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Deutsche Unternehmen hoffen auf neuen Boom in Afrika

Mittwoch dieser Woche bricht Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einer Wirtschaftsdelegation zu einer dreitägigen Reise nach Westafrika auf. Senegal, Ghana und Nigeria stehen auf dem Programm. Mit dabei: Heinz-Walter Große, Vorstandsvorsitzender des Medizintechnikunternehmens B. Braun aus dem nordhessischen Melsungen, das bereits seit 60 Jahren in Afrika aktiv ist. Große ist zugleich Präsident der Subsahara-Afrika-Initiative der Deutschen Wirtschaft, die sich für eine Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und den Ländern Subsahara-Afrikas einsetzt.

B.-Braun-Chef Große ist überzeugt, dass Afrika für deutsche Unternehmen ein bedeutender Markt werden wird. Doch dazu müssten die Firmen mehr auf dem Kontinent produzieren, fordert er im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Man kann in Afrika nicht nur handeln, man muss auch investieren“, sagt Große.

Tatsächlich haben sich die Investitionen deutscher Firmen bisher meist auf Südafrika konzentriert. Größere Produktionsstätten in anderen Ländern südlich der Sahara gibt es wenige. Das Hamburger Konsumgüterunternehmen Beiersdorf etwa betreibt seit Langem eine Produktion in Kenia, wo das Unternehmen 1982 seine erste afrikanische Tochtergesellschaft gründete. Neben der Produktion in Nairobi wurde vergangenes Jahr eine weitere im nigerianischen Lagos in Betrieb genommen. Insgesamt beschäftigt Beiersdorf in Afrika 300 Mitarbeiter.

Das Ulmer Familienunternehmen Schwenk Zement baute 2011 in Namibia eine Zementfabrik, die direkt und indirekt mehr als 2000 Arbeitsplätze entstehen ließ. Volkswagen wiederum hat vor zwei Monaten eine Autoproduktion in Ruanda gestartet und will bis zu 1000 Arbeitsplätze schaffen. B. Braun kauft gerade eine weitere Produktionsstätte in Kenia, um sie auszubauen. Die Familienfirma beschäftigt knapp 1 000 Mitarbeiter in Afrika.

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Hohe Wachstumsraten locken

Wirtschaftsexperten trauen dem südlichen Kontinent in den nächsten Jahren deutlich stärkere Wachstumsraten zu als anderen Volkswirtschaften der Welt. Länder wie Senegal oder Ghana im Westen oder Äthiopien und Ruanda im Osten sollen in diesem Jahr laut Internationalem Währungsfonds (IWF) um knapp sieben bis neun Prozent wachsen. Das könnte auch mehr Unternehmen bewegen, sich in Afrika zu engagieren.

Christian Lindfeld, Afrika-Experte des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG, sieht gerade Familienunternehmen als gut gerüstet dafür, einen Markteintritt in Afrika erfolgreich zu gestalten. „Familienunternehmen bringen in der Regel die Geduld mit, Investitionen und Geschäftsbeziehungen über einen längeren Zeitraum aufzubauen, da sie das Denken in Generationen gewohnt sind.

Zudem sind sie oft auf spezifische Innovationen und Produkte ausgerichtet und haben gelernt, diese bei Bedarf schnell anzupassen und zum Markterfolg zu führen“, sagt er. Gleichzeitig liege ihnen die gesellschaftliche und regionale Entwicklung am Herzen, was für die Akzeptanz und die Integration in Afrika essenziell sei.

Auch bei dem Thema Ausbildung und Fachkräftemangel könnten Familienunternehmen einen wichtigen Beitrag leisten – mit ihrer Erfahrung beim Thema duale Ausbildung, „Training on the Job“ oder dem Berufsschulkonzept, so der Berater. Das Baustoffunternehmen Knauf etwa baut gerade zusammen mit der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft acht Schulungszentren für Trockenbau in sechs afrikanischen Ländern auf. Weil die Wirtschaft wächst, wächst auch der Bausektor.

„Afrika ist für Knauf eine Region von strategischem Interesse für die kommenden Jahre“, sagte Alexander Knauf, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, bei der Bekanntgabe der Initiative im Juli. 2,8 Millionen Euro gibt seine Firma für das

Projekt, 2,3 Millionen Euro kommen aus einem Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Auch B. Braun ist in einer Berufsbildungsinitiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit engagiert, die junge Afrikaner in vorwiegend technischen Berufen ausbildet. Außerdem schult das Unternehmen Pflegekräfte in Infusionstherapie und errichtet mit anderen Industriepartnern und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Kenia und Senegal einen Studiengang für angewandte Medizintechnik. Die Absolventen sollen später in den lokalen Krankenhäusern dafür sorgen, dass wichtige medizintechnische Geräte zur Verfügung stehen und einwandfrei funktionieren.

Nicht zuletzt wird afrikanischer Führungsnachwuchs von zahlreichen deutschen Firmen gefördert. In der 2008 gestarteten Initiative „Afrika kommt“ haben Dax-Konzerne und Familienunternehmen rund 156 afrikanische Nachwuchsführungskräfte auch in Deutschland trainiert.

Afrika ist für deutsche Unternehmen zudem als Impulsgeber für neuartige Geschäftsideen interessant. In vielen Universitätsstädten entwickelt sich dort eine Start-up-Szene, die Bevölkerung ist digital- und technikaffin. „Afrika entwickelt sich in vielen Märkten schneller als die tradierte westliche Welt, weil die Bevölkerung aufgrund des steigenden Bedarfs und der fehlenden Infrastruktur Technologiestufen überspringt, um voranzukommen“, sagt KPMG-Berater Lindfeld.

Das Auslassen der Festnetztelefonie und die große Verbreitung des Mobiltelefons seien beispielhaft für die Entwicklung. „Hier entstehen spannende Märkte: mobiler Handel, mobiles Bezahlen und telemedizinische Angebote“, zählt Lindfeld auf.

Ruanda als Blaupause

Volkswagen macht sich das zunutze: Der Konzern errichtet in Ruanda eine lokale Autoproduktion und plant, Mobilitätsdienstleistungen für Unternehmen und die Bevölkerung anzubieten. Per Smartphone können Carsharing-Angebote und später auch Mitfahrgelegenheiten („Ride Hailing“) gebucht werden. „Ruanda kann zu einer Blaupause für andere aufstrebende Länder in Afrika und weltweit werden“, sagte Thomas Schäfer, CEO der Volkswagen Group South Africa, beim Startschuss des Projekts in Kigali.

Auch der Kasseler Düngemittelkonzern K+S setzt bei seinem Projekt in Uganda auf die Verbreitung des Smartphones. Das Unternehmen will für die Bauern in Uganda eine digitale Handelsplattform aufbauen. K+S hat im Rahmen eines Hilfsprojekts seit 2013 mehr als 92.000 Bauern geschult, wie sie mit besseren Techniken höhere Ernteerträge aus ihren teils kleinen Parzellen holen können.

Über die Handelsplattform, die K+S zusammen mit lokalen Partnern aufbaut, können die Landwirte nicht nur die individuell benötigen Düngemittelmengen bestellen, sondern auch ihre Produkte verkaufen.

„Selbstverständlich geht es uns bei diesem Projekt auch darum, wirtschaftlich erfolgreich zu sein“, sagt K+S-CEO Burkhard Lohr. „Gleichzeitig ist es aber auch Hilfe zur Selbsthilfe und aus meiner Sicht ein Ansatz, den Menschen vor Ort Perspektiven im eigenen Land aufzuzeigen.“