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Carsten Kengeter muss sich auf Einbußen einstellen, weil er als Börsenboss vorzeitig abtrat. Der neue Chef lernt aus den Fehlern seines Vorgängers.

Carsten Kengeter muss sich auf Einbußen einstellen, weil er als Börsenboss vorzeitig abtrat. Der neue Chef lernt aus den Fehlern seines Vorgängers.

Carsten Kengeter ist seit anderthalb Monaten nicht mehr Vorstandschef der Deutschen Börse. Dennoch drehen sich bei der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens am Mittwoch viele Fragen um den Ex. Denn Kengeter hat in seiner knapp dreijährigen Amtszeit als Börsenboss hohe Bonusansprüche erworben. Nun fragen sich viele, was mit diesem Geld passiert.

Dabei geht es zum einen um Kengeters variable Vergütung für das Jahr 2017. „Der Bonus wird deutlich unterhalb dem des letzten Jahres liegen, weil wir unsere Ziele nicht erreicht haben“, erklärt dazu Finanzchef Gregor Pottmeyer. Das gelte nicht nur für Kengeter, sondern für den gesamten Vorstand. Das Unternehmen hat die Erlöse und den Gewinn im vergangenen Jahr nicht so stark ausgebaut wie anvisiert.

Die deutlich spannendere Frage ist jedoch, was mit den virtuellen Aktien (Co-Performance-Shares) passiert, die Kengeter vor mehreren Jahren eingeräumt wurden. Ihr Wert hängt von der Entwicklung des Konzernüberschusses sowie der Aktienrendite der Deutschen Börse im Vergleich zu anderen Finanzkonzernen ab. Nach Berechnungen von Aktionärsberatern hätten Kengeter dabei im Extremfall 30 bis 40 Millionen Euro zufließen können.

Doch nach Willen der Deutschen Börse soll sich der Ex-Chef nun mit deutlich weniger begnügen. Das Unternehmen habe für das Programm zum Jahresende lediglich einen höheren einstelligen Millionen-Betrag zurückgestellt, sagte Pottmeyer. Das Programm sei auf fünf Jahre ausgelegt gewesen. Doch da Kengeter bereits nach knapp drei Jahren als Börsenboss abtrat, sollen ihm auch nur drei Fünftel des Programms ausbezahlt werden, erläuterte der Finanzchef. Ausgezahlt werden sollen die Co-Performance-Shares ab 2019.

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Kengeter hatte den Anspruch auf die Co-Performance-Shares im Dezember 2015 erworben, als er parallel mit eigenem Geld für 4,5 Millionen Euro Aktien der Deutschen Börse kaufte. Die Staatsanwaltschaft eröffnete wegen dieser Transaktion später ein Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen des Verdachts auf Insider-Handel. Sie wirft dem langjährigen Investmentbanker vor, damals bereits über eine Fusion mit der London Stock Exchange verhandelt zu haben. Der geplante Deal wurde rund zwei Monate nach Kengeters Aktienkauf publik – und ist inzwischen geplatzt.

Kengeter hat die Vorwürfe gegen sich stets zurückgewiesen. Und er ist Finanzkreisen zufolge auch mit dem Bonus-Paket nicht zufrieden, das ihm die Deutsche Börse nun anbietet. In den Verhandlungen lägen beide Seiten noch weit auseinander, sagten mehrere mit dem Thema vertraute Personen dem Handelsblatt. Auch der Ausgang des Insider-Verfahrens könne dabei noch eine Rolle spielen. Finanzchef Pottmeyer ging darauf nicht näher ein und erklärte lediglich, Details würden „zwischen dem Aufsichtsrat und Herrn Kengeter besprochen“. Von Kengeter war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Der neue Vorstandschef Theodor Weimer ist froh, dass er die Fragen zu Kengeters Bonus-Zahlungen auf der Bilanzpressekonferenz an seinen Finanzchef delegieren kann. Gleichwohl macht der seit Jahresanfang amtierende Börsenboss deutlich, dass er kein vergleichbares Bonus-Programm wie Kengeter haben möchte. Die Diskussion mit Aufsichtsratschef Joachim Faber über seine Vergütung habe keine zehn Minuten gedauert, weil dieses Thema für ihn nicht im Vordergrund stehe, machte Weimer deutlich. Eines sei jedoch klar gewesen: „Ich will kein Extra-Programm haben. Das stand nie zur Debatte. Aber ich hätte es auch nicht genommen.“

Papiere der Deutschen Börse will Weimer jedoch sehr wohl erwerben – und zwar in den Jahren 2018, 2019 und 2020 jeweils im Umfang seines jährlichen Fixgehalts von 1,5 Millionen Euro. Die Aktienkäufe würden an festgelegten Tagen im Juni über einen externen Dienstleister abgewickelt, kündigte der 58-Jährige an. „Da habe ich nichts mit zu tun.“

Weimer hat bei der Deutschen Börse seit seinem Amtsantritt bereits einiges verändert. Den erweiterten Vorstand des Unternehmens schaffte er kurzerhand ab. Auch den Chefjuristen, der im Zuge der Insider-Affäre in der Kritik stand, tauscht er aus. Weimer kündigte am Mittwoch weitere Veränderungen an. Das Unternehmen schaue sich Wachstumsfelder, Prozesse und Strukturen genau an. „Wir wollen mit dem Neuanfang auch durch mich im Jahr 2018 ein Jahr des Neubeginns für die Deutsche Börse haben.“

Bis zu einer Investoren-Veranstaltung am 30. Mai will der neue Chef zudem die Strategie des Unternehmens für die kommenden drei Jahre überarbeiten. Wachstum stehe dabei an erster Stelle, machte Weimer deutlich – warnte jedoch zugleich vor übertriebenen Erwartungen. „Erwarten Sie nicht große Würfe Ende Mai, es geht um solide Hausmannskost. Wir streben keine Revolution an nur um der Revolution willen.“