Verluste gab es in so kurzer Zeit noch nie in der Börsenhistorie.

Der Rest ist bekanntlich Geschichte: So schnell es nach unten ging, so schnell schossen die Kurse in der Folge in der sogenannten „V-förmigen Erholung“ wieder nach oben. Binnen wenigen Monaten waren die Verluste wieder ausgeglichen. Doch es blieb nicht dabei: Angetrieben von der größten Liquiditätsflut in der Wirtschaftsgeschichte kletterten Aktien rund um den Erdball immer höher.

Die große Rückabwicklung des Corona-Trades

Vor allem unter der Oberfläche der Leitindizes brodelte es. Sogenannte „Stay-at-Home-Aktien“, die von der in der Pandemie mehr zu Hause verbrachten Zeit überproportional profitieren, schossen in immer schwindelerregendere Höhen. Aus heutiger Sicht werden Kurszuwächse von 300, 400 oder 500 Prozent von Square, Snap, Etsy oder Peloton zwischen 2020 und 2021 als eine der größten Anomalien in die Börsenhistorie eingehen.

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Aus heutiger Sicht ist klar: Die Aktien hätten niemals dort stehen dürfen. Zwei Jahre später tun sie das auch nicht mehr, sondern weitgehend dort, wo sie vor dem Corona-Ausbruch notiert haben. Peloton, Zoom, Etsy, Shopify, aber auch hoch kapitalisierte Techunternehmen wie PayPal oder Meta erlebten nach dem Corona-Hoch eine bitterböse Landung in der neuen, alten Realität. Nach Kursverlusten von 50 Prozent und mehr ist für viele Highflyer aus der Techindustrie, aber auch Biotechbranche wie Biontech und Moderna aus dem V-förmigen-Aufstieg binnen wenigen Monaten ein M-förmiger Absturz zurück auf das Niveau von 2020 geworden.

Brutale Abstürze in jüngster Quartalssaison

Der Schock sitzt gerade bei jungen Anlegern tief, die in der Pandemie über Trading-Apps auf ihrem Smartphone erstmals den Weg an die Kapitalmärkte gefunden hatten – aus Tradern werden plötzlich Investoren, die erleben müssen, wie sich Gewinne in Verluste verwandeln, die man möglicherweise länger als erwartet mit sich herumschlepppt.

Billionen über Billionen Dollar und Euro wurden in den vergangenen drei Monaten vernichtet – vor allem die jüngste Quartalssaison war ein Beschleuniger des Abwärtstrends. Auch hoch kapitalisierte Internet- und Techunternehmen wie die Facebook-Mutter Meta, Streaming-Pionier Netflix oder Mobilbezahlpionier PayPal stürzten nach Bekanntgabe ihrer Zahlenwerke um 25 Prozent und mehr ab – und setzten ihren Abwärtstrend in der Folge ungebremst fort. Weitere Highflyer der vergangenen 24 Monate wie Shopify, Wayfair, Roku, Etsy oder Fiverr folgten, aber auch Big Tech in Form von Apple, Microsoft, Alphabet und Amazon notiert seit Jahresbeginn deutlich im Minus.

Sinneswandel der Notenbank befeuert Favoritenwechsel

Der Auslöser, der den Abverkauf der „Risk Assets“, zu denen auch Kryptowährungen zählen, seit Ende vergangenen Jahres befeuert, ist in der veränderten Notenbankpolitik zu sehen. Im Dezember verkündete die amerikanische Federal Reserve wegen des immer größeren Inflationsdrucks überraschend deutlich ihren Sinneswandel in der Geldpolitik – die Zinswende kommt schneller als erwartet. Auf bis zu sieben Zinsschritte müssen sich Anleger wohl allein in diesem Jahr einstellen – JP Morgan sieht Leitzinsanhebungen bei den nächsten neun Notenbanksitzungen.

Die Folge: Ein totaler Reset in der Anlagestrategie vieler Geldhäuser und Investmentbanken. Weil verzinste Anlagen plötzlich attraktiver werden, erleben völlig aus der Mode gekommene Branchen plötzlich ein bemerkenswertes Börsencomeback, während die alten Darlings seit Monaten fallen gelassen werden.

Old Economy plötzlich wieder gefragt

Tatsächlich gibt es auch im bislang so schwierigen Börsenjahr 2022, in dem Leitindizes dies- und jenseits des Atlantiks im Minus notieren, echte Gewinner, die gegen den Markttrend zulegen – und zwar kräftig. Besonders drei Sektoren haben sich im noch jungen Börsenjahr als Outperformer herauskristallisiert: Aktien aus den Branchen Energie, Versorger und Finanzen.

Tatsächlich ist der Favoritenwechsel an der Börse eklatant: So dramatisch Techaktien in den vergangenen drei Monaten an Wert eingebüßt haben, so stark haben die Anteilsscheine aus Traditionsindustrien an Wert zugelegt. Ein paar Beispiele: Seit Jahresbeginn liegen etwa die Aktien der Deutschen Bank und Commerzbank um 20 bis gar 30 Prozent in Front, während auch BP, Shell oder K+S ihre Aktionäre seit Januar mit Kurszuwächsen von 20 Prozent und mehr verwöhnt haben. Ganz recht, Rohstoffkonzerne und alteingesessene Banken sind plötzlich wieder sexy – und Fintechs und Solar-Startups Kursgift. An den großen Favoritenwechsel von 2022 werden sich viele Anleger erst einmal gewöhnen müssen…