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Deutsche Bank will mit neuer Sparte 100 Millionen Euro sparen

Die Bündelung von Wealthmanagement und internationalem Privatkundengeschäft erlaubt Kostensenkungen. Auch in der Firmenkundensparte fallen Jobs weg.

Die Deutsche Bank erhöht ihre Sparbemühungen. Das Institut peilt nach Informationen des Handelsblatts durch die Zusammenlegung seines internationalen Privatkundengeschäfts mit dem Wealthmanagement zusätzliche Einsparungen von 100 Millionen Euro an. „Dabei geht es um zusätzliche Kostensenkungen, die über die Einsparungen hinausgehen, die am Investorentag im Dezember angekündigt wurden“, sagte eine mit dem Sachverhalt vertraute Person. Eine Sprecherin des Instituts wollte sich dazu nicht äußern.

Vorstandschef Christian Sewing hatte bei der Präsentation der Zahlen für das erste Quartal angedeutet, dass das Institut an zusätzlichen Kostensenkungen arbeitet, dabei aber keine Details genannt. Kostendisziplin ist für das Institut wichtiger denn je. Schließlich hält der Vorstand hartnäckig an den mittelfristigen Ertrags- und Renditezielen fest, die bis 2022 erreicht werden sollen. Die Coronakrise hat diese Aufgabe nicht einfacher gemacht.

Die Bündelungen im Privatkundengeschäft sind nun der erste Baustein für zusätzliche Kostenmaßnahmen. Die Bank hatte am Mittwoch angekündigt, aus ihrem Privatkundengeschäft in Italien, Spanien, Belgien und Indien sowie aus ihrer globalen Sparte für vermögende Kunden eine neue Einheit zu formen. Der bisherige Chef des Wealthmanagements, Claudio de Sanctis, hat die Leitung der Einheit „Internationale Privatkundenbank“ übernommen. De Sanctis erhielt außerdem die Verantwortung für die regionale Führungsstruktur der Bank in Europa, im Nahen Osten und in Afrika.

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Durch die Zusammenlegung fußt die von Karl von Rohr geführte Privatkundensparte nun auf zwei etwa gleich große Säulen, dem Deutschlandgeschäft sowie der neuen Sparte.

De Sanctis hat jetzt die Aufgabe, weitere Einsparmöglichkeiten im Umfang von 100 Millionen Euro zu finden. Durch die Zusammenlegung von Wealthmanagement, internationalem Privatkundengeschäft sowie der Verantwortung für die Führungsebenen in den europäischen Standorten ließen sich viele Doppelfunktionen in der Führungsstruktur sowie bei den Infrastrukturfunktionen abbauen, hieß es in Finanzkreisen. Das gelte auch für höherrangige Managementstellen.

340 Jobs weniger in Unternehmenssparte

Bereits umgesetzt werden Einsparungen in der von Stefan Hoops geführten Unternehmensbank. Dort hat die Bank vor Kurzem mit den Arbeitnehmervertretern einen Interessensausgleich geschlossen, durch den Insidern zufolge in Deutschland rund 340 von rund 4000 Stellen wegfallen. Der Jobabbau ist Teil der Kostenmaßnahmen, die die Bank am Investorentag bereits angekündigt hat. Ein Sprecher der Bank bestätigte den Interessenausgleich, wollte sich zu der Zahl der wegfallenden Arbeitsplätze aber nicht äußern.

Finanzkreisen zufolge sollen in erster Linie kundenferne Jobs gestrichen werden, also Stellen bei der Verarbeitung von Aufträgen oder in der Verwaltung. Allerdings gebe es auch im Vertrieb Veränderungen. Auslöser für den Stellenabbau ist die Integration des Postbank-Firmenkundengeschäfts in die Sparte, die im September angekündigt wurde. „Seit Mitte Mai haben wir unser Geschäft in einer gemeinsamen Rechtseinheit zusammengeführt“, heißt es in einem internen Memo von Deutschlandchef Stefan Bender, das dem Handelsblatt vorliegt. „Dadurch reduzieren wir die Komplexität deutlich und vereinfachen Prozesse.“

Die Unternehmensbank ist das Herzstück der Strategie von Vorstandschef Sewing. Allerdings hat der Geschäftsbereich mit den Niedrigzinsen zu kämpfen und muss wegen der Rezession mit einer steigenden Zahl an Kreditausfällen rechnen. Die Coronakrise eröffnet der Sparte aber auch die Chance, ihr Kreditgeschäft auszubauen.

Außerdem plant die Bank Finanzkreisen zufolge ein neues Preis- und Servicemodell. Kunden müssen künftig zwischen einer Individualbetreuung und einer Gruppenbetreuung wählen.

Bei der Individualbetreuung haben Kunden einen eigenen Berater, bei der Teambetreuung ist ein Callcenter für ihre Anliegen zuständig. Die Unterschiede im Service schlagen sich auch in unterschiedlichen Preisen nieder. Wem die „Service Light“-Version genügt, etwa weil er nur simple Produkte wie einen Dispokredit nutzt, zahlt weniger. Das dürfte etwa für viele der kleineren Firmenkunden der Postbank gelten.

„Wir haben während der Corona-Zeit gesehen, wie wichtig gerade Service für Unternehmen ist“, sagte ein Sprecher des Instituts. Die Bank lege „den Schwerpunkt auf Service“ und wolle ihren Marktanteil in Deutschland ausbauen.

Gedankenspiele über neue Filialkonzepte

Auch im deutschen Privatkundengeschäft lotet das Institut weitere Einsparungen aus. Im Management gebe es Gedankenspiele, das Filialnetz von Deutscher Bank und Postbank zu optimieren, hieß es in Finanzkreisen. Es gebe Überlegungen, langfristig einzelne Standorte der Marke Postbank und Deutsche Bank zusammenzulegen. Denkbar seien etwa „Shop-in-Shop“-Konzepte, bei denen etwa in einem größeren Postbank-Gebäude auch eine Anlaufstelle des Private Banking der Deutschen Bank zu finden ist. Die Deutsche Bank wollte das nicht kommentieren.

Bislang experimentiert die Deutsche Bank in zwei Pilotprojekten nur mit gemeinsamen Selbstbedienungsbereichen von Postbank und Deutscher Bank. Pilotprojekte für gemeinsame Filialen gibt es dagegen nicht. Bei den Überlegungen handle es sich Insidern zufolge um erste Gedankenspiele. Konkrete Zahlen oder Projektgruppen dazu gebe es noch nicht. Dennoch sind allein solche Gedankenspiele etwas Neues. Lange dominierte in Deutschlands größtem Geldhaus nämlich die Ansicht, Kunden von Deutscher Bank und Postbank würden gemeinsame Zweigstellen nicht akzeptieren. Kundenbefragungen in jüngerer Zeit haben Finanzkreisen zufolge jedoch ergeben, dass viele für solche Konzepte offener sind als gedacht.

Voraussetzung für eine Zusammenlegung von Zweigstellen beider Marken ist eine IT-Umstellung, die bis Mitte 2022 abgeschlossen sein soll. Daher lassen sich solche Konzepte wohl frühestens in zwei Jahren realisieren. Privatkundenchef Manfred Knof werden sie bei seinem Ziel, bis Ende 2022 eine Milliarde Euro einzusparen, somit kaum helfen.