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Deutsche Wirtschaft rüstet sich gegen Coronavirus-Ausbruch in Europa

Adidas, SAP und andere Firmen verbieten Reisen nach Norditalien und schicken Mitarbeiter ins Homeoffice. Die Folgen des Virus treffen die Wirtschaft immer schwerer.

Die Hoffnung, die Ausbreitung des Coronavirus in Europa zu verhindern, haben sich in dieser Woche zerschlagen. Sowohl Italien, Österreich als auch Kroatien meldeten nahezu gleichzeitig neue Infektionen. Auch in Deutschland breitet sich das Virus weiter aus. Zwei neue Fälle wurden am Dienstagabend bekannt – einer in Baden-Württemberg, einer in Nordrhein-Westfalen. Kindergärten und Schulen wurden geschlossen.

Die Folgen der Epidemie treffen zunehmend auch deutsche Unternehmen: Mitarbeiter, die sich zuletzt in den betroffenen Gebieten aufgehalten haben, müssen zu Hause bleiben. Firmen fürchten zudem tiefgreifende Störungen in den Lieferketten, wenn sich das Virus in Europa weiter ausbreitet.

Im Ausland haben viele Unternehmen bereits entsprechende Erfahrungen gemacht. Wie Siemens, Continental und Adidas waren zahlreiche andere Firmen von Produktionsausfällen vor allem an chinesischen Standorten betroffen. Jetzt könnten sich die wirtschaftlichen Schäden auf europäische Betriebe ausweiten.

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So bleiben etwa zwei Werke des Autodesign-Studios Italdesign Giuiaro in Turin seit Montag geschlossen. Ein Mitarbeiter der VW-Tochter hatte sich mit dem Virus infiziert. Seither versucht das Unternehmen herauszufinden, mit welchen weiteren Beschäftigten der Mann zuletzt Kontakt hatte.

„Unsere Priorität ist die Gesundheit unserer Mitarbeiter, Familien und der Gesellschaft, in der wir uns bewegen“, erklärte Italdesign-Chef Jörg Astalosch. „Wir nehmen uns der Situation in Zusammenarbeit mit den Behörden an“, sagte der Manager. „Wir werden bald zur Normalität zurückkehren und stärker sein als jemals zuvor.“

Astaloschs aufmunternde Worte können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Coronavirus mehr und mehr zur Belastung für europäische Unternehmen wird. Mit Reisebeschränkungen und Standortschließungen versuchen die Unternehmen, ihre Belegschaften zu schützen.

Dabei gehen die Firmen mit den betroffenen Regionen in Europa ähnlich um wie nach dem ersten Ausbruch mit China. So hat etwa der Sportartikelhersteller Adidas seine für die Volksrepublik China geltenden Reisebeschränkungen auf Norditalien ausgedehnt. Wer dorthin reisen will, braucht ab sofort eine Ausnahmegenehmigung.

Das ist aber noch nicht alles: „Darüber hinaus haben wir weiterhin Hygienemaßnahmen an unseren Standorten verstärkt und eine entsprechende Empfehlung an unsere Mitarbeiter ausgesprochen. Wir werden die Situation weiterhin aufmerksam beobachten“, sagte eine Sprecherin. Adidas setze die jeweils geltenden lokalen, behördlichen Vorgaben um. Das Unternehmen behalte sich vor, „weitere Maßnahmen zu ergreifen, sofern erforderlich“.

Auch die Deutsche Telekom rät ihren Mitarbeitern mittlerweile von Reisen nach Italien ab. Es gebe Notfallpläne, wie man Mitarbeiter und kritische Infrastruktur im Fall einer Verbreitung der Pandemie in Deutschland schütze, teilte das Unternehmen mit. „Unser Konzernlagezentrum und der betriebsärztliche Dienst beobachten die aktuelle Situation kontinuierlich und orientieren sich unter anderem an den Empfehlungen der WHO und des Robert-Koch-Instituts“, so ein Sprecher.

