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Credit Suisse kämpft an allen Fronten - verlorenes Jahr droht

(Bloomberg) -- Als Ulrich Körner im Oktober seinen Plan zur Rettung der Credit Suisse Group AG vorstellte, versprach der neue Chef, eine “neue” Bank zu schaffen. Dass es ihm in der Folge nicht gelang, den Kundenschwund umzukehren, lässt Zweifel aufkommen, ob “neu” auch “besser” bedeutet.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Die Credit Suisse hat im letzten Quartal des vergangenen Jahres 111 Milliarden Franken an Kundengeldern verloren. Der Großteil davon verschwand im Vorfeld von Körners großer Strategiepräsentation vom 27. Oktober. Doch trotz einer fieberhaften Kampagne, bei der Zehntausende von vermögenden Kunden in aller Welt durchgerufen wurden, meldete die Bank zum Jahresende sogar noch 30 Milliarden Franken mehr an Abflüssen.

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Unterdessen bleiben die Pläne für die ausgegliederte Investmentbank First Boston vage, und die Abwanderungswelle bedeutet, dass im Kerngeschäft Wealth Management die Basis für künftige Profite dauerhaft kleiner wird. Der im Oktober begonnene Umbau ist auf dem Papier zwar auf drei Jahre angesetzt, doch klar ist, dass Körner und Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann viel weniger Zeit haben, bevor Investoren eine noch radikalere Lösung fordern.

“Die Bank muss sich jetzt wirklich darauf konzentrieren, das Vertrauen zurückzugewinnen und die Kampagne fortzusetzen, um alle Kunden zu erreichen”, sagt Andreas Venditti, Analyst bei der Bank Vontobel in Zürich. “Aber wenn das nicht funktioniert und die Erträge nicht wieder steigen, brauchen sie einen Plan B.”

Es gibt zwar keine Anzeichen dafür, dass die Credit Suisse bereits an einer Revision der Revision arbeitet, aber an Ideen mangelt es nicht. Die Bank hat in der Vergangenheit erwogen, sich von der Schweizer Bank oder dem Asset Management zu trennen, sie könnte die Investmentbank noch stärker zurückschneiden oder ganze Geschäftsbereiche schließen.

Als sich die Deutsche Bank AG vor einigen Jahren in einer ähnlich schwierigen Lage befand, entschloss sie sich zu dem drastischen Schritt, den gesamten Aktienhandel zu veräußern. Außerdem stellte sie für zwei Jahre die Dividenden ein und baute rund 7.000 Stellen ab. Die Restrukturierung, die Anfang dieses Jahres offiziell abgeschlossen wurde, gilt zwar weithin als erfolgreich, ist aber vor allem dem Rückenwind zu verdanken, den der weltweite Boom im Handelsgeschäft und in jüngster Zeit die Zinswende verschaffte.

Der niedrige Aktienkurs der Credit Suisse könnte erneut Konkurrenten anlocken, die an einer Übernahme interessiert sind. Lokalrivale UBS Group AG und Deutsche Bank haben in den letzten Jahren beide mit diesem Gedanken gespielt.

Es wird ein steiniger Weg für Körner, ein solches Szenario zu verhindern. Zwar konnte er einige Kunden überzeugen, ihr Geld zurückzubringen, aber viele zögern und einige sind wahrscheinlich für immer weg — trotz der Kampagne der Bank und der “wettbewerbsfähigen” Konditionen, wie er am Donnerstag sagte. Als Analysten und Journalisten ihn immer wieder mit der Frage löcherten, wie viele Kunden zurückkehren würden, konnte er nur mit den Schultern zucken.

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Die Einlagenflucht hat das verwaltete Vermögen schrumpfen lassen, und damit auch Zinsüberschüsse und Gebühren. Auch deshalb erwartet die Credit Suisse in diesem Jahr einen “erheblichen” Vorsteuerverlust. Körner bekräftigte zwar, dass im Jahr 2024 wieder Gewinne zu sehen sein würden, betonte aber die notwendige Umsetzung des Sanierungsplans und die “langfristige Attraktivität” für die Aktionäre. Schon 2022 wurde als Übergangsjahr zu einer profitableren Credit Suisse bezeichnet - ein Etikett, das nun auch für 2023 gilt.

Unterdessen hat Körner die Mitarbeiter frustriert mit der Entscheidung, den ohnehin schon reduzierten Bonuspool noch einmal um die Hälfte zu kürzen. Dadurch wird es für die Credit Suisse noch schwieriger, die Abwanderung von Mitarbeitern einzudämmen, unter der sie seit einiger Zeit leidet, obwohl sie Maßnahmen wie die Verabschiedung eines “Transformationspreises” ergriffen hat, um das Problem anzugehen.

Freilich gibt es auch Fortschritte. Die Credit Suisse hat mit einer Kapitalerhöhung und der Ausgabe neuer Anleihen ihre Bilanz gestärkt. Der Aktienverkauf führte freilich auch zu einer starken Verwässerung, da er sehr niedrig bepreist war. Und die Anleihen mussten zu Zinssätzen verkauft werden, die denen von Ramsch-Emittenten ähneln.

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Bei Kostensenkungen und Stellenabbau ist die Bank auf Kurs. Die Arbeit an der CS First Boston geht weiter, wobei auch hier wichtige Fragen wie die genaue Größe und der Ankerinvestor von außen noch unklar sind. Seit Anfang des Jahres kommen auch Kundengelder wieder vermehrt zurück. “Das deutet darauf hin, dass die Maßnahmen des Managements die Marktunsicherheit verringern, was für den endgültigen Turnaround des Unternehmens von größter Bedeutung ist”, so Anna Lozmann, Analystin bei S&P Global.

Die letzten drei Monate haben gezeigt, dass der Zeitplan für die Rettung der Credit Suisse wahrscheinlich kürzer bemessen sein wird, als Körner und Lehmann sich das wünschen.

“Das Management setzt alles um, was es angekündigt hat, und zwar innerhalb des besprochenen Zeitrahmens und in einigen Bereichen sogar etwas schneller als erwartet”, sagt Kian Abouhossein, Bankanalyst bei JPMorgan in London. “Das Problem bleibt, dass die Verschlechterung des Geschäfts sowohl im Wealth Management als auch in der Investmentbank schneller verläuft als erwartet.”

Überschrift des Artikels im Original:Credit Suisse CEO Fights on All Fronts as Bank Faces Lost Year

(Wiederholung von Samstag)

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