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Deutsche Börse stellt neuen Nachhaltigkeitsindex vor

Der Börsenbetreiber gibt ökologisch orientierten Anlegern einen neuen Index an die Hand. Im „Dax 50 ESG“ finden sich aber vor allem altbekannte Namen.

Kleine Brötchen backen sie bei der Deutschen Börse, einem der größten europäischen Börsenbetreiber, ungern. „Wir sind davon überzeugt: Der Dax 50 ESG wird der Standard für nachhaltige Investments in Deutschland“, erklärte Stephan Flägel am Mittwoch in Frankfurt.

Er leitet die Indexsparte bei der Börse-Tochter Qontigo, die unter anderem die Indexfamilien Dax und Euro Stoxx verwaltet. Nun gibt es einen Neuzugang: den Dax 50 ESG.

50 steht für die dort vertretenen Aktienunternehmen, 20 mehr als im großen Bruder, dem deutschen Leitindex Dax. ESG steht für ökologische, soziale und Governance-Kriterien, also Werte guter Unternehmensführung, die für die Aufnahme in den Index eine besonders große Rolle spielen sollen. „Der Index erfüllt die Kriterien, auf die institutionelle Investoren und Privatanleger heute gleichermaßen Wert legen“, verkündet Flägel.

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Heißt im Klartext: Anleger, die in deutsche Unternehmen investieren wollen, welche besonders ökologisch und verantwortlich wirtschaften, sollen künftig zum Dax 50 ESG greifen. Zumindest wenn es nach der Deutschen Börse geht. Schon in den kommenden Wochen wolle der erste Anbieter einen entsprechenden Fonds auflegen, der den Index nachzeichne, heißt es.

Stellt sich die Frage, welche Unternehmen im Dax 50 ESG Aufnahme finden. Ausgewählt werden die Unternehmen aus den 89 Werten der drei großen Indizes Dax, MDax und TecDax, also dem Leit-, dem Mittelwert- und dem Technologieindex der Deutschen Börse. Dabei existieren Ausschlusskriterien: Unternehmen, die sogenannte umstrittene Waffen herstellen, signifikant mit Kohle und Atomkraft wirtschaften sowie gravierende Governance-Probleme aufweisen, fallen raus.

Aufgrund dieses eng gefassten Negativkatalogs sind nur vier Dax-Unternehmen von vornherein durchgefallen: Nicht vertreten im neuen Index sind die Energieunternehmen Eon und RWE aufgrund ihrer Kohle- und Atomgeschäfte, MTU wegen seiner Militärproduktion und Volkswagen aufgrund der intransparenten Handhabung des Diesel-Skandals.

Marktkapitalisierung als wichtiges Kriterium

Die nach der Negativprüfung verbliebenen Kandidaten haben grundsätzlich die Chance, im Dax 50 ESG zu landen. Ausgewählt werden sie im Anschluss nach folgenden Kriterien: Marktkapitalisierung, Börsenumsatz und einer Nachhaltigkeitsbewertung, die die Deutsche Börse vom Spezialanbieter Sustainalytics bezieht.

Beispiel Dax-Unternehmen: Auf Basis dieser Positivkriterien haben nur drei Firmen des deutschen Leitindex den Einzug in den Dax 50 ESG verpasst: das Medizintechnikunternehmen Fresenius, der Wohnungskonzern Vonovia sowie der Zahlungsabwickler Wirecard. Warum, blieb unklar. Die genauen Gründe für den Nichteinzug konnten die Börse-Vertreter bei der Pressekonferenz am Mittwoch nicht erläutern.

Die verbliebene Riege des Dax, also 23 der 30 Werte, findet sich komplett im neuen Nachhaltigkeitsindex wieder. Das führt zur kuriosen Situation, dass die größten Werte im Dax auch die größten Werte im Dax 50 ESG darstellen: der Chemieriese Bayer, der mit der umstrittenen Monsanto-Übernahme kämpft, außerdem Allianz, SAP, Linde und Siemens. Prominent vertreten ist unter anderem auch der Autobauer Daimler, dem Diesel-Skandal zum Trotz.

Hauptgrund für dieses Bild ist laut Flägel die starke Gewichtung des Kriteriums Marktkapitalisierung: Diese sei von großen Investoren so an die Börse herangetragen worden, lautete seine Erklärung. In der Folge unterscheidet sich die Zusammensetzung des neuen Nachhaltigkeitsindex nicht grundlegend von der bisherigen Struktur im Dax, MDax und TecDax. Die Platzhirsche der deutschen Wirtschaft sind im neuen „Standard für nachhaltige Investments in Deutschland“ fast durchgängig inkludiert.

Kritik an diesem Konzept kommt von Umweltverbänden. So nennt Lia Polotzek, Finanzexpertin des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland den Ansatz der Deutschen Börse „Augenwischerei“. „Der neue Nachhaltigkeits-Index ist nichts weiter als eine grüne Verpackung. Durch den Index wird kein Transformationsprozess hin zu einer klima- und umweltfreundlichen Wirtschaft finanziert“, erklärt Polotzek gegenüber dem Handelsblatt.

„Enthalten sind umweltschädliche Chemie-, Zement- und Luftfahrtindustrie-Werte sowie mit BASF ein Unternehmen, dessen 100-prozentige Tochter Wintershall sich damit schmückt, größter deutscher Erdöl- und Erdgasproduzent zu sein. Das ist alles andere als nachhaltig“, so ihre Einschätzung.

Kristina Jeromin, Nachhaltigkeitschefin der Deutschen Börse, kann derlei Kritik grundsätzlich verstehen: „Die Finanzbranche ist Teil der gesellschaftlichen Nachhaltigkeitsdebatte und bildet diese ab. Veränderungen kann es nicht von heute auf morgen geben.“ Man habe sich bewusst dazu entschieden, mit dem Index die Breite des Marktes abzubilden – aber gleichzeitig ein besonderes Augenmerk auf Firmen gesetzt, die die Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise beförderten.

„Hätten wir alle Unternehmen herausgenommen, die nicht bereits heute die Erfordernisse des 1,5-Grad-Ziels beim Kampf gegen die Klimaerwärmung beachten, so wäre praktisch kein Wert mehr im neuen Index vertreten“, erklärt Jeromin. In den kommenden Jahren würden die ESG-Kriterien bei der Geldanlage jedoch zunehmend zum Standard werden.

Für 2020 plant die Deutsche Börse die Auflage einer zweistelligen Anzahl weiterer Nachhaltigkeitsindizes. Dann auch mit härteren Kriterien für besonders ökologisch orientierte Anleger, so das Versprechen in Frankfurt.