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Zweithöchster Tagesverlust: Dax stürzt um mehr als zwölf Prozent ab

Die Aktienmärkte stehen wegen der Coronakrise stark unter Druck. Foto: dpa

Hohe Verluste der US-Börsen und höhere Erwartungen an die Notenbank lassen den Index weiter abrutschen. 22 Dax-Werte haben ein Minus von mehr als zehn Prozent.

Der Dax findet keinen Halt. Nach einem Minus von sieben Prozent zum Handelsauftakt und anschließender leichter Erholung verliert das Börsenbarometer zum Handelsschluss 12,2 Prozent und notiert bei 9.161 Punkten. Zuletzt lag die Frankfurter Benchmark 2016 unterhalb von 10.000 Punkten.

Es war der zweitgrößte Tagesverlust in der Geschichte des Dax. Lediglich am 16. Oktober 1989 war das Minus mit 12,8 Prozent größer.

Schon bis zum gestrigen Mittwoch hatte das Börsenbarometer seit dem Beginn des Abwärtstrends am 24. Februar mehr als 3000 Punkte eingebüßt. Der Dax gab am Mittwoch 0,35 Prozent auf 10.437 Punkte nach.

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Offenbar hatten die Anleger von der EZB mehr erwartet. Denn der Einlagenzins im Euro-Raum soll vorerst bei minus 0,5 Prozent bleiben. Der Markt hatte aber eine Senkung um zehn Basispunkte eingepreist, was im Vergleich zu 2019 erstaunlich niedrig war. Im vergangenen Jahr wurden zeitweise Zinssenkungen von 20 Basispunkten bis Ende 2019, beziehungsweise sogar 30 Basispunkte bis Ende dieses Jahres eingepreist.

Die anderen Entscheidungen waren keine Überraschung. Die Notenbanker wollen bis Ende des Jahres zusätzliche Anleihenkäufe im Volumen von 120 Milliarden Euro tätigen und die Finanzbranche mit einem Maßnahmenpaket unterstützen. Dazu gehören unter anderem neue Notkredite für Banken.

Hinzu kommen die hohen Verluste an der Wall Street: Die Indizes Dow Jones, S & P 500 und Nasdaq verloren bis zu neun Prozent.

Ein Blick auf Top-Flop-Liste der Dax-30-Werte zeigt, wie groß die Panik unter den Investoren war: Die Topliste führt Linde mit einem Minus von 4,9 Prozent an. 22 Dax-Werte haben ein Minus von mehr als zehn Prozent. Die Daimler-Aktie verliert 18,85 Prozent.

Bankaktien stark betroffen

In Deutschland waren Bankaktien am Donnerstagnachmittag besonders stark vom allgemeinen Kursrutsch betroffen. Der Kurs der Deutschen Bank fiel um 18,4 Prozent auf ein neues Rekordtief von 4,87 Euro. Die größte deutsche Bank ist an der Börse gerade noch rund zehn Milliarden Euro wert. Auch die Commerzbank-Aktie rutschte um 20,4 Prozent ab, sie markierte ein neues Rekordtief von 3,06 Euro.

Die erneuten Kursverluste zeigen, wie stark die Coronakrise die Banken weltweit treffen könnte. Die Aktien der Deutschen Bank sind seit Jahresbeginn um 26 Prozent gefallen, die Titel der Commerzbank gar um 44 Prozent.

Auch die Kurse anderer europäischer Geldhäuser wie der niederländischen ING und der französischen Société Générale brachen zweistellig ein. Der Branchenindex, der Euro Stoxx Banks, gab am Donnerstagnachmittag um 15 Prozent nach.

Bei den italienischen Instituten ging es ebenfalls deutlich bergab. Unicredit-Papiere notierten 17,6 Prozent im Minus, sie fielen zeitweise auf 7,03 Euro. Intesa Sanpaolo sanken um 18 Prozent auf 1,48 Euro. Bei beiden Banken stiegen die Kosten für Kreditausfallversicherungen (die sogenannten Credit Default Swaps) deutlich an, wenn auch noch längst nicht auf das Niveau der Euro-Krisenjahre um 2011.

