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Dax zeigt nach Verlusten noch keine Gegenwehr – Türkische Lira kollabiert weiter

Der Ausverkauf am gestrigen Montag war aus technischer Sicht ein schwerer Schlag ins Kontor. Nur eine wichtige Unterstützung wurde nicht durchbrochen.

Im Blick der Anleger bleibt die Entwicklung der Coronavirus-Pandemie. Foto: dpa
Im Blick der Anleger bleibt die Entwicklung der Coronavirus-Pandemie. Foto: dpa

Der deutsche Aktienmarkt zeigt nach den deutlichen Verlusten am Vortag keine Gegenwehr: Vormittags rutscht der Dax um weitere 0,8 Prozent auf 12.081 Zähler ab. Am Montag war der Index an der Frankfurter Börse um 3,7 Prozent 12.177 Zähler gefallen. Auf einem so niedrigen Stand hatte der Dax zuletzt Anfang Juli einen Handelstag beendet.

Der gestrige Börsentag war aus technischer Sicht ein schwerer Schlag ins Kontor. Während der gesamten Handelszeit fiel der deutsche Leitindex ungebremst, es gab nur wenige Käufer. Mit dem Rutsch auf 12.174 Zählern, dem gestrigen Tagestief, ist der Dax seit dem Corona-Hoch bei 13.460 Zählern rund zehn Prozent abgerutscht. Laut Markttechnik gelten Verluste von mehr als zehn Prozent als Korrektur, ein Einbruch um mehr als 20 Prozent als Bärenmarkt.

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Fast alle charttechnisch wichtigen Marken wurden am gestrigen Montag durchbrochen, lediglich die 200-Tagelinie hat gehalten. Diese Linie, die vor allem von langfristig orientierten Investoren beachtet wird, notiert derzeit bei 12.133 Zählern. Mit dem Rutsch unter den Bereich von 12.200 Zählern hat der deutsche Leitindex auch seine mehrmonatige Seitwärtsphase nach unten aufgelöst, ebenfalls ein Zeichen von Schwäche.

Dennoch könnte dieser Kursrutsch positive Folgen haben. Vielleicht war es der finale Ausverkauf, der die Grundlage für eine Forstsetzung der Rally bildet. Was sich zunächst widersprüchlich anhört, ist fester Bestandteil der Sentimentanalyse.

Nach längeren Seitwärtsphasen wie derzeit hat in der Vergangenheit erst eine extrem negative Stimmung, die in Richtung Panik geht, für einen Boden am Aktienmarkt gesorgt, von dem aus die Kurse wieder gestiegen sind. Bereits vor zwei Wochen warnte Sentimentexperte Stephan Heibel, der die wöchentliche Handelsblattumfrage Dax-Sentiment auswertet, vor solch einem Ausverkauf. „Ich gehe ich davon aus, dass wir weitere Kaufgelegenheiten präsentiert bekommen“, sagte er Mitte Oktober.

Hat der deutliche Kursrutsch für solch einen Stimmungsumschwung gesorgt? Eine Antwort wird erst die Auswertung der Dax-Sentimentumfrage am kommenden Montag geben können. (Hier können sich Anleger zur Dax-Sentimentumfrage anmelden.)

Doch warum ist Dax im Vergleich zu anderen Indizes zu deutlich gefallen? So fiel der Euro Stoxx 50 mit einem Minus von 2,9 Prozent deutlich weniger als die 3,7 Prozent, die das deutsche Börsenbarometer abrutschte.

Der Grund war die erneut gesenkte Jahresprognose des Softwarekonzerns SAP. Die Aktie rutschte um knapp 22 Prozent ab und zog als Dax-Wert mit der höchsten Marktkapitalisierung nicht nur den deutschen Leitindex ins Minus, sondern belastete auch die Kurse der anderen Indexmitglieder.

Doch ist solch ein Verhalten der Anleger gerechtfertigt? Da in dieser Woche viele Quartalszahlen veröffentlicht werden, dürfte es schnelle Antworten auf diese Frage geben.

In der Verhaltensökonomik bezeichnet man solch eine Reaktion als Repräsentativitätsirrtum. Was im Umkehrschluss bedeutet: Die Erwartungen der Anleger an die kommenden Quartalszahlen sind deutlich gesunken. Das dürfte tendenziell eher für steigende als für fallende Kurse sorgen, auch wenn es zu weiteren Enttäuschungen kommen dürfte.

Blick auf die Einzelwerte

SAP: Nach dem größten Kurssturz seit 1999 dreht die SAP-Aktie am heutigen Dienstag wieder ins Plus. Die Aktien des Software-Konzerns stiegen um 1,6 Prozent. Die zweite Prognosesenkung des laufenden Jahres hatte die Aktien des größten europäischen Softwarehauses zu Wochenanfang um 21,9 Prozent einbrechen lassen.

Covestro: Der Kunststoffkonzern Covestro hat im dritten Quartal unter dem Strich deutlich mehr verdient. Der Nettogewinn erhöhte sich um knapp 22 Prozent auf 179 Millionen Euro. Auch Finanzchef Thomas Toepfer hatte sich zuletzt optimistisch für das vierte Quartal gezeigt und einer breiten Erholung über alle Industrien sowie einer „soliden Verstetigung des Aufwärtstrends“ gesprochen. Auch die Preise zögen dank der anziehenden Nachfrage leicht an. Die Aktie gibt 1,1 Prouzent nach.