Der Detmolder Elektrotechnik-Hersteller Weidmüller hat bereits vor einigen Wochen einen Krisenstab eingerichtet, welcher die Entwicklung der Lage weltweit überprüft. „Aufgrund der aktuellen Entwicklung hinsichtlich des Coronavirus in Italien haben wir uns dazu entschieden, einen Reisestopp auszusprechen“, sagte eine Sprecherin. „Wir richten uns dabei nach den aktuellen Empfehlungen des Auswärtigen Amtes.“

Das Familienunternehmen trifft bereits Vorkehrungen, sollte sich das Virus in Europa weiter ausbreiten. „Ob es zu einem ähnlich großen Ausbruch der Corona-Epidemie in Europa kommen wird, schließen wir zum derzeitigen Zeitpunkt nicht aus“, heißt es bei Weidmüller. „Aktuell sehen wir zwar noch keine Anzeichen oder Folgen des Coronavirus in Deutschland, wollen aber vorbereitet sein, falls es zu einer Ausbreitung in Deutschland kommt.“

Reisebeschränkungen und Zwangsurlaub

Für Mitarbeiter, die sich zuletzt in den betroffenen italienischen Regionen aufgehalten haben, kann der Ausbruch des Virus auch zwangsweise Homeoffice bedeuten. So teilte der Softwarehersteller SAP mit, dass er Mitarbeiter, die sich in den betroffenen Gegenden aufgehalten haben, mindestens 14 Tage von zu Hause aus arbeiten und bei Krankheitssymptomen zum Arzt gehen sollten. Regelmäßige Bürodesinfektionen gehörten seit einigen Wochen ohnehin zum Standardprogramm, sagte ein Sprecher.

In Italien selbst halten die Firmen ihre Mitarbeiter dazu an, nach Möglichkeit von zu Hause aus zu arbeiten. So erklärte ein SAP-Sprecher, bei Bedarf könnten die Kolleginnen und Kollegen in Italien virtuell zusammenarbeiten oder sich im Homeoffice aufhalten. „Die Richtlinien der Gesundheitsbehörden lassen sich von uns leicht einhalten.“ Die Auswirkungen auf das Geschäft schätzt SAP daher als gering ein.

Auch der Konsumgüterhersteller Henkel empfiehlt seinen Mitarbeitern, verstärkt von zu Hause aus zu arbeiten. Der Konzern hat seine Firmenzentrale in Mailand und produziert in Italien in mehreren Werken Waschmittel und Klebstoffe. Bislang sei die dortigen Produktion aber ebenso wenig von der Epidemie betroffen wie die Henkel-Produktion in China, teilte ein Sprecher mit. Anders als Adidas und SAP hat Henkel bislang keine Reisewarnung ausgesprochen.

Ebenso hält es der Konsumgüterhersteller Beiersdorf, der zwar für China eine Reisesperre ausgesprochen hat, aber Dienstreisen nach Norditalien und Korea „bei dringender Notwendigkeit“ noch genehmigt, so eine Sprecherin. „Unsere lokalen Teams in allen betroffenen Regionen schätzen die Lage tagesaktuell ein und treffen die erforderlichen Maßnahmen.“ Einen Krankheitsfall gab es bei Beiersdorf bislang nicht.


Continental trifft Vorsichtsmaßnahmen

Noch völlig unklar ist, was passiert, wenn sich das Virus in Italien weiter ausbreitet. So ist neben der VW-Tochter Italdesign zum Beispiel auch der Autozulieferer Continental mit sechs Werken in Norditalien vertreten. Eines davon liegt in Padua. Keine 50 Kilometer davon entfernt verstarb in der Gemeinde Vo‘ in Venetien ein 78-Jähriger offenbar an den Folgen des Coronavirus.

Der Mann soll mehr als zehn weitere Menschen in seinem Umfeld infiziert haben. Welche Auswirkungen das für das Continental-Werk in Padua hat, wollte der Konzern nicht kommentieren. Der Dax-Konzern veröffentlicht kommende Woche seine Jahreszahlen und befindet sich derzeit in einer sogenannten Quiet Period.