Angesichts der Tatsache, dass in Italien das öffentliche Leben zum Erliegen gekommen sind, rechnet die Ratingagentur Moody’s mit deutlich negativen Folgen für die heimischen Banken. Profitabilität und Kreditqualität italienischer Banken würden unter Druck geraten, zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg eine Einschätzung von Moody’s.

Eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage könnte demnach dafür sorgen, dass mehr Kredite ausfallen. Zudem würde es sich auf Gewinne auswirken, wenn es weniger Gebühren basierte Transaktionen gibt. Wenn Verbraucher mit Bank- und Kreditkarten zahlen, müssen Händler eine Gebühr bezahlen.

Dafür, dass die Coronakrise die Banken hart trifft, gibt es gleich mehrere Gründe – nur einer davon ist der mögliche Anstieg fauler Kredite. Dabei geht es vor allem um drei Wirkungsketten: Die Epidemie wird die Einnahmen belasten, weil sich die Kunden zurückhalten werden, egal ob es um das Geschäft mit Unternehmen, Privatkunden oder um das Asset- und Wealthmanagement geht.

Darüber hinaus droht eine höhere Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite, wenn Unternehmen in wirtschaftliche Probleme geraten. Dazu kommt, dass die Zinsen wahrscheinlich noch länger niedrig bleiben werden. Die Margen der Banken werden also stärker als bislang unter Druck geraten.

Die Banken mögen seit der Finanzkrise ihre Widerstandskraft deutlich gestärkt haben. Aber die massiven Verluste an der Börse zeigen, dass das Vertrauen in die Stabilität des Finanzsystems noch immer fragil ist.

Volatilität an den Märkten nimmt zu

In Deutschland steigt die Volatilität and den Aktienmärkten. Der Volatilitätsindex VDax, das Nervenbarometer der Börse, stieg am Donnerstag um 33 Prozent auf 71,05 Punkte. Damit notierte der VDax noch höher als am vergangenen Montag. Da hatte es den größten Kurssprung beim VDax gegeben, seitdem der Index berechnet wird. Das Angstbarometer stieg dabei um fast 57 Prozent auf 62,67 Punkte. Die neuen Höchstmarken haben historische Dimensionen: Lediglich während der Finanzkrise erreichte dieser Index mit 85,12 Punkten einen höheren Wert.

Je höher die Punkte, desto höhere Kursschwankungen erwarten die Anlageprofis in den kommenden Tagen und Wochen. Der Wert wird aus den tatsächlich an der Frankfurter Terminbörse gehandelten Optionen berechnet. Experten sprechen nach abrupten Anstiegen wie am vergangenen Montag von einem „Volatilitätspeak“.

Die Analysten der Düsseldorfer Bank HSBC haben derartige Ereignisse seit 2008 untersucht. Das Ergebnis: Neunmal gab es solche Volatilitätsausbrüche, achtmal lag der deutsche Leitindex zwölf Monate später deutlich höher. In den meisten Fällen stieg der deutsche Leitindex um mehr als 20 Prozent. Nur einmal, nach dem Peak im Februar 2018, lag der Dax zwölf Monate später mit 7,4 Prozent im Minus. Die erfreuliche Aussage hinter der Untersuchung: Nach derartigen Peaks beruhigt sich der deutsche Leitindex anschießend fast immer für einen längeren Zeitraum.

Auch am Markt für Kreditabsicherungen steigt die Nervosität deutlich an. Der „Markit iTraxx Europe Crossover“-Index, der als Barometer für die Absicherungskosten europäischer Unternehmen gilt, markierte am Donnerstagvormittag den höchsten Stand seit siebeneinhalb Jahren. Er kletterte um 65 auf 545 Basispunkte – Anfang Februar waren es noch 227 Basispunkte.

Die Furcht vor einem Konjunktureinbruch setzt auch den Kupferpreis unter Druck. Das Industriemetall verbilligte sich am Donnerstagmorgen um bis zu 2,2 Prozent auf 5406 Dollar je Tonne. Damit ist es so billig wie seit November 2016 nicht mehr.

