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Kommt der XXL-Dax? Es wäre eine Revolution durch die Hintertür, und sie wäre richtig

Investoren plädieren für eine Umgestaltung des Dax – und liegen damit richtig. Eine Erweiterung des Indexes und härtere Auflagen würden auch ein altes Manko beheben.

Theodor Weimer hat seine Vorstellungen bereits vor zwei Jahren angedeutet. „Mögest du vielleicht darüber nachdenken, etwas breiter zu werden, es täte deiner Exklusivität keinen Abbruch“, gab der Vorstandschef der Deutschen Börse im Jahr 2018 als Ratschlag zum 30-jährigen Bestehen des Deutschen Aktienindexes kund.

Gut zwei Jahre später bietet sich nun die Gelegenheit, diesen Wunsch doch noch in die Realität umzusetzen. Denn der Skandal um Wirecard hat eine Diskussion über mögliche weitere Regeländerungen ausgelöst – und Fondsgesellschaften und Strategen geben die Richtung eindeutig vor: Sie machen sich mehrheitlich für eine Umgestaltung des deutschen Leitindexes stark.

So sehen ihre Vorstellungen vor, die Zahl der Dax-Firmen auf einen Schlag von 30 auf bis zu 40 zu erhöhen – und Profitabilität zu einer Einstiegsvoraussetzung für den Einzug in das wichtigste deutsche Börsensegment zu machen. Schon Ende September wird der Arbeitskreis Aktienindizes zusammenkommen, um über eine Reform zu beraten. Ende des Jahres könnten bereits die Änderungen verkündet werden.

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Kommt der XXL-Dax? Es wäre eine Revolution durch die Hintertür, und sie wäre richtig. Die Börse würde so eine seit Langem bestehende Unwucht beseitigen – und Lernfähigkeit beweisen. Denn bisher wählt die Deutsche Börse ihre Kandidaten vor allem nach quantitativen Kriterien aus, in erster Linie nach dem Börsenwert und Handelsumsatz.

Doch spätestens der Fall Wirecard hat klargemacht, dass es mehr braucht, um ein würdiger Vertreter für das Topsegment der Börse zu sein. Weimer sollte darum die Chance nutzen, die Eintrittsschwelle für den Dax zu erhöhen und gleichzeitig die Tür für eine notwendige Verjüngungskur der obersten Börsenliga zu öffnen. Von manchen Investoren wird über den Dax schon als Industriemuseum der deutschen Wirtschaft gespöttelt.

Das größte Gewicht im Dax haben nach wie vor Pharma- und Chemiekonzerne mit Bayer, BASF, Covestro und Merck. Auch die Autobranche ist mit den vier Werten Daimler, BMW, Volkswagen und Continental überrepräsentiert. Junge, aufstrebende Firmen sind dagegen im Börsenolymp kaum zu finden. Einer der Gründe dafür ist natürlich, dass Deutschland kein Silicon Valley hat. Aber in manchen Technologiezweigen können sich deutsche Unternehmen durchaus sehen lassen.

Der Dax braucht mehr Firmen – und härtere Vorgaben

So zählen der Duft- und Geschmacksstoffhersteller Symrise aus Holzminden, der Onlinehändler Zalando, das Biotechunternehmen Qiagen sowie der Kochbox-Versender HelloFresh zu den heißesten Kandidaten, die von einem solchen Schritt unmittelbar profitieren könnten. Ein Sprung auf 40 Firmen würde das Schaufenster der deutschen Wirtschaft mit einem Schlag deutlich moderner wirken lassen – und eine halbherzige Reform aus dem September 2018 vollenden.

Damals wurde zwar der Index für mittelgroße Unternehmen, MDax, von 50 auf 60 Werte erhöht und das Kleinwertesegment SDax von 50 auf 70 Werte aufgestockt. Doch beim Dax blieb damals alles beim Alten.

Das war jedoch im Nachhinein eine verpasste Gelegenheit. Der Dax braucht mehr Firmen – aber härtere Vorgaben. Als Gütekriterien für eine Dax-Zugehörigkeit sollte nicht nur die Wachstumskraft, sondern auch ein nachhaltiges und erprobtes Geschäftsmodell zählen.

Selbst in den USA hat die Begeisterung für junge Start-ups, die aber vor allem Geld verbrennen, merklich nachgelassen. Die gefloppten Börsengänge von Uber und der Börsenrückzug von WeWork zeigen das. Wer in den USA in den wichtigen S & P-500-Index aufgenommen werden will, muss vier Quartale in Folge einen Gewinn verzeichnen. Der Skandal um Wirecard sollte darum Anlass sein, die Einstiegskriterien deutlich zu verschärfen.

Der Dax würde sich deutlich zukunftsgewandter darstellen

Zugleich hätte es seine guten Seiten, wenn das Gesicht des Börsenindexes mit neuen, wachstumsstärkeren Firmen eine Verjüngungskur erhielte. So würde sich der Dax deutlich zukunftsgewandter darstellen. Die meisten der Dax-Aufstiegskandidaten sind nicht älter als 20 Jahre, fast alle wurden erst in diesem Jahrhundert gegründet.

Und auch für viele ausländische Investoren wäre der Schritt nachvollziehbar. Zumal Deutschland mit dem engen Dax 30 in Europa schon jetzt weitgehend allein dasteht. In Frankreich mit dem CAC40 und in Italien mit dem FTSE MIB umfassen die Top-Indizies längst 40 Werte, in London hat der FTSE sogar 100 Titel.

Nur in den USA gibt es mit dem ehrwürdigen Dow Jones eine vergleichbar knappe Zusammenstellung von Wertpapieren. In den Vereinigten Staaten ist indes inzwischen der wesentlich breiter gefasste S & P 500 zur bedeutenderen Richtschnur für die Anleger geworden – und dieser umfasst ein Vielfaches an Aktien. Die Deutsche Börse würde mit einer Erweiterung auf bis zu 40 Titel also nur nachvollziehen, was andere Börsen längst vorexerzieren. Das Wirecard-Debakel, das vielen Privatanlegern viel Geld gekostet hat, könnte auf diese Weise am Ende des Tages noch eine gute Seite für die Anleger haben.

„Never let a good crisis go to waste“, hat Winston Churchill einmal gesagt: Lass niemals eine Krise ungenutzt verstreichen. Es ist ein Rat, an den sich die Börse auch beim Dax halten sollte.