Allerdings hat der Zulieferer bereits einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen. So müssen Reisen nach China, wo die Produktion seit dem 10. Februar wieder anläuft, vom jeweiligen Vorgesetzten genehmigt werden. Weiter heißt es vom Konzern: „Wir unterstützen unsere Standorte, zum Beispiel mit der Lieferung von geeigneter persönlicher Schutzausrüstung für unsere Mitarbeiter.“

Gleichzeitig werde fortlaufend die Lieferfähigkeit überprüft, erklärte das Unternehmen. Continental stehe in engem Austausch mit Zulieferern und Kunden, um potenzielle Einschränkungen der Lieferkette so gering wie möglich zu halten.

Die wirtschaftlichen Folgen des Ausbruchs seien derzeit noch schwer abzuschätzen, heißt es auch beim Elektrotechnik-Konzern Weidmüller. „Viel wird sicher davon abhängen, wie lange uns Corona ‚in Atem halten wird‘“, so eine Sprecherin. „Wir rechnen derzeit damit, dass nach der Überwindung eine starke Nachfrage einsetzt, welche möglicherweise umsatzschwächere Monate kompensieren kann.“

Wie es sich anfühlt, wenn infolge des Virus die eigene Produktion still steht, musste der bayerische Autozulieferer Webasto schon vor einigen Wochen erfahren. Das Unternehmen war eines der ersten, deren Mitarbeiter sich mit dem Virus infiziert hatten. Die Zentrale in Gauting hatte die Firma in der Folge für zwei Wochen schließen müssen. Mittlerweile haben die ersten Patienten die Arbeit wieder aufgenommen.

Auch in China, wo das Virus als erstes ausbrach, laufen die ersten Werke wieder an. Schon vor zwei Wochen habe man die Produktion in China schrittweise wieder aufgenommen, teilte auf Anfrage der Autohersteller Daimler mit. „Die Lieferkette ist aktuell gesichert“, sagte ein Sprecher. „Nicht zwingend notwendige Geschäftsreisen“ in die Volksrepublik seien allerdings noch bis zum 29. Februar ausgesetzt.

René Vorspohl, Sprecher des Verbands Deutsches Reisemanagement, weiß von mehreren Unternehmen, dass diese es ähnlich halten. „Das gilt vor allem für Rückkehrer aus den vom Coronavirus befallenen Risikogebieten“, sagte Vorspohl. Hinzu komme bei den meisten von ihnen nun eine umfangreiche betriebsärztliche Untersuchung.

Auf die erhöhte Ansteckungsgefahr südlich der Alpen, die in den vergangenen Tagen bereits elf Todesopfer forderte, haben die Unternehmen schnell reagiert. Das jedenfalls folgert der Geschäftsreiseverband aus den Rückmeldungen seiner Mitglieder.

„Zahlreiche Veranstaltungen und Messen in Italien dürfen nun nicht mehr besucht werden“, berichtet Vorspohl, „einige Firmen haben ihren Mitarbeiter sogar Reisen nach Italien vorläufig untersagt, darunter auch Großkonzerne.“ Das gelte vor allem für die betroffenen Regionen Venetien und Lombardei, teilweise für das gesamte Land.

Für unvermeidbare Reisen haben inzwischen viele ein „Reise-Kit“ zusammengestellt, das sie ihren Mitarbeitern mit auf den Weg geben. Es enthält neben Mundschutz und Desinfektionsmitteln auch Hinweise auf spezielle Hygienemaßnahmen, um einer Ansteckung zu entkommen.

Auch bei der Tourismusmesse ITB in Berlin, die in der kommenden Woche startet, setzt man auf verstärkte Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen. Man sei in enger Absprache mit dem Robert-Koch-Institut, heißt es bei der Messeleitung. Ähnlich hält es die Hannover Messe, die im April stattfindet. Für eine abschließende Bewertung sei es aber noch zu früh, hatte Messechef Jochen Köckler vor einigen Tagen erklärt.