Einzelwerte im Fokus

Lufthansa: Die Fluggesellschaft war am Donnerstagmorgen zwischenzeitlich einer der größten Verlierer im Dax. Das von den USA verhängte 30-tägige Einreiseverbote für Reisende aus dem Schengen-Raum dürfte sie besonders empfindlich treffen. Das Papier rutschte 14,4 Prozent ab auf 8,76 Euro. Nach Einschätzung von Daniel Röska, Analyst von Bernstein Research, wird das Einreiseverbot 3500 Flüge wöchentlich und bis zu 800.000 Passagiere betreffen. Der Luftverkehr zwischen dem Schengen-Raum in Europa und den USA komme damit zum Erliegen. Stark betroffen sein dürften neben der Lufthansa auch die US-Airlines Delta und United.

Wirecard: Wirecard-Aktionäre erlebten am Donnerstagvormittag ein Déjà-vu: Der Kurs des Zahlungsdienstleisters gab 17,9 Prozent nach. Die Aktie kostete 85,86 Euro und damit so viel wie vor einem Jahr. Damals war der Kurs nach Vorwürfen in der Niederlassung in Singapur auf bis zu 86 Euro eingebrochen, ehe anschließend eine Erholung einsetzte.

In den vergangenen Tagen hatten sich wieder vermehrt Hedgefonds positioniert, die im Fahrwasser der allgemein fallenden Notierungen auch bei Wirecard auf weiter sinkende Kurs setzen. So stockte laut „Bundesanzeiger“ der Londoner Hedgefonds Greenvale seine Netto-Leerverkaufsposition auf 0,55 Prozent des ausgegebenen Aktienkapitals auf – nach zuvor 0,47 Prozent. Tage davor hatte der amerikanische Investor Coatue von 0,46 Prozent auf 0,55 Prozent erhöht. Dagegen reduzierte der Hedgefonds Marshall Wace seine Position leicht von 0,85 Prozent auf 0,77 Prozent.

RWE: Der Energiekonzern hat an diesem Donnerstag Zahlen vorgelegt. Er hat im abgelaufenen Geschäftsjahr vor allem vom Energiehandel und seinem Gasgeschäft profitiert. Der bereinigte Gewinn verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr von 591 Millionen auf 1,2 Milliarden Euro. Außerdem schlägt der Konzern für 2019 eine Dividende von 80 Cent vor, das wären zehn Cent mehr als im Vorjahr. Trotzdem verlor die Aktie 17,3 Prozent.

Was die Charttechnik sagt

In den vergangenen 15 Handelstagen ist der deutsche Aktienindex 13 Mal mit einem Minus aus dem Handel gegangen. Von einer Stabilisierung ist das Aktienbarometer also unverändert weit entfernt. Charttechnik und fundamentale Gründe spielen bei Investoren derzeit keine Rolle. Gregor Bauer, unabhängiger Portfoliomanager und Vorsitzender der Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands, sagt: „Genau das ist ein Zeichen für die Panik, ebenso wie das Phänomen, dass Investoren in ihren Verkäufen kaum noch nach Branchen oder Unternehmen unterscheiden. Es ist noch kein Ende des Ausverkaufs abzusehen“.

Charttechnisch gesehen haben wir einen Bärenmarkt, da die großen Indizes mittlerweile mehr als 20 Prozent unter ihren Allzeithochs notieren. „Die Frage ist nur, wie lange dieser Abwärtstrend anhält“, meint Bauer. Irgendwann werde die Ausbreitung des Virus abebben. Erst dann werde sich zeigen, wie die Situation in den Unternehmen wirklich aussieht. Seiner Meinung nach könnte sich wie schon so oft in Krisen zeigen, dass die Aktien bis dahin in der allgemeinen Panik übertrieben stark verkauft wurden. Dies wäre der ideale Einstiegszeitpunkt für Anleger. Noch sei jedoch nicht konkret absehbar, wann die Virus-Panik ausgestanden ist.

Handelsblatt-Analystencheck

Die DZ Bank hat die Hannover Rück nach Jahreszahlen von „verkaufen“ auf „halten“ hochgestuft, den fairen Wert aber von 152 auf 145 Euro gesenkt. Der Rückversicherer profitiere von einem insgesamt moderat besseren Preisumfeld, schrieb Analyst Thorsten Wenzel in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Negativ seien aber die gestiegene Schadeninflation in den USA sowie das wieder gefallene Zinsniveau. Angesichts der Coronavirus-Krise sei Hannover Rück recht robust aufgestellt und könne als „sicherer Hafen“ gelten.

Hier geht es zum Handelsblatt-Analystencheck.

Mit Agenturmaterial.

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