Brenntag: Die Anteilsscheine gewinnen 4,8 Prozent, nachdem der Essener Chemikalienhändler am Montag nach Börsenschluss in Frankfurt mitteilte, dass man weltweit etwa 100 Standorte schließen und rund 1300 Arbeitsplätze in den nächsten zwei Jahren abbauen wolle. Das Unternehmen gilt als Kandidat für den Dax-Aufstieg, wenn der Index auf 40 Mitglieder aufgestockt werden sollte.

Der Chemiedistributor Brenntag ist ein deutscher Weltmarktführer, der bei Produzenten große Mengen an Chemikalien kauft und sie dann in kleineren Mengen an Kunden ausliefert. Der Umsatz ist im zweiten Quartal 2020 um mehr als 13 Prozent eingebrochen. Seit dem Corona-Crash im März hat sich der Aktienkurs fast verdoppelt.

Schaeffler: Anteilsscheine des Auto- und Industriezulieferer Schaeffler steigen um 0,8 Prozent. Das SDax-Unternehmen aus Herzogenaurach hatte am Montagabend überraschend mitgeteilt, dank lukrativer Geschäfte mit der Autobranche besser durch die Corona-Krise zu kommen als erwartet.

Rational: Der Großküchenausrüster hat den Rückstand bei Umsatz und Gewinn im dritten Quartal verringert, dämpft aber die Erwartungen für das vierte Quartal. Der übliche Umsatzanstieg im vierten Quartal sei 2020 nicht zu erwarten, erklärte das Unternehmen. Budgets seien vielfach eingefroren, dazu komme die Unsicherheit in der Gastronomie wegen der Corona-Krise. „Eine seriöse Prognose ist jetzt, wo vielerorts strengere Maßnahmen angeordnet werden, nicht möglich“, sagte Vorstandschef Peter Stadelmann. Die Aktie kann aber 5,1 Prozent zulegen.

Nordex: Die Papiere steigen um 1,6 Prozent. Der Windturbinenhersteller hat einen Großauftrag in den USA erhalten. Der Hersteller wird einen Windpark in Texas ausstatten. Es ist bereits das zehnte Projekt der Nordex Group in der Region.

Blick auf andere Assetklassen

Der türkische Präsident Erdogan hat zum Boykott französischer Produkte aufgerufen. Spötter seiner Wirtschafts- und Finanzpolitik dürften ihm entgegen, dass sich nur noch wenige Türken solche Produkte leisten können.

Denn die türkische Lira kollabiert weiter. Bereits am gestrigen Montag kletterte der Dollar erstmals über die Marke von acht Lira, am heutigen Dienstag liegt der Kurs bei 8,1637 Lira. Auch der Euro ist mit 9,4602 Lira auf ein neues Rekordhoch geklettert.

Nachdem die türkische Zentralbank in der vergangenen Woche beschlossen hatte, ihren Leitzins nicht weiter anzuheben, steht fest: Der politische Druck der Regierung ist einfach zu groß, um die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, damit Inflationsausblick und Währung stabilisiert werden können.

Commerzbank-Devisenanalystin Esther Reichelt zieht aus den vergangenen Lira-Krisen folgende Erkenntnisse: Die Bereitschaft der Zentralbank, stabilisierende Notfallmaßnahmen zu ergreifen, steigt, je tiefer die Lira fällt. So erhöhten die Notenbanker im Jahr 2018 den Leitzins in zwei Schritten um 16 Prozentpunkte, nachdem die Lira über 40 Prozent ihres Wertes verloren hatte.

Doch dieser Schritt kostete im Sommer 2019 dem damaligen Zentralbankchef Murat Çetinkaya den Job. „Auch das spricht dafür, dass die Schmerzgrenze der aktuellen Währungshüter, eine Geldpolitik gegen den Willen der Regierung zu betreiben, eher noch höher sein dürfte als in der Vergangenheit“, meint Reichelt.

Seit Anfang des Jahres hat die Lira gegenüber dem Euro knapp 44 Prozent an Wert verloren. Doch ein Ende des Verfalls ist noch nicht in Sicht.

Was die Charttechnik sagt

Für den Dax geht es nun darum, den Bereich um 12.200 Punkte zu verteidigen. In dieser Zone liegen verschiedene Unterstützungen, die fast alle am gestrigen Handelstag durchbrochen wurden. Übrig geblieben ist nur die 200-Tagelinie bei 12.133 Zählern.

Nach Meinung der HSBC-Analysten würde sich aus einem Bruch dieser Bastion ein rechnerisches Abschlagspotential von gut 1.200 Punkten ergeben. Damit wäre ein Kursziel von rund 11.000 Punkten aktiviert. Doch noch ist es nicht soweit.

Auf der Oberseite wurde am Montag eine neue Abwärtskurslücke aufgerissen. Solche Abwärtskurslücken entstehen, wenn der tiefste Punkt eines Handelstags über der höchsten Notierung des Folgetags liegt.

Im konkreten Fall lag die tiefste Notierung am vergangenen Freitag bei 12.515 Zählern, der höchste Kurs am gestrigen Montag bei 12.405 Punkten. Laut Chartanalyse gilt dies als wichtiger Widerstand. Im konkreten Fall wäre dieser überwunden, wenn der Dax über 12.515 Zähler klettern würde.

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