An eine Absage denkt man auch bei der ITB in Berlin noch nicht. Bislang hätten lediglich sechs Aussteller aus China in den Messehallen storniert, der chinesische Stand selbst werde von deutschen Mitarbeitern des chinesischen Fremdenverkehrsamts betreut.

Um die Sicherheit zu erhöhen, verschärft die ITB auf Anweisung der Gesundheitsbehörden allerdings ihre Vorkehrungen gegen das Coronavirus. Menschen, die innerhalb der letzten 14 Tage in den Risikogebieten in China, Iran, Italien oder Südkorea waren, Kontakt zu einer mit dem Coronavirus infizierten Person hatten oder Symptome wie Fieber oder Husten haben, erhalten keinen Zutritt zum Messegelände, teilte die ITB am Mittwoch mit.

In Italien selbst fürchten die Touristik-Verantwortlichen nach dem jüngsten Coronavirus-Ausbruch deutliche Einbrüche. Betroffen scheint nicht nur der Touristenmagnet Venedig, wo der Karneval vorzeitig abgebrochen wurde, sondern ebenso die Urlaubsregion Südtirol. Von „Stornierungen im Minutentakt“ berichtete der Bozener Tourismus-Landesrat Arnold Schuler bereits am Montag dem „Dolomiten-Tagblatt“.

Nach dem vorübergehenden Stopp des Zugverkehrs über den Brenner nach Italien durch die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) stellt sich die Frage, wie Verkehrsunternehmen generell auf eine mögliche Ausweitung der Corona-Welle reagieren. Weder Staatsbahnen noch lokale Unternehmen könnten allerdings eigenständig darüber entscheiden. Die ÖBB hatte beispielsweise auf Anweisung des Wiener Innenministeriums den Betrieb unterbrochen.

Brennerstrecke wieder frei

Zwei Fahrgäste eine Intercity aus Italien waren am Sonntagabend in den Verdacht einer Infektion geraten. Das erwies sich jedoch als Fehlalarm. Die Brennerstrecke, eine der wichtigsten Eisenbahnverbindungen zwischen Nord- und Südeuropa ist wieder frei.

Die Deutsche Bahn gibt sich auf Nachfrage eher verschlossen. „Die DB AG steht zur Bewertung der Entwicklungen zum Corona-Virus in ständigem Austausch mit den relevanten Gesundheitsorganisationen und -behörden. Die Entscheidung über Maßnahmen zur Eindämmung des Virus obliegt den Behörden.“ Mehr ist nicht zu erfahren, auch nicht, welche Behörden überhaupt Maßnahmen anordnen könnten. Formal ist das Bundesinnenministerium in Zusammenarbeit mit dem RKI, Gesundheitsministerium, Verteidigung und regionalen Gesundheitsbehörden dafür zuständig.

Auch die kommunalen Verkehrsbetriebe, die täglich Millionen Fahrgäste im Nahverkehr befördern, müssen sich mit den örtlichen Krisenstäben abstimmen, heißt es beim Branchenverband VDV. Allerdings haben die Unternehmen seit gut zehn Jahren einen internen Notfallplan in der Schublade, der vor allem Fragen beantwortet, wie sich die Mitarbeiter in einem Krisenfall verhalten sollen. „Influenza – Pandemieplanung in Verkehrsunternehmen“ lautet der Titel des Papiers, das während der Ausbreitung der Schweinegrippe im Sommer 2009 als Leitfaden formuliert wurde.

In dem Papier wird nicht nur die Einrichtung eines eigenen Krisenstabs empfohlen, sondern auch die Einschränkung aller Aktivitäten auf das Wesentliche. „Die beste Vermeidung einer Infektion ist das Einschränken von Sozialkontakten. Vor diesem Hintergrund sollten alle Tätigkeiten im Unternehmen auf ihre Rolle als Schlüssel-funktion, die zur Aufrechterhaltung des Dienstgeschäftes unbedingt notwendig ist“, heißt es beispielsweise. Fahrer sollen mit „Mund-Nasen-Schutz gemäß DIN EN 149“ ausgestattet, Desinfektionsmittel für alle Mitarbeiter bereitgestellt werden.

