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Nach Deutschlands WM-Aus geht alles zu Ende

Wo warst du bei der Mondlandung? Wo hast du 9/11 erlebt? Wo hat dich das historisch einmalige Vorrunden-Aus der deutschen Fußball-Nationalelf erwischt? Das sind so die Fragen und Orte, die sich einbrennen ins Gedächtnis wie übrigens nicht mal die Geburt der eigenen Kinder. Wo soll man da auch gewesen sein? Im Krankenhaus bei der Gattin.

Die drei anderen Antworten lauten im Fall von Herrn K.: noch nicht geboren; in einem marokkanischen Ferienklub; in der Lufthansa-Lounge des Düsseldorfer Flughafens. Sein Eurowings-Flieger hatte wie immer Verspätung und er also Zeit, den Untergang der Bundesrepublik mit anderen Geschäftsreisenden live zu erleben bei lauwarmen Frikadellen mit eiskaltem Kartoffelsalat.

Ein schwedisches Rentnerpaar freute sich still über das parallele 1:0, 2:0, 3:0 ihrer Mannschaft gegen Mexiko, das sie auf dem Smartphone ihrer Tochter mitverfolgten. Es war keine Schadenfreude, und die Schweden hatten ja auch keine Schuld. Den Deutschen hätte ein 1:0 gegen Südkorea (Nummer irgendwas-ganz-unten der Weltrangliste) gereicht, es wurde dann aber eben ein 0:2.

Und deshalb ist Herr K. am Ende zu den Schweden gegangen und hat sein schnell ergoogeltes Glückwunsch-Sprachwissen im diplomatischen Dienst eingesetzt: „Grattis till segern.“

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Es wird jetzt eh alles zu Ende gehen: Zuerst melden etliche Bierbike-Anbieter und Fanmeilen-Organisatoren Insolvenz an. Dann wird Adidas eine Gewinnwarnung rausgeben müssen. Jogi Löw wird seinen Job als Bundestrainer „zur Verfügung stellen“ (die restliche Laufzeit seines gerade erst verlängerten Vertrags per Einmalzahlung kassieren) und „den Weg freimachen für einen Neuanfang“. Oliver Bierhoff wird die völlig wertlos gewordenen Rechte an der Marke „La Mannschaft“ an einen auf Malta sitzenden weißrussischen Hedgefonds verkaufen.

Viele Fußballplätze bleiben künftig verwaist und werden in den nächsten Jahren peu à peu zu Bauland umgewidmet. Der trainingsfreie Nachwuchs wird fettleibig, die Zahl der Herz- und Gefäßerkrankungen steigt durch alle Altersgruppen hindurch rapide, was den Absturz des einstigen Export-Weltmeisters weiter beschleunigt.

Lethargie legt sich wie Mehltau übers Land, Autobahnen verrotten, selbst stolze Dax-Konzerne geraten in Schieflage und können nur durch Investoren aus China oder Südamerika am Leben erhalten werden.

Die EU-Kommission wird ein Rettungspaket schnüren. Der IWF fängt an, sich Sorgen zu machen. In der Außenhandelsbilanz ziehen Länder wie Senegal an Deutschland vorbei, aber auch die Türkei. Apropos: Die einstigen Nationalspieler Özil und Gündogan halten dem Druck nicht mehr stand und bitten in Ankara um politisches Asyl. Dabei zerfällt nicht nur das deutsche Bruttoinlandsprodukt, sondern auch die AfD. Es will ja kaum noch ein Flüchtling nach Deutschland.

In diesem Augenblick wacht Herr K. schweißnass auf, schaut zu seiner Frau rüber, ruckelt sie wach und keucht: „Du glaubst nicht, was ich gerade geträumt habe: Deutschland ist in der Vorrunde ausgeschieden. Verrückt, oder? ... Oder?“

Als Herr K. Abitur machte, waren Computer noch etwas für die komischen Typen aus der Informatik AG. Damals kriegten die kein Mädchen ab, heute kontrollieren sie Hidden Champions im Bereich Business Solutions mit Standorten auf drei Kontinenten. Es gab noch keine Smartphones, kein Internet, keine Generation Y, nur Kassettenrecorder, Wählscheibentelefone und sogar die DDR. Patchwork war allenfalls Omas Auslegeware. Herr K. ist – beruflich wie privat – bisweilen irritiert von dieser sich rasant verändernden Welt, will sich aber nichts anmerken lassen. Er ist jetzt in einem Alter, in dem es um letzte Fragen geht: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Und wie viel Bonusmeilen gibt’s auf dem Weg dorthin? Diese Kolumne will die Antworten liefern.

Anregungen für Herrn K. bitte an: herr.k@handelsblatt.com oder folgen Sie Herrn K. auf Twitter: @herrnK