Andere Hinweise zielen auf den Ablauf des Tagesbetriebes und reichen von einer möglichen Schließung der Kantinen über Ein- und Ausstieg nur durch die hinteren Türen von Bussen und Bahnen oder „fahrgastfreie Schutzzonen“ hinter den Fahrern gekennzeichnet „mit Flatterband“.

Die Flughäfen in Deutschland fühlen sich gut gerüstet, auch wenn das Coronavirus vom Status einer Epidemie in den einer Pandemie übergehen sollte. Man verweist auf vorbereitete Maßnahmen. „Dass die Prozessketten zuverlässig funktionieren, haben die Flughäfen bewiesen, etwa 2003 bei SARS, 2006 bei einem Fall von Lassafieber oder 2009 im Zuge der Ausbreitung der Schweinegrippe“, sagt Ralph Beisel, der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV.

Dabei mag den einen oder anderen Reisenden irritieren, dass an deutschen Flughäfen bisher kein Fieber gemessen wird. Doch das ist eine bewusste Entscheidung. Grundsätzlich sind für solche Maßnahmen an den Flughäfen die Gesundheitsbehörden der jeweiligen Bundesländer zuständig. Die sehen den Nutzen von Fieberchecks aber eher skeptisch, heißt es beim ADV.

Denn zum einen seien solche Prüfungen vielfach wirkungslos, da die Inkubationszeit zwei Wochen wenn nicht sogar noch länger sei. Sprich: Auch Fluggäste, die keine erhöhte Körpertemperatur haben, können das Virus in sich tragen und weiterverbreiten. Zum anderen treffen an einem Flughafen die Menschen aus allen Richtungen ein, gerade wegen der weltweiten Umsteigeströme. Hier dann bei Verdachtsfällen die weiteren Kontakte der Person zurückzuverfolgen, sei fast hoffnungslos.

Deshalb halten die Behörden die im Luftverkehr bisher ergriffenen Maßnahmen weiterhin für angemessen. Dazu gehört etwa die Pflicht der Fluggäste, eine Selbstauskunft über die bisherigen und künftigen Reisepläne auszufüllen. Damit könne man im Fall einer Erkrankung schnell die Kette der weiteren Kontakte dieser Person identifizieren.

Hat die Crew in einem Flugzeug den Verdacht, ein Erkrankter befindet sich an Bord, wird das sofort den zuständigen Behörden gemeldet. Das Flugzeug wird dann gegebenenfalls zu einem ausgewählten Flughafen umgeleitet, an dem die erforderlichen medizinischen Kapazitäten bereitstehen. Das sind in Deutschland die Flughäfen Berlin Brandenburg, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg und München.

Zusätzlich gibt es an allen Flughäfen Notfallpläne für den Umgang mit gefährlichen Infektionen – und das bereits seit Jahren. Daneben werden an den Flughäfen öffentliche Einrichtungen wie etwa die Toiletten besonders intensiv gereinigt.

Die Fluggesellschaften indes ziehen aus den wirtschaftlichen Schäden bereits erste Konsequenzen. So kündigte Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister am Dienstag im Gespräch mit dem Handelsblatt massive Gegenmaßnahmen an, um die wirtschaftlichen Folgen der Epidemie einzudämmen. „Aktuell überprüfen wir zum Beispiel bei der Kernmarke Lufthansa alle geplanten Neubesetzungen von offenen Stellen. Möglicherweise müssen diese ausgesetzt oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden“, so der Manager, der im Konzernvorstand für alle Passagier-Gesellschaften der Gruppe zuständig ist.

Zudem wolle man mit erweiterten Angeboten für unbezahlten Urlaub und Teilzeit weitere Kosten sparen. „Wir werden außerdem auch nicht verhindern können, einzelne Projekte zu streichen und in der Verwaltung bei den Ausgaben zu sparen. Keine leichtfertigen Entscheidungen, aber leider unverzichtbar“, sagte Hohmeister.